Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: Race for the Galaxy

Heimat überall

by Nicole

Willkommen zurück zur Nördspiel 2020, Ableger Vierkirchen! Na, gut geschlafen? Nichts geht übers eigene Bett.

Der Feiertag: In Nördlingen spielen wir spätestens am Donnerstag, dem ersten vollen Tag, die eine oder andere Monate im voraus vereinbarte Partie. Fünf Tage sind kurz, besonders wenn die Mitspieler ebenfalls eine Liste mit Spieleverabredungen haben. In Vierkirchen ist das anders. Es gibt keine Konkurrenzpartien, wir müssen uns nicht in irgendwelche Terminpläne einpassen. Und auf die Spielerzahl brauchen wir auch nicht zu achten. Die wird sich bis Sonntagabend und darüber hinaus nicht ändern.

Res Arcana: Heuer durfte man erstmals Vorschläge für die Spiele der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel einschicken. Ich empfahl das Tom-Lehmann-Spiel von 2019. Es wurde nicht genommen. Res Arcana ist ein schnelles Spiel, in dem sich mit wenig Karten viele Möglichkeiten auftun. Es gibt Leute, die möchten eine Erweiterung. Ich finde es perfekt, wie es ist. Und diesmal verhilft mir meine Zwergenmine gegen Florians Alchemistenturm kombiniert mit der Versunkenen Schiff zu einem 10:9-Sieg.

Nördspiel 2020 Vierkirchen, zweiter Tag

Nördspiel 2020 Vierkirchen, zweiter Tag

Race for the Galaxy: Tom Lehmann hat noch ein großartiges Spiel gemacht, ein paar Jahre vor Res Arcana und ohne Ressourcen. Bei mir läuft es prima, bei Florian besser. Er kann‘s einfach. Wir haben Race schon im Frankreichurlaub mit unseren Neffen gespielt, als die beiden noch zur Schule gingen. Und seitdem immer wieder, auch immer wieder gerne in Nördlingen. Ein Stück Heimat, egal ob im Ries, in Vierkirchen oder der Normandie.

Vor den Toren von Loyang: Ein langes Brettspielwochenende ohne Rosenberg ist wie Kniffel ohne Würfel. Da fehlt was. Oft kam Caverna auf den Tisch, zuletzt auch Nusfjord. Wir entscheiden uns für Loyang mit seinem entzückenden Holzgemüse und dem Gefühl, nie genug davon für all die Kunden organisieren zu können, die man glücklich machen will. Ich hatte es schon lange nicht mehr gespielt. Jetzt will ich es recht bald wieder angehen, um zu sehen, ob ich vielleicht doch das Zeug zur Agrarökonomin habe.

Vierkirchner Nördspiel 2020

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April 2020: Bericht muss entfallen

by Florian

Nein, ich kann nichts schreiben. Diesen Monat habe ich nichts zu erzählen. Immer die gleichen alten Spiele. Und die neuen Spiele sind auch wie die alten. Und ab der zweiten Partie nicht mehr neu. Und immer habe ich nur daheim gespielt, im Vierkirchner Wohnzimmer. Immer mit derselben Mitspielerin. Nicht dass ich mich beschweren möchte. Manche sitzen schließlich ganz ohne Mitspieler in ihrer Wohnung und vermissen ihren wöchentlichen Brettspieltreff.

Race for the Galaxy

Was könnte ich schon erzählen? Hey, wir haben Race gespielt. Ein Spiel, über das hier im Blog jede Menge dummes Zeug steht. Und andernorts erst …

Ich könnte euch schildern, wie ich heute die verlorene Partie herumgerissen habe. In der es von Anfang an schlecht für mich lief. Und gut für Nicole. Ständig habe ich erkundet, meist +5. Auf der Suche nach militärischer Stärke. Auf der Suche nach Militärwelten. Gefühlt war es nie genug.

Selbst in der letzten Runde habe ich mit der Hand voll wertloser Karten Erkunden +5 und Entwickeln gespielt. Mein Vorsatz: Die beste 6er-Entwicklung, die ich erwische, baue ich. Es kam die neue galaktische Ordnung, die zu meiner unsichtbaren Festung passte. Wir zählten. Das Spiel stand auf dem Kopf. 42 zu 39 für mich.

Ja, die Geschichte könnte ich euch erzählen. Ausgerechnet 42 Punkte! Das alles konnte kein Zufall sein. Aber würdet ihr das lesen wollen, dummes Zeug über Race for the Galaxy?

Der Herr der Ringe – das Kartenspiel

Ich könnte euch einmal mehr von diesem Living Card Game vorschwärmen. Sicher, das Herr der Ringe-Kartenspiel lässt FFG in China herstellen, und die internationalen Warenflüsse sind mit Schuld an der schnellen Verbreitung des Virus. Und sicher kennt ihr dieses Spiel entweder aus eigener Erfahrung und habt viel bessere Kartenkombos als wir, oder ihr scrollt eh jeden Monat über meine begeisterten Berichte hinweg, weil ihr es nicht mehr hören könnt und so ein LCG außerdem auf niedrige Sammelinstinkte setzt und viel zu teuer kommt, oder weil Arkham Horror LCG eurer Meinung nach die besseren Szenarien hat.

Ist ja gut. Lasst uns nicht streiten.

Carcassonne

Einen Geheimtipp würde ich noch loswerden. Carcassonne. Schon davon gehört? Spiel des Jahres 2001. Klaus-Jürgen Wrede. Innovativer Mechanismus: Plättchen legen, Figuren abstellen, werten.

Nein, nicht so. Natürlich kennt ihr Carcassonne. Aber ganz neu ist die offizielle Solo-Variante, und die ist noch besser als die inoffiziellen, die ich auch schon Dutzende Male gespielt habe. Die ist so schwer, dass ich mich mit so bescheidenen Punktzahlen abfinden musste, dass ich sie nicht veröffentlichen kann. Und schwer ist bei solo immer gut.

Aber wenn ihr selbst auch gern solo spielt, habt ihr sicher davon gehört, die Variante vielleicht sogar ausprobiert? Es war zu befürchten. Oder alles ist anders, und es geht euch wie diesem Spielbox-Kritiker, der die 7 (von 10) für die Durchschnittsnote hält – und Solospiele für dämlich.

So oder so, mit Carcassonne solo brauche ich euch wahrscheinlich auch nicht zu kommen.

