Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: Orléans

Nur zum Spaß geübt

by Florian

Wir unterbrechen unsere Sendepause für einen kurzen Bericht. In München ist am vergangenen Sonntag die regionale Vorentscheidung zur Deutschen Brettspiel-Meisterschaft (Regvor) gefallen.

Während Vierkirchen in der Vergangenheit bis zu drei Mannschaften zur Regvor entsandte, war es 2018 nur eine halbe: Nicole und ich bildeten zusammen mit Freunden aus Stuttgart, nämlich Carmela und Thomas, Die Großen Alten. Woran lag es? Die Antwort hat auf der Regvor ein Mitglied eines anderen Teams gegeben. Es sagte zu seinen Freunden: „Das nächste Mal müssen wir aber üben, so macht mir das keinen Spaß.“

Ich habe über diesen Satz gelacht, als ich ihn im Vorbeigehen aufschnappte. Ihm aber war es bitter ernst. Und es stimmt schon, das war eine Regvor, für die sich das Trainieren lohnte – anders als zumindest laut Bericht im Vorjahr. Das hat niemand deutlicher gezeigt als das mit großem Abstand siegende Team von U++, das in den beiden strategischen Spielen First Class und Orléans hervorragend vorbereitet war.

Auch in Vierkirchen hat dieses Jahr der eine oder andere gesagt, er habe keine Lust auf diese Spiele, auf so viel Üben. Andere bereiteten sich auf andere Prüfungen vor – Abitur und Studium etwa.

Wir Großen Alten

Die Spieleauswahl fanden wir herausragend, aber wie fleißig wir üben wollten, das haben Carmela, Nicole, Thomas und ich durchaus diskutiert, als wir im Herbst unser Team formierten. Vor zwei Jahren hatten Nicole und ich zu viel Ehrgeiz in die Regvor gesteckt, das war weder erfolgreich noch vergnüglich. Das wollten wir vermeiden. Wir ließen es also zumindest lockerer als damals angehen. Carmela zeigte ordentlich Ehrgeiz, sie war schließlich schon mal in Herne beim Finale, und auch Neuling Thomas übte mit Ausdauer. Er informierte uns aber vor Turnierbeginn, zum Finale wolle er gegebenenfalls nicht mitkommen, es reiche ihm jetzt mit Training.

Aufgrund der Entfernung übten wir nur zweimal gemeinsam – sozusagen ein intensives Intervalltraining. So manches Mal sagte einer von uns mit Deniz Yücel: „Wir sind ja nicht zum Spaß hier.“ Aber das war dann auch nur Spaß.

Die Großen Alten

Das erste Spiel war dann auch gleich dasjenige, das Nicole und ich am häufigsten gespielt und am gründlichsten analysiert hatten: First Class. Es lohnte sich, beide gewannen wir unsere Partie mit rund 100 Punkten Vorsprung vor den jeweils Zweiten. Auch Carmela holte einen Sieg, Thomas wurde Dritter und hatte damit sein Ziel – „nicht in jedem Spiel Letzter“ – erreicht.

Es folgte Einfach genial – der Name ist Programm, dieses Spiel erforderte die wenigste Vorbereitung. Um zu gewinnen reicht es, genial zu sein. Nun ja. Wir schnitten recht mittelmäßig ab, als achtes von zwölf Teams. Abhaken, weiterspielen, wer interessiert sich schon für Einfach genial.

Als Nächstes setzten wir uns zu Orléans an die Tische. Wir alle lieben dieses Spiel, Nicole und ich sind im vergangenen Jahr sogar auf seinem Spielplan herumgeradelt, wie man im Radforum ausführlich nachlesen kann. Wie befürchtet ist Orléans aber kein Spiel, das mir als Turnierspiel große Freude bereitet. Wenn Mitspieler minutenlang wegen einem Punkt mehr oder weniger rechnen und mit dem Einsatz all ihrer Plättchen warten, bis jeder vor ihnen die seinen platziert hat, fühlt sich das klebrig an wie heißer Asphalt unter den Fahrradreifen. Mich packt da die Ungeduld, ich will endlich weiter.

Leider stellte sich aber auch heraus, dass wir uns auf Orléans nicht ausreichend vorbereitet hatten – und manche Mitspieler auf der Regvor, grübelnd oder nicht, schlicht viel besser waren.

So hatte ich im Training Ergebnisse zwischen 130 und 155 Punkten. Mir war klar, 130 würden nicht für einen Sieg reichen. 155 wohl eher schon, dachte ich.

Das stimmte im konkreten Fall zwar fast, war aber eine grundsätzlich falsche Annahme. Ich wurde mit 133 Punkten gerade noch Zweiter. Der Sieger an meinem Tisch machte 159 Punkte. Aber das war Glück mit der Auslosung. Meine Teamkollegen hatten dieses Glück nicht. Mannschaften wie Spuiratz’n und U++ hatten Orléans-Strategien entwickelt, die 184 oder gar 238 Punkte brachten. Wir belegten in der Teamwertung für Orléans den letzten Platz.

