Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: Parade

Auch kurze Tage bringen Punkte

by Florian

Auf Nicoles dringenden Wunsch wurde Helios gespielt. Jeder wollte einen Platz an der Sonne. Als Erklärer hatte ich meinen zum Glück sicher.

Ich musste ihn mir hart verdienen. Für so ein kurzes Spiel hat Helios enorm viele Regeln.

Bestrahlte Tempel

Jochen ließ die Sonne fleißig kreisen, um zu Beginn jedes neuen Tages fünf Punkte einzunehmen. Er baute eine große Zahl Gebäude mit Sonderfunktionen und kassierte zum Spielende auch 28 Punkte für die doppelte Sonnenreichweite – also konkret genommen doch wohl dafür, dass die Tage auf seiner Welt besonders kurz sind.

Nicole konnte keine besondere Strategie herausbilden, wie sie im Nachhinein sagt. Sie setzte ebenfalls auf hurtige Sonnenrotation, für sie sogar zehn Punkte wert, aber ohne passende Personen. Und zwar konnte sie zwei Sonderplättchen in ihre Landschaft einbauen, aber die ergaben auch keine ideale Kombination mit der wachsenden Landschaft, den Personen oder den Gebäuden.

Anders bei Michael, der dank Sonderplättchen haufenweise übrig gebliebene Ressourcen in Punkte verwandeln konnte. Insgesamt kam er auf vier Sonderplättchen. Mit seinem Entdecker kassierte er zudem 40 Punkte für fünf erreichte Eckplättchen. Seine Welt wurde letztlich für Größe und Reichtum prämiert.

Meine irdische Scheibe fiel eher klein aus, aber wie Michael konnte ich als ihr Gott die Sonne beliebig schnell kreisen lassen – auch wenn es dafür keine Punkte gab. Ich baute vier Tempel, teilweise auf den passenden Sonderplättchen, die regelmäßig bestrahlt wurden – lacht nicht, das steht so in der Regel. Der Endstand lautete 100 Punkte für mich, 105 Punkte für Michael – doch ich hatte neun Punkte übersehen und durfte mich korrigieren. Nicole und Jochen kamen auf hohe zweistellige Ergebnisse.

Luxus mit Nullern

Für ein Parade war noch Zeit. Nicole und Jochen sammelten viele Farben, Michael und ich profitierten, indem wir mit Karten sparten. Naja, ich nur in der ersten Spielhälfte, dann ließen die nachkommenden Werte nach. Michael hingegen konnte sich sogar zwei Nuller für die Schlusswertung aufheben. Der reinste Luxus.

Mit den zweitwenigsten Karten – die bei Parade grundsätzlich Minuspunkte sind – wurde ich letztlich nicht einmal Zweiter, sondern Vierter. Meine lange Farbe, Gelb, holte sich am Ende noch Nicole. Versehentlich brach sie wenigstens auch den – nach meiner Meinung regelwidrigen – Nichtangriffspakt bei Grün mit Jochen, sodass der am Ende nur einen Punkt besser dastand als ich.

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Nichts als Absacker

by Florian

Meine Aufgabe war es nur, ein paar Spiele auszuwählen, die Nicht- und Seltenstspieler leicht verstehen können. Um die zehn Flüchtlinge schlossen sich nämlich am Montagabend uns Brettspielern von Vierkirchen verspielt an. Nicole und Michael holten drei bei ihren Containern ab, die anderen fanden ohne unsere Hilfe den Weg in den Pfarrsaal.

Würmerparade

Sie spielten Jenga und The Game, Transeuropa und Uno – aber wie gut das klappte, kann ich nicht berichten, ich wurde für die Regelerklärung genauso wenig wie als Mitspieler benötigt. Stattdessen spielte ich mit den Stammspielern Jana und Nico, Jochen und Vincent ein Heckmeck am Bratwurmeck. Ich gewann. Die Mitspieler seufzten – und einige verschwanden.

Jochen und ich stellten fest, dass wir nun nicht nur allein dasaßen, wir hatten leider auch keine Spiele außer solchen für Nicht- und Seltenstspieler. Ein weiteres Würfelspiel wollte Jochen ungern ertragen, wählte stattdessen Metro als noch vergleichsweise anspruchsvolles Spiel aus. Vincent ließ sich zurückgewinnen, Christian stieß dazu. Und diesmal erreichte ich auch nur dank Schützenhilfe meiner Mitspieler in der letzten Runde einen mit Jochen geteilten ersten Platz. Christian, der unfreiwillige Königsmacher, schüttelte nur den Kopf.

Spielen mit Flüchtlingen

Zahlenparade

Christian ging, Nicole kam „zur Erholung“ an unseren Tisch. Noch mal Metro? Wollte sie nicht. Lieber Numeri von Rudi Hoffmann, eigentlich als Absacker ein Spaßgarant, aber als Hauptspeise wenig gehaltvoll. Nicoles überlegener Durchmarsch mit deutlich mehr Punkten als wir drei zusammen verhinderte jedes Mitfiebern beim Würfeln.

Weiter mit einem von mehreren simplen Knizia-Würfelspielen, die ich vorbereitet hatte, nämlich Katego. Es kann alles so einfach sein. Vincent und Nicole würfelten schlecht, Jochen und ich gut. Das dauerte zehn Minuten. Der Sieg fiel Jochen zu. Er konnte sich nicht wehren.