Kneipenquiz

Ich könnte sogar von einem Spieleabend in großer Runde erzählen. Kneipenquiz zu acht, dazu eine Spielleiterin. Kein Problem mit Mindestabstand. Sandra hat’s auf Twitter angeleiert. Sie macht das jede Woche. Über Discord.

Ich hätte auch gar nichts Schlechtes zu sagen. Es war nett. Etwas schade, dass man die Leute nicht sehen konnte, die man da kennenlernte und mit denen man im Team war. Aber hmm, Kneipenquiz übers Chatprogramm? Mit fremden Leuten und ohne Smalltalk? Ohne Bier, oder zumindest ohne Anstoßen?

Das alles fühlte sich seltsam an. Das Schlimmste waren aber einige Quizfragen, die ich kannte. Wir haben das Kneipenquiz ja auch schon öfter gespielt, und einige Fragen hatte ich garantiert schon einmal gehabt, das wusste ich sicher.

Aber die Antworten, die wusste ich nicht mehr. Darum breite ich über die Geschichte auch lieber den Mantel des Schweigens.

Vielleicht nächsten Monat wieder.

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So viel zu wenig Zeit

by Nicole

Vindication und Herr-der-Ringe-Kartenspiel mit Tilo, Speicherstadt, Endeavor, Snowdonia und natürlich Race for the Galaxy mit Thomas, Goa, Fürsten von Florenz und A Brief History of the World mit Carsten, Steam sowohl mit Thomas, als auch mit Carsten: Flori und ich haben ganz schön viele Verabredungen getroffen für die vier Tage, die Nördspiel 2019 dauert. Wir halten sie längst nicht alle ein, genießen aber auch andere Spiele, ich Azul, Gaja Project und Thurn und Taxis, Flori sein geliebtes Dungeon Saga.

Das geht gar nicht alles

Nach 115 heißen Radkilometern schaffen wir es am 19. Juni, rechtzeitig zu Michaels Rede um 17.30 Uhr den großen und hellen Raum im Jufa-Hotel zu betreten, der bis Sonntag unser Lieblingsaufenthaltsort sein wird. Michael hat nicht nur wieder alles top organisiert und dazu eine tägliche Versorgung mit Gratiswasser herausgehandelt. Er denkt auch schon an 2020 und 2021. Als das Brainstorming vorbei ist, gibt es Essen. Nach dem Gulasch geht für uns die Spielerei los. Um nicht in den To-do-Listen-Modus zu verfallen, starten wir mit Nusfjord. Einem Rosenberg-Spiel, dem Thomas eine zweite Chance gibt und das Tilo gerne lernen möchte. Tilo versteht schnell und hat am Ende am meisten aus Fisch, Holz und Gold gemacht.

Danach wollen Tilo, Flori und ich unsere Herr der Ringe-Decks erst mal nur zusammenbauen, dann probieren wir sie doch gleich aus und stürzen uns „In die schwarze Grube“. Nicht einmal mein Lieblingszwerg Dain Eisenfuß kann uns im Angesicht der vielen Orte helfen, die wir erkunden müssten. Wir scheitern, verbessern unsere Decks – und spielen bis zum Abschiednehmen am Sonntag kein einziges Mal mehr Herr der Ringe.

Nicht, weil wir nicht wollen. Es gibt nur so viele andere Spiele zu spielen. Tilo zum Beispiel hat zwischendrin eine ganztägige Kolonisten-Verabredung. Uns steht mehr der Sinn nach Kürzerem. So wie Steam. Dazu kommen wir sogar zweimal. Erst beliefern wir Ted Alspachs „America“ mit Warenwürfeln, immer nur einen pro Runde. Auf der Karte startet man mit Lokreichweite sechs, was alles leichter macht. Ich komme inzwischen mit dem Addieren der Streckenbaukosten besser zurecht, mache es mir an der Westküste gemütlich und freue mich wie ein Schnitzel, als ich am Ende vor den drei Eisenbahnspiel-Profis lande.

In der zweiten Partie am übernächsten Tag probieren wir die Rückseite aus und tun uns in Alspachs „Europe“ um, wo die Donau nicht durch Wien fließt. Carsten erschließt die iberische Halbinsel, ich baue den Tunnel nach Großbritannien als essentiellen Bestandteil meiner Direktverbindung Dublin-Sarajewo. Am besten jedoch funktioniert Floris mitteleuropäischer Kreisel.

Ein Race geht immer

Was immer geht, ist ein Race. Um zu überbrücken, dass Tilo noch frühstückt, während Thomas und ich auf seine Erläuterungen zu Vindication warten. Schließlich kegeln wir uns selbst aus der Kickstarter-Runde, doch unsere Plätze sind schnell besetzt. Thomas gewinnt die zweite Race-Partie, dann zeigt uns sein Sohn Florian, wie man Endeavor spielt, mit Kolonien-Erweiterung.

Ein weiteres Race findet statt, weil Thomas noch in einer Game-of-Thrones-Kartenspiel-Partie steckt und die A Brief History of the World-Runde auf ihn warten muss. Zur Strafe bekommt er Grün. Gelb habe ich mir gesichert. Ich spiele dieses Rumklopp- und Dumme-Sprüche-reiß-Spiel zum dritten Mal und zum ersten Mal zu sechst. Zur Brief-History-Besetzung aus dem Herbst haben sich Thomas K. und Thomas B. gesellt.

Wir weichen ein klein wenig vom historischen Vorbild ab. Diesmal ist es Alexander der Große, der die Elefanten über die Alpen treibt. Die Chinesische Mauer bleibt ungebaut, weil sich dort gerade die Falschen niedergelassen haben. Die Turanian Plain bekommt zwei Epochen lang null Aufmerksamkeit, dann entwickelt sie sich zum Hotspot. Ragnar-Mausi Lodbrok kann zwar mit seinen sechs Wikinger-Armeen nicht viel reißen, schickt aber den Schwarzen Tod voraus und nimmt dann ein leeres Europa ein. Dschingis Khan reitet zur Musik der gleichnamigen Band durch die Steppe, was die Ganz schön clever-Runde am Nebentisch ein wenig irritiert. Und schließlich findet die letzte Epoche ohne die Deutschen statt, als ob sie nicht den Ersten und Zweiten Weltkrieg losgetreten hätten.