Zwölftes Team von zwölf in einem Lieblingsspiel – das klingt furchtbar. War aber gar nicht so schlimm. Nach dem Start mit First Class schwebten wir weit oben, wo uns schlechte Nachrichten kaum noch erreichen konnten. Und im letzten Spiel, Isle of Skye, legten wir nach – mit noch einmal drei Siegen. Carmela fuhr wie ich einen zweiten Sieg ein und war zu Recht überglücklich. Und Thomas hatte nun auch eine Partie gewonnen. Er ist sicherlich der erfahrenste Isle-of-Skye-Spieler in unserem Team, und jeder hatte ihm den Sieg zugetraut – nur er selbst nicht.

Quadropolis für die Drittplatzierten

Eine günstige Verteilung brachte uns mit 49,5 Punkten auf den dritten Platz der Gesamtwertung: den für uns perfekten Platz. Es ist dies nämlich der erste Platz, der nicht für einen Start bei der Deutschen Meisterschaft qualifiziert. Und dafür wollte Thomas ja nicht auch noch trainieren.

Zwei Spiele bekommt man als drittplatziertes Team als Preis. Turnierleiter Jo Weigand überreichte uns gleich Riverboat von Michael Kiesling, das wir uns gewünscht hatten. Dazu kam auch noch ein Quadropolis.

So verließ jeder von uns die Regvor mit einem Strahlen. Und dazu trugen neben dem Erfolg die vielen Kleinigkeiten bei, die ich vor lauter Analyse noch nicht erwähnt habe: nette Mitspieler, alte Bekannte, neue Gesichter. Für mich ungeduldigen Radfahrer waren die Runden für First Class und Isle of Skye die schönsten: Da passte das Tempo perfekt. Mit Isle of Skye waren wir sogar als Erste fertig und schlugen Jo vor, beim nächsten Mal Bonuspunkte für alle an dem Tisch zu vergeben, der ein Spiel als Erster beendet.

Die Bürgerwehr brachte mir dann noch das lustige Spiel Exploding Kittens bei. Wir haben vereinbart, im kommenden Jahr dafür als Regvor-Kartenspiel zu stimmen. Bevor ich es vergesse: Die Zugspitzzocker lassen unseren Vierkirchner Michael grüßen. Besonders fröhlich waren wie in früheren Jahren Wo ist das Gehirn? und die Kellerkinder. Und gibt es eigentlich etwas, was Jo aus der Ruhe bringen würde?

Es hat sich also wieder einmal gelohnt. Das Üben. Und das Mitmachen. Es hat Spaß gemacht. Beides.

Ältere Regvor-Berichte:

Regierungswechsel in Orléans und Tokio

by Florian

Die Ausgangsbedingungen: Nicole dienstlich verhindert. Ich eine Minute zu spät im Pfarrsaal. Aber andere hatten da schon die erste Partie Love Letter hinter sich. Der Spirit passt!

Das Publikum: Vincent hatte seine Spielwiesn-Neuerwerbung Codenames im Gepäck, Felix kam mit Michael und Tom mit Xiaoyao. Christian und ich waren auch da.

Die Spiele: Da Tom mir erklärte, ich würde für Orléans nicht gebraucht, überließ ich die beiden freien Plätze Christian und Vincent. Man spielte mit diversen interessanten Hausregeln, aber Orléans zeigte sich stabil genug, dass es offenbar trotzdem Spaß machte.

Zumindest einen Zählfehler gab es auch an unserem Tisch. Da ich den anfangs zögerlichen Vincent als vierten Mitspieler einrechnete, hatten wir in der Speicherstadt eine Zusatzrunde mit nur zwei Karten. Ein Feuerwehrmann mit Stärke 3 und die Flussschifferkirche hätten im Dreierspiel eliminiert gehört.

Nachdem ich mit einem Punkt vor Michael gewonnen hatte, durfte Felix seinen Wunsch King of Tokyo auf den Tisch bringen, der ihn an Triumphe auf der Regvor und im Keller erinnert. Ich kannte kaum noch die Regeln.

Spieleabend 7. November in Vierkirchen

Der Sieger des Abends: Erstens der Kraken, der sich gegen einen hinterhältigen Punkteräuber rechts und Diebstahl mühsam erworbener Sonderfähigkeiten von links wehren konnte und nun für die nächsten Wochen als König über Tokio herrscht. Zweitens Xiaoyao, die sich zur Herrin über Orléans aufschwang, unter anderem, indem sie auf ihrem Bankkonto fette 52 Münzen aufhäufte.

Der Verlierer des Abends: Der BND. Er erwägt nämlich, Michael und mich nach einer erfolgreichen Zweierpartie Codenames einzustellen. Es folgten aber drei weitere Runden, in denen wir unser Niveau nicht halten konnten. Tröstet mich mal, beim Stichwort Winterkonzert denkt doch jeder gleich an Watt, oder?

Die Bewertung: Nach fünf Tagen Dauerspielen von Neuheiten in Nördlingen schien mir der Abend solide Hausmannskost. Auch die ist viel besser als hungrig ins Bett.

Der Ausblick: Im Zwei-Wochen-Rhythmus geht es Richtung Weihnachten. Ich hätte Lust auf archäologische Grabungen in Pergamon, einem Spiel aus dem Jahr 2011, das habe ich noch viel zu wenig gespielt.