Farbenparade

Die letzte Partie erwies sich als die unterhaltsamste des Abends: Bei Parade sammelte Jochen eine Hand voll Farben und Vincent fast alle, während Nicole und ich beide auf möglichst wenige Punkte spielten. Denn alle Karten bringen hier Minuspunkte, aber jeweils nur einen statt bis zu zehn pro Karte, wenn man über die Mehrheit in der jeweiligen Farbe verfügt.

Ich wurde Zusehern schon als sicherer Sieger genannt, wenn auch Nicole dicht folgte. Dann die Schlusswertung – von seinen letzten vier Handkarten fügt jeder zwei seinen Sätzen hinzu. Statt einmal 0 und einmal 1 zu wählen, nahm ich zwei rote – um die Führung in dieser Farbe zu übernehmen. Nicht mit Jochen, der hatte auch zwei rote gezückt! 18 Miese zusätzlich ließen mich zugunsten von Vincent auf den dritten Platz zurückfallen. Nicole gewann.

Paradespiele

Auf Vincents Wunsch berief Michael spontan für kommende Woche einen weiteren Spieleabend ein. Ich werde bis dahin die Auswahl ein wenig optimieren müssen. Die Mischung macht’s. Ausschließlich Absacker waren zwar gut gemeint, aber keine gute Wahl.

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Ohne Aufwand

by Nicole

Heute sind die ersten Flüchtlinge in die Containerunterkunft in Vierkirchen eingezogen. Auf dem Weg von der S-Bahnstation nach Hause begegneten mir zwei von ihnen. Prima, dachte ich, wer Einkaufsmöglichkeiten erkundet, ist vielleicht auch neugierig auf den örtlichen Spieletreff. Also hatten wir abends auch einfachere Spiele dabei, für die man kein Deutsch können muss. Carcassonne Goldrausch zum Beispiel. Statt Wegen baut man Zuglinien, statt Gebäuden Berge. Prärien wären es statt Wiesen gewesen, aber in der Anleitung wird empfohlen, beim ersten Mal auf die Prärien zu verzichten. Schließlich stehen nur vier Cowboys zur Verfügung. Meine grünen waren schnell in aufwändige Projekte involviert. Nur mein Zelt verhalf mir über etliche Runden zu ein paar Nuggets. Christian sammelte davon noch viel mehr und hatte auch das Glück, genau das Plättchen, das sowohl Vincent als auch ich verzweifelt brauchten, gleich dreimal zu bekommen. Er verfolgte seine eigenen Interessen und legte es weder an Vincents noch meinem Berg an. Am Ende gewann er mit deutlichem Vorsprung vor Michael, mir und Vincent. Allerdings hatte Michael die Angewohnheit, die neu aufgedeckten Bergplättchen mit Nuggets aus seinem eigenen Besitz zu versehen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn jedesmal davon abhalten konnten. Vielleicht hatte er eigentlich ein paar Punkte mehr. Gereicht hätte es trotzdem für Christian.

Es geht noch simpler und ist doch so vertrackt: Zahlen von 0 bis 10 in sechs Farben, dazu ein Papierbändchen, ebenfalls mit den Zahlen von 0 bis 10 versehen, fertig ist Parade. Die Zahl, die ich anlege, entscheidet darüber, ob und wie viele Karten ich nehmen muss. Habe ich am Ende die Mehrheit in einer Farbe, zählt jede Karte nur einen Minuspunkt. Wenn nicht, dann wird der aufgedruckte Wert genommen. Vincent bemühte sich im ersten Durchgang um jedwede Mehrheit. Dabei zerstörte er auch meine Hoffnung, in Orange nur wenige Minuspunkte zu machen. Die Sammelwut verhalf ihm nicht zum Sieg. Der ging an Michael. Aber das Spiel kam so gut an, dass wir es gleich noch einmal probierten. Diesmal begnügte sich Vincent mit einigen wenigen Mehrheiten und landete auf Platz eins. Michael wurde Letzter. Ich hatte mir da die Sache mit den Mehrheiten von Vincent abgeschaut und ihm noch über 20 fiese Punkte reingedrückt. In Orange natürlich.

Der Nebentisch beschränkte sich ebenfalls auf Spiele ohne großen Lektüreaufwand. Fits kam als erstes dran. Florian lag lange hinten, doch am Ende konnte er noch an der Jugend vorbeiziehen. Und dann Abluxxen: „Stark angefangen und stark nachgelassen“, war Florians Kommentar. Ich bin mir nicht sicher, ob Philipp gewonnen hat. Falls ja, lag es vielleicht an den beiden Zehnern, die er unter dem rechten Vorderbein seines Stuhls gebunkert hatte. Falls nicht, lag es daran, dass wir am Nebentisch petzen mussten und das Depot schnell wieder in den Nachziehstapel untergemischt wurde.

Unsere neuen Mitbürger haben übrigens nicht vorbeigeschaut. Vielleicht nächste Woche. Am Montag, 15. Juni, treffen wir uns wieder. Zum Hans-im-Glück-Abend. Zu gewinnen gibt es das eine oder andere Spiel aus dem Münchner Verlag. Carcassonne Goldrausch zum Beispiel. Beginn ist um 20 Uhr. Wir freuen uns über Besuch.