Fünf spielen Brief History

Late Night History of the World

Mitternacht ist vorbei, als die Japaner ihre letzten Punkte gezählt haben. Zeit für den Absacker der Nördspiel 2019: Just One. Erobern hat Geisteskraft gekostet. Mit Glück schaffen wir es, nicht mit null Punkten aufzuhören. Glück ist zum Beispiel, dass Thorsten aus „Ereignis“ und „Thesen“ nach etwas Nachdenken „Reformation“ folgert. Die beiden identischen Hinweise, die ihm vorenthalten werden, lauten übrigens nicht etwa „Luther“, sondern „Zwingli“. Ich hätte mit dem Namen des Schweizers nichts anfangen können. Ich hatte aber auch schon in einer anderen Runde massive Probleme mit „Zungenreden“ und „Vézelay“. Letzterer Begriff wies auf einen gemeinsamen Urlaub von Flori und mir hin. Vergebens, ans Tympanon mit dem Pfingstwunder konnte ich mich partout nicht mehr erinnern. Hilfreicher waren „christlich“, „Montag“ und „Schulferien“.

Just One ist wunderbar dynamisch und kommt ohne große Grübeleien aus. Decrypto ist da ein anderes Kaliber, Codenames kombiniert mit Captain Sonar. Es ist das letzte Spiel des Wochenendes, nach unserem heißgeliebten Snowdonia. Mit Florian, der entschieden besser Kontinente in Endeavor entdecken kann, als das bisschen Geröll auf dem Weg zum Mount Snowdon wegzuräumen. Carsten nutzt die Partie zur Vorbereitung seines nächsten Urlaubs. Zumindest im Spiel herrscht überwiegend Nebel. Thomas und Flori holen sich diesmal die fähigsten Arbeiter aus dem Pub und kommen als Einzige über 100 Punkte.

Zurück zu Decrypto: klasse Sache. Muss ausgebaut werden. Also, Carsten, bring es bitte unbedingt im Herbst nach Reimlingen mit!

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Zu früh zu gierig

by Nicole

Der Zeitplan ist eng: Eine Stunde vor Beginn des Spieletreffs sollen wir aus Erlangen zurück sein. Daraus wird nichts, zwischen Baar-Ebenhausen und Rohrbach hat eine Gruppe von 15 Personen nichts Besseres zu tun, als auf den Gleisen herumzuturnen. Die Bundespolizei kommt, der Zug fährt auf Sicht. Es reicht nicht mehr, um zu Hause schnell noch die Anleitung von Notre-Dame zu lesen.

Bocksprünge im Weltraum

Macht nichts, Michael will nämlich nur etwas Kurzes spielen. Wir einigen uns auf Race For The Galaxy. 2014 war es Regvor-Kartenspiel, seitdem hat er es nicht mehr ausgepackt. Christian ist hingegen extrem regelsicher, während ich dazu tendiere, es mit der Würfelvariante Roll For The Galaxy durcheinanderzubringen. Lukas tauscht mit Christian die Anfangswelt. Christian mag kein Militär, Lukas schon. Er gewinnt mit 36 Punkten vor Michael, der rasch wieder reinfindet, Christian und mir.

Aus dem Weltraum ab in den Sonnentempel. Michael hätte gerne Yucatá ausprobiert, den Namensgeber der Spielewebsite, zu der auch er in diesem Winter gefunden hat. Doch er hat keine Zeit mehr. Die Regeln sind so einfach, dass das Erklären schneller geht als der Aufbau. Erst legen wir eine böse Falle (Kintaya), dann einen kleinen Bocksprung (Ayunito) und schließlich den rauen Wind (Zattopusta), der Christian glatt umpustet. Zu früh zu gierig und dann voll die blauen Steine abgeräumt. Die Erfahrung macht jeder von uns mindestens einmal.

Weltraum, Maya – fehlt noch was in der Mitte: Port Royal mit Piraten und Kapitänen, Witzbolden und Matrosen. Als Christian eine Sechs-Punkte-Expedition abschließen kann, ist die erste Partie auf einmal vorbei. In der zweiten sind meine beiden Fräulein kombiniert mit zwei Admirälen unschlagbar.

Feuerwerk für Bosse

Lukas wird abgeholt, Christian geht ebenfalls. Ich schaue beim Hanabi-Tisch zu. Da sitzen zwei, die am nächsten Morgen um 8 Uhr Deutsch-Abitur schreiben. Philipp und Debütantin Jessica haben sich erst mit Bang – The Dice Game abgelenkt, dann Seven Wonders errichtet und arbeiten jetzt an einem phänomenalen Feuerwerk. Florian hilft mit. Er hat zuvor Big Boss kennengelernt.

Tom hatte die große, rosafarbene, abgenutzte Box dabei. Das Wolfgang-Kramer-Spiel gibt es längst nicht mehr zu kaufen. Florian wird Letzter, sagt aber, es habe ihm trotzdem Spaß gemacht. Vor ihm platziert sich Claudia, ein Neuzugang, der schon ganz lange mal vorbeikommen wollte und es nun endlich geschafft hat. Da sie sich gleich nach Big Boss verabschiedet, wie auch Vincent und Tom, wissen wir nicht, ob es Claudia bei uns gefallen hat. Das nächste Mal vielleicht etwas Neueres? Zum Beispiel Royal Goods – eine kleine Schachtel, die leicht unbeachtet bleibt, aber kein so kleines Spiel.

Das Angebot gilt auch für Enrico. Zweimal hat er uns beehrt, am ersten Maimontag aber gefehlt. Falls er nicht unbedingt etwas unverbraucht Frisches aufbauen will, spiele ich gerne noch einmal Auf den Spuren von Marco Polo mit ihm und Christian. Das aber wahrscheinlich erst im Juni, denn jetzt kommen erst einmal die Pfingstferien und der Spielertreff pausiert. Schade eigentlich, ich hätte Zeit.

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Unterwegs gespielt im September 2015

by Florian

Im September verpassten Nicole und ich zwei Spieleabende in Vierkirchen. Wir verlängerten den Sommer, indem wir Umbrien bereisten. Natürlich mit einigen Spielen im Gepäck.

Als Radreisende hatten wir hingegen nicht allzu viel Kleidung dabei. So suchten wir wenigstens einmal einen Waschsalon auf, an einem Samstaggmorgen in Perugia. Die Wartezeit überbrückten wir mit der einzigen Hanabi-Partie des Urlaubs.

Wir haben sie sogar gewonnen. Dazu trug bei, dass wir an diesem Samstagmorgen die Einzigen in diesem Waschsalon waren. Wir entdeckten auch weitere Mitteilungsformen, beispielsweise die Option, dem anderen eine neue Information zu geben, indem man bekannte Dinge wiederholt. Doch, wirklich!