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An Schlaf nicht zu denken

by Florian

Die Ausgangsbedingungen: Einziger Oktobertermin. Wir waren heiß. Gut, der Gasteig in München fuhr mit einer Molière-Inszenierung in französischer Sprache ausnahmsweise ein starkes Konkurrenzprogramm.

Das Publikum: Zwei neue Mitspielerinnen: Christians Nichte Mimi (okay, zum zirka zweiten Mal) und Thomas‘ chinesische Freundin, deren Namen mir bei Gelegenheit bitte jemand aufschreiben oder buchstabieren müsste. Ansonsten das übliche, wahnsinnig sympathische und immer mit guten Spielen ausgestattete Stammpersonal.

Die Spiele: Orléans bei uns und so Kleinkram am anderen Tisch.

Okay, war fies. Los ging es dort mit 6 nimmt, das zur Überbrückung der Wartezeit gedacht war. Auch Port Royal habe ich drüben gesehen, mindestens ein mir unbekanntes Spiel, und mit Dimension hatte der Tisch so viel Spaß, dass ich extra zum Fotografieren herübergerufen wurde – das ist mir in vier Jahren Bloggen auch noch nicht passiert.

Spieleabend 17. Oktober 2016

Der Sieger des Abends: Doch wohl unzweifelhaft die beiden neuen Mitspielerinnen, die sicher noch nicht oft eine so wunderbare Veranstaltung besucht haben!

Der Verlierer des Abends: Eindeutig ich. Habe da bei Orléans eine Extremstrategie mit vielen grauen Gelehrten und nur einem roten Ritter versucht. Dank Kaserne konnte ich jedes Männchen als Ritter einsetzen, sogar die grauen, doch allzu extreme Strategien sind zumindest mir in Orléans noch nie geglückt.

Aber um den Verlust mal in Perspektive zu setzen: Am vergangenen Wochenende lief in Essen die jährliche große Spielemesse. Dort stahl eine offenbar gut organisierte Bande dem kleinen Verlag Ludicreations die Kasse mit den Tageseinnahmen – für ihn ein katastrophaler Verlust.

An Schlaf war nicht zu denken, also setzte sich das Ludicreations-Team zusammen und erdachte über Nacht ein Spiel namens „Steal this game“, das über Kickstarter finanziert wird. Jeder Käufer wurde ermutigt, nach Ermessen eine Spende draufzulegen. Finanzierungsziel: 1000 Dollar. Inzwischen sind über 20.000 Dollar zusammengekommen.

Die Bewertung: Ich kann nicht glücklich sein. Nur ein Spiel gespielt. Und da als Letzter ins Ziel gekommen. Aber so eine Portion Orléans am Montagabend, da fühlt man sich doch auch ziemlich satt und zufrieden.

Der Ausblick: Für diesen Punkt habe ich keine Zeit mehr, die Orléans-Erweiterung Invasion enthält nämlich drei Solo-Szenarien, und ich habe bisher nur das erste geschafft.

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Yucata offline 2016

by Nicole

Eine Fensterbank voll Spiele. Das können zwei, drei sein, aber auch 20, 30 oder 100. Das kommt ganz auf die Fensterbank an. Raum B8 in der Jugendherberge in Wiesbaden hat eine sehr lange, die sich über eine komplette Seite des turnhallenartigen Saals erstreckt. Auf ihr stapeln sich beim ersten Yucata-Treffen nach sechsjähriger Pause massenhaft bunte Kartons. Angeschleppt in Tüten, Reisetaschen, Rucksäcken, Klappkisten und Wäschekörben.

Gespielt wird zweieinhalb Tage lang so ziemlich alles, vom Kartenquickie bis zum mehrstündigen Prototypen des nächsten Uwe-Rosenberg-Spiels. Gequatscht wird auch und viel gelacht. Ich weiß jetzt, wer hinter dem Nicknamen die Tapfere steckt, wie catkin aussieht, was Harrii macht, wenn er gerade keine Zeit für Yucata hat, dass Ludoo lieber Ludo heißen würde und wann lunaflute Geburtstag hat. Nummer5 hat neben Frau und Tochter auch eine Buttonmaschine dabei, Yucata-Spieler bekommen Vornamen. Trueskill und Rang sind egal, wann immer jemand orientierungslos herumstand, wird Platz an einem Tisch gemacht oder die Gruppe geteilt und etwas anderes gespielt als ursprünglich geplant.

„Ich bräuchte etwas, womit ich zwei Karten nehmen kann.“ (Uschi)
„Aber da hast du doch den blauen Kontoristen.“ (Gabi)

Nach einem immer wieder von Begrüßungen unterbrochenen La Isla und Qwixx ist Port Royal das dritte Spiel des Wochenendes für mich. Wir versuchen die kooperative Variante zu viert. Von den neun Aufträgen haben wir acht erfüllt, aber keine einzige Karte mehr auf dem Runden-Stapel. Jetzt oder nie. Uschi muss noch die zwölf Punkte vollkriegen. Neun hat sie, aber zu wenig Geld für eine Dreierkarte. Florian deckt Karte um Karte auf, mindestens 20 liegen auf dem Tisch, es wird immer enger. Bis Gabi sich anschaut, was Uschi eigentlich so in ihrer Auslage hat. Am Ende kann sie für neun Münzen ein Fräulein kaufen, wir haben alle Aufgaben gemeistert. Da stört es nicht, dass wir nur den Landratten-Rang bekommen, weil wir nicht vorzeitig fertig geworden sind.