Hanabi im Waschsalon

Hanabi im Waschsalon

Auch Race for the Galaxy spielten wir nur ein einziges Mal – in der Schweinswürstel-, Trüffel- und Linsen-Stadt Norcia. Die Tage waren einfach zu voll: Vormittags mit dem Rad zur nächsten Stadt, nachmittags Swimmingpool und Sightseeing, abends ausgiebig essen und spazierengehen. Italien zwängte uns seinen eigenen Rhythmus auf.

Im Oktober wird nun wieder mehr gespielt. Zum Beispiel gleich am Montag im Vierkirchner Pfarrsaal. Nicole bringt die Sonne in Form des Hans-im-Glück-Spiels Helios mit.

Gelobtes Lucca

by Nicole

Kaum kommen wir einen halben Augenblick zu spät, hat sich schon eine große Jenga-Runde gefunden. In Erwartung weiterer Mitspieler überbrücken sie zu acht die Anfangsminuten. Fast sieht es so aus, als ob Anna uns zuliebe für ein schnelles Ende sorgen würde, doch unendlich behutsam löst sie den Holzklotz, ohne dass alles in sich zusammenfällt.

Nun gut, das kann dauern, da sind Profis am Werk. Florian und ich entscheiden schnell, dass wir die Wartezeit ebenfalls nutzen. Für ein flottes Port Royal zu zweit. Meine Chance, nicht schon wieder Vierte zu werden, ist also glänzend.

Profis am Werk

Profis am Werk

Nicht mal Zweite werde ich, wir brechen ab, als Jochen auftaucht. Er will sich Carrara erklären lassen, und wir sind nur allzu bereit. Der Verlag empfiehlt, das Spiel mehrmals in der Grundversion zu üben, bevor man die Erweiterung ausprobiert. Doch Jochen ist ja nicht dumm. Der kapiert das auch so. Drei Gebäude, die fünf oder mehr Steine kosten, brauchen wir, dazu ein Achter-Bauwerk. Das passt gut zusammen, macht zwei Fünfer und einen Achter. Dazu ein Holzobjekt-Vierling. Und in der Schlusswertung werden nochmals die billigsten Gebäude jeder Art gewertet. Alles klar?

Ich habe gerade die Scheibe zum ersten Mal gedreht und neue Steine aufgelegt, da kommt ein ganzer Schwung Nachzügler. Die sechs minderjährigen Flüchtlinge aus dem ehemaligen Kindergarten nebenan hatten vergangene Woche so viel Spaß mit uns, dass sie gleich wieder vorbeischauen.

Michael verlässt den Wilden Westen, bevor Colt Express zu Ende erklärt ist, und widmet sich zusammen mit Karen den Jungs und ihrer Betreuerin. Heckmeck am Bratwurmeck, Uno und noch ein, zwei andere Spiele kommen auf den Tisch, die mir entgehen, weil ich voll darauf konzentriert bin, eine Achter-Villa ins billige Lérici zu setzen. Bedingung eins ist erfüllt. Als Belohnung suche ich mir das Lucca-Aufwertkärtchen aus. Jetzt gibt es da drei statt zwei Siegpunkten und dazu noch ein Geld. Das nutze ich weidlich, baue gleich mal eine Fünfer-Villa nach Lucca und dazu noch einen Zweier-Palast. Das gibt schön viele Punkte bei Lucca- und Villenwertung und katapultiert mich nach vorne. Und da bleibe ich auch bis zum Spielende. Florian und Jochen kommen beide exakt auf 50, ich kann ein paar mehr vorweisen.

Uno wird gewinnen

Uno wird gewinnen

Für Die Burgen von Burgund reicht die Zeit nicht mehr, also ein kleines Race for the Galaxy. 2014 hat Jochen in dem Spiel auf der Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft den zweiten Platz gemacht, seitdem aber eher wenig erkundet, entwickelt, gesiedelt, verbraucht und produziert. Es dauert einen Moment, bis er wieder reinfindet. Doch dann ist es zu spät. Florian schafft ein beeindruckendes Imperium, und dank zweier Sechserentwicklungen ist er noch immer am Punktezählen, als Jochen und ich schon längst nichts mehr zu tun haben.

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SV5 vor SV7 vor SVM

by Nicole

22. Februar, 8.35 Uhr: Die S-Bahn kommt in zwei Minuten, zwei Mann fehlen noch, dazu ein kompletter Spielesatz, Michael wird nervös. Nicht so die U15. Die hat komplett bei ihm genächtigt, letzte Teambuilding-Maßnahme vor der Regvor. Prächtige Stimmung bei Karen, Felix, Lukas und Nico.

U15

Die U15 rückt zusammen

Philipp sitzt in der S-Bahn bei seinen U17-Freunden, mit denen er heuer nicht in einer Mannschaft spielt. Die Mixed Masters brauchen den Gymnasiasten. Und zu den Masters, Sportdeutsch für Senioren, geht er jetzt nach hinten. „Nicole, was ist unser Ziel?“

Vier Spiele – drei Ziele

Gut, dass mich jemand fragt. Ich bin der Kapitän der Mixed Masters. Das war ich schon vergangenes Jahr. Da hatte ich auch genaue Vorstellungen, was mindestens herausspringen muss bei der Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft, doch eine Bronchitis verhinderte meinen Auftritt. Das vergangene Jahr habe ich genutzt, um die Erfolgsschritte zu formulieren. 1. Fünf Punkte, also maximal drei vierte Plätze, denn dafür gibt es jeweils einen Punkt, und dazu ein dritter Platz. 2. Wenn das geschafft ist, peilt jeder seinen ganz persönlichen ersten Platz an, also fünf Punkte auf einen Schlag. 3. Danach darf die Punktzahl auch noch zweistellig werden.

Philipp zuckt bei der Erwähnung eines ersten Platzes zusammen. Ein solcher war ihm vergangenes Jahr versagt geblieben: „Das wird schwer.“ Ich will ihn nicht unter Druck setzten: „Zwei zweite Plätze à drei Punkte sind genauso gut wie ein erster und ein vierter Platz.“ Er sieht nicht überzeugt aus.

Vierkirchner Duell bei Village

Das erste Vierkirchner Duell bei Village

Am Veranstaltungsort angekommen, machen wir uns mit unseren Kürzeln vertraut. Die U17 heißt SV7, die U15 folglich SV5, die Masters fast wie die Stadtwerke: SVM. Darauf folgt jeweils die teaminterne Nummer des Spielers: SV52 beispielsweise ist der zweite Spieler der Mannschaft „Spielvereinigung Vierkirchen verspielt U15“. Einen ganz so umständlichen Namen haben wir eigentlich nicht, aber wir wissen, wer gemeint ist. Und dürfen weiter Felix zu ihm sagen.

Tisch 7 im Nebenraum ist der Stammplatz der Mixed Masters. Als Nummer eins, SVM1, begrüße ich 4IG1, Zug4 und NGA3 zu Village. Alle konzentriert – und nett. Wer Getreide holen will, aber kein Manschgerl auf dem Hof hat, darf sich noch mal überlegen, ob er nicht besser woanders ein Klötzchen nimmt. Im Lesen der Messe bin ich großartig. Immer kommt mein Gelber aus dem Sack, nur der Blaue und der Weiße verstecken sich hinter den vier Schwarzen. Das kostet Blau in der letzten Runde nach eigener Aussage fünf Punkte. Es reicht trotzdem noch für Rang zwei hinter Weiß und vor Gelb.

Auf Espresso folgt Würfeln

Dritter Platz, das Primärziel ist geschafft. Die Gegner waren wirklich gut. Links und rechts wird noch gespielt. Langsam trudeln Ergebnisse ein. Michael (SVM) Zweiter – er hat zum Schluss das falsche Manschgerl sterben lassen. Christian (SVM) Zweiter, Jochen (SV7) Zweiter, Sarah (SV7) Dritte, Lukas (SV5) Zweiter, Karen (SV5) Vierte. Noch kein einziger Sieger. Bis Simon (SV7) seine Partie beendet. Im Vorjahr Letzter der internen Vierkirchner Wertung, startet er exzellent ins Turnier. Und das mit der Reise-Strategie, die bei uns als allzu aufwändig gilt. Vor der Auswertung der Marktplättchen elf Punkte vorne, reicht ihm der Vorsprung, um den ersten Platz zu verteidigen.

Und dann die nächste gute Nachricht: Philipp Erster! Ziel eins ist kein Thema mehr, Ziel zwei schon vor dem Mittagessen erreicht. Rechts wird endlich Felix (SV5) fertig, Dritter mit 42 Punkten, einen Punkt vor Ralf. Ralf gehört zu den Schrobenhausenern, wohnt aber in Unterschleißheim. Und was liegt auf der Landkarte in der Mitte? Vierkirchen. E-Mail-Adressen werden ausgetauscht, Blog-Links verschickt.

Der Großteil isst bereits, links von mir kämpft Nico (SV5) immer noch. Aber es lohnt sich: erster Platz mit 53 Punkten. Damit hat aus jedem Vierkirchner Team einer den Strategiekracher zum Auftakt des Turniers gewonnen. Bitte weiter so.

U17

Die U17 spielt in Rautenformation

Im Wandel der Zeiten – das Würfelspiel an Tisch 8, zu Gast bei Gipfelistürmer 3 aus der Zentralschweiz. Es gäbe noch viel mehr zum Volksentscheid zu sagen, aber die Nebentische sind schon durch, bevor wir überhaupt anfangen. Der Espresso hilft nicht, die Würfel machen, was sie wollen. Zu viele Seuchen, die nur mich betreffen, weil ich ja unbedingt die Architektur statt der Medizin kaufen musste. Zwölf Punkte, vierter Platz.

Sarah (SV7) geht es nicht besser. Michael (SVM) liegt in der Schlussabrechnung auf Rang zwei, der Meldezettel ist unterzeichnet, da fällt einer Mitspielerin auf, dass sie noch einkaufen gehen könnte, wenn man sie denn ließe. Man lässt sie, und Michael ist nur noch Dritter. Damit hat er immer noch einen Punkt mehr als Sarah, meine Wenigkeit oder Lukas (SV5). Der schießt den Vogel ab: minus sechs. Bei Karen (SV5) läuft es besser als in Village: Platz zwei mit 14 Punkten. Felix (SV5), der Tempo macht, reichen zehn zum ersten Platz, und Nico (SV5) setzt sich mit 29 Punkten und dem zweiten Sieg in Folge an die Spitze der Vierkirchner.

Ordnung im Weltall

Die Mogelmotte 4 aus dem Badischen begrüßt mich an Tisch 5 zu Race for the Galaxy. Wow, die Karten sind sauber eingetütet. Und statt eines abgekauten Kugelschreibers steht ein ganzes Federmäppchen zur Verfügung. Da leihe ich mir doch gleich mal Grün aus, um Notizen für den Blog zu machen. Zum ersten und einzigen Mal treffe ich außerdem auf einen Vierkirchner: Felix (SV5). Der hat schon sieben Punkte geholt, ich erst drei, trotzdem gebe ich mich selbstbewusst.

Die Emmeringer Hölzlhexe 1 an Position zwei siedelt, was das Zeug hält. Felix‘ (SV52) Strategie kann ich nicht nachvollziehen, auch was die Mogelmotte so treibt, verstehe ich nicht, nur dass sie öfter erkundet und ich dann dank Sondereigenschaft eine Karte mehr behalten darf, finde ich gut. Gleich am Anfang habe ich zwei Sechser-Entwicklungen, zu früh, um sie aufsparen zu können. Danach kommt nichts mehr. Mit doppelten Siegpunkten lässt sich das eine oder andere Pünktchen machen.

„Ja!“ Arme in die Höhe, Irritation an den Nachbartischen, meine Freude über den Sieg mit 34 Punkten fällt nicht lautlos aus. Felix verpasst den zweiten Platz um einen Punkt. Ein paar Tische weiter beutet dagegen seine Schwester Karen (SV5) eine Sechser-Entwicklung optimal aus, die ihr über 20 Punkte beschert – und damit Rang eins. Christian (SVM) bringt es an seinem Tisch auf 38 Punkte, was aber nur zum vierten Platz reicht. Trotzdem macht ihm Race von allen Spielen an diesem Tag am meisten Spaß. Das kann man von seinem Teamkollegen Michael nicht sagen: Die Karten laufen gegen ihn, Rang vier, kurz kommt die Erinnerung an 2013 hoch. Für ihn als einen der stärksten Vierkirchner Spieler war die Regvor damals eine Enttäuschung.