Yucata-Treffen 2016

„Der Käse ist aus.“ (Daniela)

Daniela und Markus spielen zum ersten Mal Orléans, Françoise hört bei der Erklärung zu, bringt aber dann Paula ins Bett und verzichtet auf die Partie. Es ist ihr Spiel. Ihr Mann war bisher nur mit Aufkleben beschäftigt, zum Ausprobieren fehlte die Zeit.

So weihen Daniela, Markus und ich die Luxusversion mit Holzfigürchen statt Pappplättchen ein. Die beiden hängen mich auf der Bauernleiste ziemlich schnell ab. Runde um Runde zahle ich eine Münze. Irgendwann kann ich nicht einmal mehr hinterher, weil kein Käse mehr zu kriegen ist. Aber auf der Bücherleiste komme ich als Erste ins Ziel. Und das Tuch, das ich in den letzten Runden sammle, bringt auch noch mal fette Punkte.

„Jetzt nehme ich mir die Ware mit dem Dreierwürfel.“ (Françoise)

Françoise möchte Burgen von Burgund lernen, Florian kann es auch noch nicht richtig, Kerstin und ich finden, ein Bubu geht immer. Und weil sich keiner wehrt, müssen sie alle den Regvor-Plan spielen. Eine kleine Trainingseinheit für mich. Françoise fängt auf Empfehlung ihres Mannes oben links an, Kerstin und Florian unten links und ich oben rechts.

Wir bauen peu à peu vor uns hin. Es macht doch immer wieder Spaß. Und man sieht am Tisch viel besser, wie die anderen so ihren Plan füllen, als auf Yucata. Auf Kerstins Plättchen, das bei der Geldausschüttung für die Minen auch noch Arbeiterplättchen bringt, bin ich schon ein bisschen neidisch. Das muss ich unbedingt demnächst bei meinen Online-Spielen ausprobieren.

„Wenn ich das jetzt so lege, seid ihr beide doch draußen und ich habe gewonnen. Hurra, ich habe das Spiel verstanden.“ (Tanja)

Tsuro ist eine Neuentdeckung für mich. Ich spiele es mit Daniela, Markus, Paula und Françoise und am nächsten Tag gleich noch einmal mit Christine, Sabrina und Tanja. Wunderbar leicht und angenehm.

„Ich kann meinen Papa lähmen.“ (Paula)

Paula strahlt. Und Florian, nicht der aus Burgen von Burgund, sondern mein Florian, strahlt auch. Paula ist acht Jahre alt und Adjutant des Bösen. Ihr Freund Bo hilft ebenfalls, die Helden zu bedrängen. Paula strahlt, weil sie in Katakomben einen Treffer gelandet hat, Florian, weil er das Spiel nicht umsonst mitgeschleppt hat.

Dave, Christian, Kerstin und ich sind die Guten. Wir tun uns schwer. Meine Elfenlebenspunkte werden immer weniger. Bo kontrolliert ganz genau, dass ich sie auch bei mir abziehe und nicht bei Berserker Christian. Dabei hat der doch viel mehr. Dann bin ich tot. Zum Glück geben meine Mithelden zehn Münzen aus, um mich wieder zum Leben zu erwecken. Danach schnippe ich auch nicht besser, doch dem Berserker und Zauberer Dave gelingt es schließlich, den Oberbösen zu erledigen. Zu diesem Zeitpunkt ist Diebin Kerstin tot, freut sich aber aus dem Jenseits über unseren Sieg.

„Du zählst nicht. Du bist der Erklärbär.“ (Silvia)

Helios gehört zu den Spielen, die online eher schwer zu lernen sind. Deswegen sind an einem Nachmittag gleich zwei Exemplare im Einsatz. Mein Florian erklärt am einen Tisch, ich versuche es am anderen. Dort entscheidet sich Jürgen für die Minimalstrategie, um möglichst oft Sonnenkreisepunkte zu kassieren. Passend dazu wählt er die Priesterin. Stefan nimmt den Schatzmeister und konzentriert sich voll aufs Manasammeln. Silvia holt den Kartographen und den Architekten. Letzteren hätte ich auch gerne gehabt. Also grabsche ich mir Prophetin, Erfinder und Entdecker. Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Deswegen komme ich in Silvias Endabrechnung nicht vor. Wir spielen das übrigens inzwischen auf Yucata, zur Verinnerlichung der Regeln. Andere würden Lernzielkontrolle sagen. Oder, Ute?

„Guck mal, wie ich dich glücklich mache.“ (Ute)

Uschi hat das Kartenspiel Schlafmütze mitgebracht. Der Schlafmützen-Tisch ist jeden Abend der lauteste. Nur muss „glücklich machen“ neu definiert werden. Denn Ute gibt eine Karte nach der anderen an Stefan. Der hat zu dem Zeitpunkt fast gewonnen und muss nun noch einmal von vorne anfangen, seinen Berg abzubauen. Immer bemüht, keinen Fehler zu machen, sonst schallt es ihm von allen Seiten „Schlafmütze“ entgegen.