Mixed Masters

Anders als 2013 werden die Mixed Masters ihrem Namen gerecht

Doch es folgt noch Kingdom Builder. Und in diesem Spiel sichert sich Michael seinen ersten ersten Platz. Christian (SVM) trägt mit einem geteilten dritten Platz eineinhalb Punkte zum Mannschaftsergebnis der Mixed Masters bei. Die Bürger sind so gar nicht seins. Felix (SV5) trifft auf Simon (SV7). Arbeiter, Händler, Bergarbeiter. Da lässt sich was machen. Tatsächlich beendet Simon das Turnier, wie er es begonnen hat: als Erster. Mit einem Punkt weniger landet Felix auf Rang zwei. Ebenfalls Vize wird Sarah (SV7), die nach einem dritten und zwei vierten Plätzen die Pause vor der letzten Partie des Tages zur Meditation genutzt hatte – mit einem dicken Buch auf den Knien. 62 Punkte. Drei mehr schafft Dominik (SV7) und teilt sich damit in seiner Runde den ersten Platz.

Und ich? Als ich es vor zwei Jahren kennenlernte, lag mir Kingdom Builder gar nicht. Immer wurde ich Letzte, bis ich begann, am Tablet gegen Künstliche Intelligenzen anzutreten. Eine Sucht und eine exzellente Vorbereitung. Fischer, Arbeiter und Bauern, keine Pferdchen, keine Schiffe, dafür Hütten, Oasen, Grenztürme und Wiesen. Ich sitze an vierter Position, eigentlich ein Nachteil, wenn man nicht gerade bei den Lords mit einem Häuschen hier und da Entscheidungen im letzten Zug herbeiführen kann. Erst eine Wiese, dann ein Grenzturm, schließlich eine Hütte. Und immer die Bauern im Auge, bloß keinen Quadranten frei lassen. Ich bin schnell in allen vier Teilen vertreten, sonst läuft es so lala. Nur achten die Mitspieler mehr auf die Nähe zum Wasser und zur Stadt als auf eine gleichmäßige Verteilung. Michael (SVM) kommt, um die letzten Züge mitzuverfolgen. Er sieht, dass ich Schwarz habe, schaut sich die Gewinnziele an, die Positionen auf dem Spielplan und fängt zu lächeln an. Tatsächlich liege ich schon vor der Bauern-Zählerei in der Schlusswertung knapp vorne. Und dann kommen noch mal 27 Punkte dazu, während die Konkurrenz neun, sechs und null macht.

Senioren freuen sich zu früh

Vierkirchner verfolgen die Siegerehrung

Spannung vor der Siegerehrung

Während Jo vom Veranstalter Spuiratzn die letzten Ergebnisse eingibt, rechnet die U15 (SV5) die Vierkirchen-Rangfolge im Kopf aus. Jubel! Die Jüngsten kommen auf 45 Punkte und damit Rang eins vor der U17 (SV7) und den Masters (SVM), die beide 44 Punkte vorweisen können.

Dann zählen die Senioren nach – und klatschen sich begeistert ab: Der Kapitän, nur bis zur fünften Klasse wirklich gut in Mathe, ermittelt ein Ergebnis von 46 Punkten. Jo später bei der Siegerehrung leider nicht. Es sind tatsächlich nur 44, und aufgrund des Tiebreakers – je weniger erste Plätze, desto besser – springt Vierkirchen-intern der dritte Platz sowie im Gesamtklassement der 18 Teams Rang neun heraus. Hinter der U17 und der U15. Damit bleiben wir auch meilenweit hinter den Herne-Plätzen eins und zwei zurück. Aber an dem Wochenende feiert sowieso mein Neffe Konfirmation.

Respekt, zwei Teilnehmer holen die maximalen 20 Punkte. Dafür gibt es ein Spiel als Preis. Russian Railroads sucht der eine aus. Gute Wahl, sagen wir – zum Glück ist es in Vierkirchen schon vorhanden. Das Siegerteam kommt auf beeindruckende 60 Punkte. Das wäre mal ein Ziel. Einen fantastischen Tag hatten wir ja schon. Und für die geschlossene Mannschaftsleistung gab’s sogar vom Veranstalter Lob und netterweise viel Applaus von der Konkurrenz.

Dreimal 14 Punkte

Dreimal 14 Punkte verabschieden sich

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Auf geht’s, Jungs und Mädels

by Nicole

Kapitäne und Mannschaften, der große Tag steht kurz bevor. Monate haben wir darauf hingearbeitet, nicht nur die Anzahl der Übungseinheiten verdoppelt, sondern auch immer wieder den vorgesehenen Zeitrahmen überzogen, am Wochenende mit Sparringspartnern Taktik und Technik vertieft, ja sogar ein Höhentrainingslager veranstaltet. Wir haben Theorie gepaukt, Regeln diskutiert, Spielpläne vermessen und fast jeden Zug analysiert. Am 22. Februar ist es so weit: Der Spieletreff Vierkirchen verspielt nimmt zum zweiten Mal in seiner Geschichte an der Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft teil. Zeigen wir, dass wir unsere Stärken auch unter Wettkampfbedingungen abrufen können!

Vierkirchen verspielt: energisch, ...

Die Vorbereitung begann bereits im Herbst, die Teams wurden jedoch erst in den vergangenen Wochen zusammengestellt, dreimal jeweils die Besten zu einer Einheit geformt. Mannschaftliche Geschlossenheit kennzeichnet U15, U17 und die Mixed Masters. Einer für alle, alle für einen, und wie wessen Race-Karton eingeräumt werden muss, weiß jeder blind. Doch auch die individuellen, fast magischen Qualitäten der Spieler sind beeindruckend. Der eine beherrscht die Würfel, würfelt Getreide, wenn er Getreide braucht, und Arbeiter, wenn der Obelisk kurz vor der Vollendung steht. Der andere schafft es ohne Investitionen immer wieder, dass genau sein Männchen aus dem schwarzen Kirchen-Beutel gezogen wird.

Die U15 wird angeführt von Karen, die schon im vergangenen Jahr durch ihre ruhige und zielstrebige Art etliche Regvor-Gegner verzweifeln ließ. Auch bei ihrer ersten Race-Übungspartie bestach sie durch ihre schnelle Auffassungsgabe und ließ dank Doppelte-Siegpunkte-Strategie die Mitspieler Lichtjahre hinter sich. Die U17 musste kurzfristig umbesetzt werden, doch die beiden Neuen, Dominik und Jochen, bewährte Edeljoker von 2013, haben sich blendend eingefügt. Von einer Schwächung kann gar keine Rede sein, auch wenn beide deutlich Ü17 sind. Village-Spezialistin Sarah wurde zur Mannschaftsführerin bestimmt. Sie besitzt die Fähigkeit, ihr Team so mitzureißen, dass jeder über sich hinauswächst.

... strategisch ...

Nicole trägt die Kapitänsbinde bei den Mixed Masters. Ihr wurde diese Ehre zuteil, obwohl sie als Einzige im Team Regvor-Neuling ist. Sie ist sich der Verantwortung bewusst und hat größtes Vertrauen in ihre drei erfahrenen Kameraden.

Das Abschlusstraining ist gelaufen. Michael (Mixed Masters) hat in Race for the Galaxy sagenhafte 67 Punkte geholt. Oder waren es 68? Auf jeden Fall Spieletreff-Rekord. Jochen (U17) setzte sich in Village durch, Christian (Mixed Masters) gewann Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel, Nicole (Mixed Masters) konnte zumindest am Tablet in Kingdom Builder die künstlichen Intelligenzen deklassieren, wenn sie sich auch am Montag live am Tisch Nachwuchsstar Vincent geschlagen geben musste.

... und stets konzentriert.

Das ist vielversprechend. Es besteht absolut kein Anlass, nervös zu werden. Vermeidet Eigenfehler. Überlasst in Village niemandem alleine den Markt, behaltet in Kingdom Builder alle drei Gewinnziele im Auge, passt in Race for the Galaxy eure Strategie den Karten an und beschert den Gegnern in Im Wandel der Zeiten großzügig die Seuche. Aber erst am Samstag. Entspannt euch jetzt, schaltet die letzten Stunden vor dem Turnier ab und spielt dann konzentriert, aber locker auf. Wir haben nichts zu verlieren, und wenn wir gewinnen, ist es umso schöner. Es kommt nicht darauf an, um jeden Preis Erster zu werden. Wir wollen am Ende sagen können: „Was für ein fantastischer Tag!“

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Unter dem Mistberg. Ein Spiel für Stimmen

by Florian

Sprecher
Anfangen, wo alles endet – auf dem Misthaufen der Geschichte. Das Original steht auf einem nur mit einer Nummer bezeichneten Planeten wenige Parsec hinter Epsilon Eridani, den Nachbau in Miniaturgröße kann jedermann auf einem Bauernhof in Jedenhofen besichtigen.

Hahn
Mickeriki! Mickeriki!

Sprecher
Auf der Kuppe sitzt der Hahn der Welt und verkündet das Voranschreiten der Zeit. Der Haufen wächst langsam. Die Zeit verstreicht überwiegend gesichtslos, geschichtslos, geruchlos. Das Aroma der Geschichte produzieren erst Menschen und Nichtmenschen, die glauben, sich produzieren zu müssen – aber bisweilen auch die Götter, denen die Zeit lang wird.

Die Götter der bekannten Galaxis sitzen gar nicht weit von diesem Haufen, inmitten kosmischer Nacht in einem gleißend hell erleuchteten Raum. Bisweilen nehmen sie Kartons und Kisten zur Hand, die nicht Figürchen und Schnürchen, Späne und Pläne, Pöppel und Popel, sondern Schicksale enthalten, nach Epochen und Funktionen geordnet.

Der Zutritt zu jenem blendend hellen Raum ist nicht einmal Göttern zu jeder Zeit gestattet.

Florian
Na endlich.

Michael
Ich bin noch pünktlich!

Nicole
Und wo ist der Rest der Familie?

Michael
Odin kommt nach, Merkur vielleicht auch, aber Astarte ist heute einfach zu müde, sie hat zwei Jahrhunderte kaum geschlafen.

Sprecher
Götter sind nie unpünktlich. Wenn Götter Stunden und Tage, Monate und Jahre angeben, so bezieht sich das immer auf die pangalaktisch verlässliche Zeit des Hahnes auf dem Misthaufen beziehungsweise auf der Kopie – je nachdem, was gerade näher ist, Epsilon Eridani oder Jedenhofen. Die beiden mythischen Uhrwerke hält der Götterbote Hermes synchron, der seit Millionen Jahren keinen Urlaub, ja nicht einmal eine Rauchpause gehabt hat.

Christian
Ich entwickle die neue galaktische Ordnung. Und dann baue ich noch eine automatisierte Alien-Fabrik für sechs Karten, die bringt fünf Punkte.

Sprecher
Hört! Die Götter haben ihr Werk begonnen. Das Aroma der Geschichte breitet sich aus.

Florian
Gemeinheit. Seit Äonen warte ich auf Alienwelten, die ich auf meiner Seite der Galaxis für vier Kostenpunkte weniger bauen dürfte.

Alien
£/+7bg% *j#d, %)“+8t€!

Michael
Haben wir jetzt gesiedelt? Ich handle und verbrauche für sechs Karten und einen Siegpunkt.

Nicole
Ich bekomme neun neue Karten. Verflixt, und jetzt muss ich vier wieder abgeben.

Sprecher
Nicht alle Götter sind gleich erfolgreich.

Nicole
Die Gilde der Kaufleute bringt mir 14 Punkte, das macht dann 38 insgesamt.

Florian
Ich habe auch eine Sechser-Entwicklung, die galaktische Renaissance. Die bringt mir exakt zwei Punkte.

Sprecher
Die Götter setzen nicht nur Welten auf die Karte und stoßen Revolutionen an, sie manipulieren auch Menschen. Seht, diese Gestalten hier sind in Rüschen und Pelze gekleidet. In ihrer Ära hat man Raumfahrttechnik nicht gekannt. Die Götter sind Jahrtausende durch die Zeit gefallen.

Michael
Jetzt hab ich’s gecheckt!

Sprecher
Göttlich, diese Selbstüberschätzung.

Christian
Du hast einen König.

Florian
Hab ich nicht.

Michael
Ich habe eine Zofe, ich bin geschützt.

Sprecher
Die Götter halten diese Menschen als Sklaven oder behandeln sie zumindest so!

Michael
Kann ich mal deinen Prinzen sehen?

Nicole
Ich bin geschützt.

Michael
Das ist gut für dich.

Hahn
Mickeriki, Mickeriki!

Sprecher
Der Hahn hat zum zweiten Mal gekräht. Christian bringt den Götternachwuchs nach Hause, der eine Stunde lang vier Generationen armseliger Bewohner eines Dorfes quälte.

Zeit vergeht. Horcht! Die Zeit läuft quäkend rückwärts wie ein altes Tonband. Schachteln werden geöffnet, eine Arena aufgebaut. Ganze Völker fallen unter die Knechtschaft der göttlichen Willkür.

Nicole
Soll ich den Steinbruch nehmen?

Michael
Der ist stark.