„Morgentoilette – zwei.“ (Markus)
„Wasser, Gesicht.“ (Florian)

So einfach kann es manchmal sein, wenn man Codenames spielt. Und das tun wir den ganzen Sonntag. In wechselnder Besetzung, zu viert, zu sechst und kurzzeitig sogar zu acht. Vor dem Mittagessen und danach. Bis wir fast die Letzten sind.

Sehr interessant auch „Bowie – zwei“. „Ich seh kein Messer.“ „Aber Rock für David Bowie. Und vielleicht Afrika. Seine große Liebe war ja ein afrikanisches Model.“ Christine und ich denken angestrengt laut nach. Françoise, die in der gegnerischen Gruppe sitzt, leidet physische Qualen, ebenso Florian, der „Bowie – zwei“ gesagt hat. Ich habe meine Zweifel, ob Florian das mit dem Model weiß. Auch wenn die Idee von mir stammt. Christine sagt: „Ist der nicht gerade gestorben.“ Und sieht in diesem Moment „Krebs“. Alles klar: Rock und Krebs.

Im Internet gibt es übrigens ein Foto von einer etwas anderen Codenames-Variante. Statt 25 Karten mit Begriffen sind fünf mal fünf Spiele ausgebreitet. Erweiterung – fünf. Kooperativ – zwei. Stefan Feld – drei. Beim nächsten Yucata-Treffen sollten wir das unbedingt ausprobieren.

Schon gelesen?

The Game is The Game

by Nicole

Schon mal Battlelore gespielt? Ich meine so richtig. Nicht nur einmal ewig lang aufgebaut, ein bisschen Helme und Schilde gewürfelt und dann wieder weggepackt. Battlelore bildet den Auftakt zu unserem Spielejahr 2015. Von Januar bis in den Frühsommer hinein probieren wir alle Szenarien aus, die wir besitzen. Im Hundertjährigen Krieg bin ich Frankreich, Florian England. Und ja, Geschichte wiederholt sich, selbst auf einem kleinen Spielbrett. Übermacht gepaart mit Unvermögen scheitert an Bogenschützen, die vermutlich alle Thomas of Hookton heißen. Sie vernichten meine Reiter, immer wieder. In Schottland läuft es nicht besser, obwohl Florian die feigen Kobolde in seinen Reihen hat, ich aber die mutigen Zwerge. Nach 24 Schlachten ist klar, dass ich manchmal besser würfle, einfach draufkloppen aber meist nicht der Weg zum Sieg ist.

Tage des Widerstands

In der ersten Augustwoche steht Urlaub mit der Großfamilie an. In Österreich, in einem Hotel mit Golfplatz. Tolle Berge, tolle Möglichkeiten, Rad zu fahren. Und die Abende? Werden unvergesslich bleiben. Wir haben das Glück, dass wir ziemlich früh unsere vier Neffen und zwei Nichten für eine Partie Der Widerstand gewinnen können. Es werden, zwei, drei, vier. Ein zweiter Abend, ein dritter, eine Pause, um wieder die innere Ruhe zu finden. Und dann noch ein vierter Abend im Widerstand. Als Guter oder als Böser. „Ich bin’s nicht.“ „Ich werde dir nie mehr etwas glauben können.“ „Du wirst schon sehen, was du davon hast.“ „Ich kann dir nicht mehr vertrauen.“ „Ich war mir so sicher.“

Herausragend auch die vier Tage auf der Schwäbischen Alb im November. Die beiden ersten verlängerten Wochenenden der Stuttgarter Brettspieler haben wir verpasst, das dritte liegt genau am Ende eines Resturlaubabbauurlaubs. Wir sind dabei. Und spielen und spielen und spielen. Sehr gerne Orléans, aber auch Roll for the Galaxy, Russian Railroads mit Erweiterungen, Codenames … Ich hoffe, dass wir 2016 mehr als einmal mitspielen können.

Und dann war da noch

Das Jahr ist noch nicht vorbei. Erstmals bekommen wir zu Weihnachten Spielebesuch: Thomas und Anne bringen Time Stories mit. Das macht die vier Tage mit Christbaum und Ente zu etwas Besonderem. Insgesamt neun Versuche brauchen wir, um im französischen Irrenhaus und der amerikanischen Kleinstadt die Welt zu retten. Drei Tage Time Stories, der vierte bleibt anderen Spielen vorbehalten: Orléans, Die holde Isolde, aber auch The Game. Unser vielspielender Besuch kennt die schwarzroten Karten noch nicht, die uns das ganze Jahr über viel Freude bereitet haben.

The Game is The Game 2015

Wir haben 2015 viel und vieles gespielt. Mit vielen. Kein einziges Spiel jedoch in so vielen verschiedenen Konstellationen. Mit Nichtspielern, Wenigspielern und Vielspielern. Florian sogar als Soloprojekt. Der Spaß daran, das Spiel zu besiegen, ist bei allen gleich. Egal, ob auf einer Hütte, im Spieletreff, im Biergarten, in der Kneipe, im 4-Sterne-Hotel, im Pub, auf der Schwäbischen Alb oder am heimischen Tisch. The Game ist außergewöhnlich. Es ist unser Spiel 2015.

Novemberspielen auf der Schwäbischen Alb

by Florian

Egal ob Barbiepuppen, Fußball oder Brettspiele – wer zweckfrei spielt, tut das am liebsten mit Freunden. Das ist wohl auch der Grund, warum es immer einen Hauch von Überwindung kostet, einen neuen Spieletreff zu besuchen: Was für Leute werden dort sein?

Nicht offen, aber heimlich habe ich mir diese Frage vorm Novemberwochenende des Brettspieltreffs Stuttgart in Ruppertshofen auf der Schwäbischen Alb gestellt. 2014 waren wir schon einmal mit den Stuttgartern in Nördlingen, aber das war im Sommer und nur für einen Tag. Und nur als Tagesgäste.

Splendor

Wie’s dann doch meistens ist, gerade unter Spielern: Wir wurden nett aufgenommen, unsere Spiele auch, und alle hatten vier schöne Tage. Dennoch möchte ich betonen, dass in Ruppertshofen immer darauf geachtet wurde, dass keiner je allein dastand, niemand ausgegrenzt wurde, dass sich immer Tische mit mindestens drei Leuten fanden, auch wenn man dafür mal umplanen und das Fünf-Personen-Lieblingsspiel aufschieben musste. Das ist auch in Vierkirchen selbstverständlich – aber nicht in jedem Treff. Fand ich gut!

Ebenfalls positiv: Weder Barbiepuppen noch Fußball waren an diesem Wochenende sonderlich wichtig.

Mitgebrachte Spiele

Ich werde nicht jede Partie zwischen Donnerstagmittag und Sonntagnachmittag aufzählen können, wenn dieser Bericht jemals fertig werden soll – die erste aber war Royal Goods, das wir übergangsweise zu zweit angefangen hatten, während die vor uns Gekommenen ihr Among Nobles beendeten. Peter und Thomas zeigten gleich Interesse, und ich glaube, es war nicht einmal geheuchelt: Peter hat im Lauf des Wochenendes mindestens zwei weitere Partien dieses kleinen Kartenspiels gespielt, bei dem Karten Produktionsstätten ebenso wie Güter sein und durch Produktionsketten veredelt werden können.

Roll for th Galaxy

Roll for the Galaxy kam ebenfalls so gut an, dass es auch ohne uns gespielt wurde, der eine erklärte es dem anderen, und am Samstag, als sich Nicole mal als Regelerklärerin übte, hätte Armin ihr mit Erläuterungen ausgeholfen, der das Spiel selbst seit ein paar Stunden von Peter oder Carsten kannte, wenn, ja, wenn wir ihn gelassen hätten.

Die Erweiterungen Orléans Invasion und German Railroads trafen ebenfalls den richtigen Nerv – Carsten hatte Orléans sogar selbst dabei. Schlimm, dass wir nur vier Tage Zeit hatten. Ich hätte gern noch einmal eine Bahnlinie von München nach Berlin gebaut. Oder nach Hamburg. Oder doch … hm, lasst mich noch mal eine Minute nachdenken.

Bekannte Spiele

Nicht nur wir, auch alle anderen hatten mehr gute Spiele dabei, als sich in vier Tage quetschen ließen. Einige dieser Spiele kannten und mochten wir. Endlich wollte mal jemand Snowdonia und Suburbia mit mir spielen! Das Erste habe ich zuletzt solo auf dem Tisch gehabt, das Zweite schon länger gar nicht mehr. Beide stammten aus dem Gepäck von Thomas, der auch Die Glasstraße dabeihatte und kompetent erklärte und somit zu meinem Ruppertshofen-Gesamterlebnis entscheidend beitrug. Aber warum nur musste er dermaßen oft gewinnen!

Nicole spielte parallel zu meinem Snowdonia das zweite Caverna ihres Lebens, zieht aber nach eigenem Bekunden im direkten Vergleich das zuhause gebliebene Arler Erde vor. Das ist ganz gut so: Arler Erde ist nur für zwei, Caverna aber für bis zu sieben Spieler ausgelegt. Wobei der Tisch schon zu fünft ein paar Stunden brauchte.

Caverna

Schön war für mich auch, wieder mal eine Runde Stille Post extrem zu spielen (wenngleich nicht sehr still, wie der Nebentisch monierte). Das Spiel hatte ich 2014 in Nördlingen kennengelernt – und auch damals war Sabine dabei.

Neue Spiele

Niemand kann uns also beschuldigen, in Ruppertshofen dem „Cult of the New“ gehuldigt zu haben – dem auf Boardgamegeek sprichwörtlichen Drang von Vielspielern, immer nur Neuheiten auszuprobieren und Altes zu schmähen. Trotzdem gab es natürlich auch für mich Neues.