Nicole
Ich traue dir nicht, ich kaufe die Medizin.

Florian
Ich nehme die Bewässerung.

Michael
Dann entwickle ich den Steinbruch.

Sprecher
Jeder schützt sein Volk, so gut er kann, solange es nur brav Steine schleppt. Den Menschen jenseits der Grenze schickt er eine Seuche, wenn er kann. Keiner gönnt dem anderen den Kuhfladen auf der Weide. Florian ist dran. Michael greift schon nach den Würfeln, um das Imperium zu erfinden.

Florian
Habe ich noch was vergessen? Ich glaube nicht.

Sprecher
Michael würfelt.

Michael
Das passt mir ja überhaupt nicht.

Florian
Halt, ich hatte doch noch drei Männchen.

Michael
Hattest du nicht gesagt, du bist fertig?

Florian
Nein!

Sprecher
Die unterjochten Nationen hören den Donnerhall über sich. Sie hoffen auf eine Götterdämmerung. Dann wären es einmal die rücksichtslosen, die ränkeschmiedenden Herren des Schicksals, die auf dem Misthaufen landen. Doch vergeblich. Der göttliche Zorn trifft wieder nur die leidende Bevölkerung. Die Zeit ist noch nicht reif für den Monotheismus. Am Ende nimmt der Papiermüll einmal mehr drei antike Völker auf.

Hahn
Mickeriki, Mickeriki!

Sprecher
Seht! Die Götter packen ihre Schachteln voller Schicksale, die Kartonagen gefüllt mit Gestalten. Das gleißende Licht verlischt. Jener spannt einen Wagen an, dieser trägt eine Tasche an der Brust, und eine Göttin reitet ein Pferd ohne Hufe. Jeder geht seinen Weg, hinein in die kosmisch schwarze Nacht.

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Vorweihnachtliches Verhör

by Florian

Warum erscheint dieser Spielbericht fast eine Woche verspätet?

War viel los. Nikolaus. Weihnachtsfeier. Und Adventskalender.

Bis Weihnachten sind es noch über zwei Wochen. Und Bischof Nikolaus von Myra starb den Historikern zufolge um 350 nach Christi Geburt.

Der Nikolaus lebt aber doch in den Bräuchen, vor allem für die Kinder. Und mit meinen Kollegen feiere ich nicht am 24. Dezember, sondern lieber ein paar Tage vor Christi Geburt.

Der Nikolaus lebt wohl eher in den Bäuchen der Kinder. Und inwiefern könnte denn bitte ein Adventskalender die maßgebliche Verzögerung erklären?

In meinem Adventskalender steht jeden Tag der Name eines Brett- oder Kartenspiels aus unserer Sammlung, das eine Weile vernachlässigt wurde. Das spielen Nicole und ich möglichst am gleichen Tag. Und zu spielen ist schließlich wichtiger als übers Spielen zu schreiben.

Musste demnach auch am Spieleabend 2. Dezember ein Adventskalenderspiel abgehakt werden?

Erst zum Schluss. Es war Die Siedler von Catan – Würfelspiel, und zumindest Jochen hat ganz ohne Abhakzwang mitgespielt.

Günstiger wäre es, in diesem Text die ohnehin schon ungeduldigen Leser nicht zu verwirren und am Anfang anzufangen, was schon Lord Byron nach eigener Aussage vorgezogen hat. Welches Spiel aus dem riesigen Sack wurde den armen Mitspielern zuerst aufzwängt?

Den Nikolaussack habe ich dann doch lieber weggelassen und die gute alte Sporttasche genommen. Nico – alles Gute nachträglich zum Namenstag – und Felix wollten gerne Race for the Galaxy lernen, Nicole – oh, hoppla, auch alles Gute – brachte es ihnen bei. Und ich spielte Im Wandel der Zeiten – Würfelspiel – Bronzezeit mit Sarah, Karen und Julian.

Hoffentlich im roten Umhang und mit Rauschebart?

Äh, nein. So weit ging das Brauchtum nicht. Nicht einmal mein Opa hatte einen Vollbart, und sein Enkel findet schon im Dreitagebart furchtbar viele graue Haare. Keine Experimente. Darum auch einfarbiges Hemd.

War wenigstens Julians T-Shirt, im Vierkirchener Spieletreff ein beliebtes Konversationsobjekt, polychrom?

Ich glaube schon.

Rotweiße Hexaeder?

Die Holzwürfel waren entschieden monochrom.

In welcher Hinsicht erwies sich der Spieleabend noch als monoton und repetitiv?

In thematischer, denn dreimal wurden Zivilisationen quasi aus dem Nichts aufgebaut. Aber auch in mechanischer, denn in drei von vier Partien bestand jeder Spielzug darin, bis zu sieben Würfel bis zu dreimal zu werfen.

Wie lässt sich die Differenz aus der Gesamtzahl der Spiele und der Partien erklären?

Im Wandel der Zeiten – Würfelspiel wurde zweimal gespielt.

Gab es Einwände wegen des exzessiven Einsatzes aleatorischer Hilfsmittel?

Der eine oder andere empfand sie wohl als Pendant zum Schleuderbrett im Zirkus. Man kann damit Salti schlagen, aber auch mit der Nase voraus nach Erdöl suchen. Wenn zum Beispiel die Seuche zum vierten Mal durchs Herrschaftsgebiet zieht, ohne dass man je die nötigen Münzen gehabt hätte, um die Pharmaindustrie zu erfinden, oder wenn die Bevölkerung von nur sechs Städten völlig ohne Vorwarnung den Aufstand probt.

Wen favorisierte Fortuna?

Sarah und Julian bei ihren Siegen in der Bronzezeit, Nicole in Augustus. Florians Sieg im Siedler-Würfelspiel hingegen kam allein durch überlegene strategische Entscheidungen zustande. So etwas sage ich übrigens generell gern in der dritten Person, um gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen.

Wurde Bingo gerufen oder Ave Cäsar?

Selbstverständlich Ave Cäsar.

Was wurde nicht gespielt?

Weder Rudi Hoffmanns Ogallala noch Abalone von Michel Lalet. Beides hätte mir eine saubere Überleitung zur Laletik ermöglicht.

Versucht dieser Artikel eigentlich, durch Überlänge seine Verspätung wettzumachen?

Ach, naja. Von Clausewitz schreibt zu diesem Thema: „Wer sein Pulver verschossen hat, sollte zu bajonettieren verstehen.“

Hinweis: Auch für diesen Spielbericht waren fünf Wörter vorgegeben.