Ganz oben auf meiner Wunschliste steht seither das von Sabine eingeführte 20-Minuten-Spiel Codenames. Ein Erklärer muss mit einem Wort einige wenige von 25 ausliegenden Wörterkärtchen zusammenfassen. Er sagt zum Beispiel „Grün 3“, und sein Team weiß dann, dass genau drei Karten gesucht werden, die grüne Gegenstände benennen. Beispielsweise „Kaktus“, „Wald“ und „Ökostrom“. Dumm nur, wenn auch „Fischer“ ausliegt und der Erklärer nicht an eine mögliche Assoziation gedacht hat.

Weniger begeistert hat mich leider Imperial Settlers, das aktuelle Lieblingsspiel meiner Vierkirchner Mitspieler Vincent und Dominik. Thomas hatte es dabei. Marcus kritisierte die Unübersichtlichkeit der vielen Karten mit dem kleinen Text. Gut, das ist bei Roll for the Galaxy nicht anders. Man muss nicht immer genau alle Karten der Gegner kennen, und nach einem Dutzend Partien erkennt man die wichtigen ohnehin auch von Weitem. Was mich mehr gestört hat: Es zieht sich, ich musste oft den anderen zusehen, zumindest zu viert – während in Roll alle gleichzeitig aktiv sind. Ich finde Imperial Settlers auch arg lang fürs Gebotene. Und oft hatte ich das Gefühl, eine naheliegende optimale Zugfolge mit den zugeteilten Karten auszuführen, also gespielt zu werden. Okay, ich kann mich getäuscht haben, ich wurde Letzter – hatte aber auch frühzeitig ein zentrales Gebäude an einen gegnerischen Vulkanausbruch verloren.

In einem will ich Marcus Recht geben: Hansa Teutonica, das wir beide ebenfalls erstmals spielten, ist eleganter als Roll for the Galaxy oder Imperial Settlers. Jeder hat jederzeit die vollständige Spielsituation im Blick. Klasse finde ich auch, dass die Verdrängungsaggression für das Opfer sogar Vorteile hat. Manchmal platziert man sich bewusst, um verdrängt zu werden. Und ebenfalls positiv: Aggressionen treten hier nie willkürlich auf, gegen den Führenden oder weil der da heute schon dreimal gewonnen hat. Nein, wer in Hansa Teutonica andere verdrängt, tut das klugerweise nur aus Eigeninteresse. Damit ist der Angriff absehbar – und eben nicht willkürlich.

Interessant war auch das Kartenspiel mit dem bizarren Thema, Die blutige Herberge, wo wir als zentralfranzösische Gastwirte entweder kleine Zimmerpreise einnehmen oder deutlich lukrativer die Reisenden ermorden – aber dann auch verscharren müssen, wegen der Polizeikontrollen. Tom (nicht zu verwechseln mit Thomas oder dem anderen Thomas) hatte es mitgebracht, und eine zweite Partie wäre sinnvoll gewesen. Es kam nicht dazu.

Eketorp

Ohne mich hatte Nicole am Donnerstagabend außerdem Keyflower gelernt und gleich mal gegen erfahrene Spieler gewonnen. Bei ihrem zweiten Überraschungscoup war ich dann dabei: dem Queen-Spiel Eketorp, das Tom am Samstag auflegte, eigentlich ein nicht sehr spannend klingendes Blindbieten, das aber am fortgeschrittenen Abend durchaus Spaß machte und eine denkwürdige Wendung nahm.

In Eketorp bauen wir nämlich eine Wikingerstadt mit einem Schutzwall aus billigen oder teuren Rohstoffen, um die wir uns notfalls mit Karten prügeln. Armin schien mit billiger Grasbauweise einen klaren Vorsprung herausgeholt zu haben, während die meisten – etwa ich – so dahin dümpelten oder andere – etwa Nicole – mühsam Holz, Lehm und Steine herbeikarrten. Kein Wunder, dass Armin bald von Möchtegern-Dieben belagert wurde. Und als dann die meisten seiner Männchen angeschlagen aussetzten, ritt Nicole die entscheidende Attacke, holte sich sechs grüne Steine auf einen Schlag und war im Handstreich mit ihrer Wikingermauer fertig. Spiel aus – gewonnen.

Verpasste Spiele

Vier Tage Dauerspielen klingen nach viel, sind aber doch zu wenig. Ich habe bereits erwähnt, dass mir eine zweite Partie Blutige Herberge entging, auch Caverna oder Keyflower fanden leider ohne mich statt. Daneben hätte ich gern mal Among Nobles ausprobiert, das produzierte so interessante Tischgespräche wie: „Ich muss dringend heiraten.“ – „Ich brauch ’nen Mann für meine Tochter.“

Auch Affentennis will ich seit Jahren probieren. Und von Battlestar Galactica habe ich keine Ahnung, ist das nun ein großartiges Spiel oder nur ein aufgemotztes Werwölfe? Ich hätte es gern herausgefunden. Jedenfalls war es am Sonntagmorgen noch Gesprächsthema beim Frühstück, als einer der beiden Verräter (ich glaube, sie heißen Zylone) schon gar nicht mehr da war – der sonst doch so unverdächtig und nett wirkende Tom.

Ein knapper Abschied

Die Burgen von Burgund

Nach diesem Sonntagsfrühstück gab es noch einmal eine entspannte, aber konzentrierte Runde mit Carsten, Thomas und Nicole. Wir testeten die kompetitive Orléans-Erweiterung Blütezeit, rollten noch einmal durch die Galaxis – und besuchten Die Burgen von Burgund. Mit dem knappsten Ergebnis, das ich je gesehen zu haben mich erinnere. Obwohl es Thomas‘ erste Partie war. Ich gewann, einen Punkt vor Nicole, vier vor Thomas und sieben vor Carsten. Dass ich ein Foto der Siegpunktleiste machte, ist wohl deutlicher als alles, was ich noch dazu sagen könnte.

Ob’s beim nächsten Mal wieder so schön wird, kann ich eigentlich nur bezweifeln. Man muss schließlich realistisch bleiben! Aber ich hoffe auf jeden Fall, bald wieder bei einem Wochenende der Stuttgarter Gruppe dabei zu sein.

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Auswärts gespielt im Januar 2015

by Florian

Eine bessere Vorbereitung auf die Regvor kann ich mir nicht vorstellen, als immer wieder Russian Railroads zu trainieren. Mit Grund: Die anderen drei Spiele kann jeder Ungeübte gewinnen – dieses eine belohnt durchdachtes Vorgehen. Ich möchte aber betonen, dass ich außerhalb der Vierkirchner Spieleabende nicht so einseitig bin.

Vor Jahresabschluss 2014 waren Nicole und ich noch ein letztes Mal in Milbertshofen. Mit einem mir namentlich leider nicht bekannten Mitspieler wurde es ein französischer Abend: Wir spielten Troyes à trois und anschließend Die Burgen von Burgund. Am ersten Januarwochenende besuchten wir dann zumindest für einen Nachmittag das viertägige Con im Mehrgenerationenhaus, das der Spieletreff Milbertshofen und Kalle Schmiel gemeinsam organisiert hatten. Und es wurde eher britisch.

Build British

Dazu trugen wir selbst bei, indem wir Glen More mitbrachten, das Albert mal als von ihm geschätztes Spiel erwähnt hatte. Die Eröffnung des Nachmittags blieb aber Machi Koro vorbehalten – es könnte den Bau von Milton Keynes thematisieren, wenn man ein englisches Thema gesucht hätte. Albert ging deutlich in Führung und erklärte mir, das Spiel erfordere halt doch eine kluge Strategie. Ich zog vorbei und konterte, jeder Depp könne es völlig ohne Strategie gewinnen.

Peter aus Karlsfeld stieß dazu, und wir spielten Glen More. Überraschung, ich kann auch Spiele gewinnen, die ich mag! Ich setzte auf viele Dörfer und Chieftains, während Peter zum Schluss mit Loch Oich noch einmal abkassieren wollte, doch das blieb ihm versagt – als letzte Karte konnte der See von niemandem mehr in die Landschaft eingefügt werden.

Wir blieben britisch, mit der viktorianischen Zukunftsfantasie Spyrium. Kennt jemand das Rollenspiel Space 1889? Daran muss ich bei Spyrium immer denken. In Space 1889 ermöglicht der Äther den Vorstoß zum Mars mit Segelschiffen, in Spyrium ist das Spyrium selbst die fantastische Substanz, die Siegpunkt-Höhenflüge ermöglicht. Peter spielte seine siebte Partie und gewann zum siebten Mal; ich war selbst zum zweiten Mal unter den von ihm Besiegten.

Retour à la France

Beim nächsten Milbertshofener Treff schlossen wir thematisch in Frankreich an und spielten gleich zwei Partien Orléans in Folge. In Form von Chips in einem Beutel versucht jeder Spieler, sich bestimmte Aktionsformen zu verschaffen. Der besondere Reiz von Orléans ist meiner Meinung nach, dass man für jedes Ziel Chips (oder meinetwegen Plättchen) braucht, die später bei genau dieser Strategie stören, man legt sich also selbst ständig Steine in den Weg.

Anschließend wurde noch Abgeluxxt – kein rein französisches Phänomen.

Auch in Dachau waren Nicole und ich im Januar einmal, durchaus zu zweit, aber – weil zeitversetzt angereist – an unterschiedlichen Tischen. Ich besuchte das geschichtswissenschaftliche Seminar mit Prof. Helme und Cand. Phil. Pia. Letztere tischte nach einer kurzen Einführung des Professors einfach alles auf, was sie über Die Staufer wusste, und das reichte zum Sieg. Ich dagegen muss in mittelalterlicher Geschichte wohl zurück ins Proseminar. Immerhin, in der Vorlesung zum Thema Vasco da Gama und seinem Motto Auf nach Indien kam niemand gegen meine Handelsstrategie an.

Eines ließ aber am universitären Bildungssystem insgesamt zweifeln: Der Nebentisch hatte offenbar Spaß an der Piratenschmonzette Cartagena und der Hunde-Komödie Dog Royal, kicherte dabei und lachte gar! Selbst das ordinäre Würfelspiel Fiese 13 kam an. Womöglich wissen die Mädels nicht mal mehr, wer gewonnen hat.

Terminangebot im Februar 2015: