Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: Istanbul

Demut

by Nicole

Zwischen Burgen von Burgund und Istanbul stehen Jochen und ich draußen, atmen durch, bevor es zurück in die warmen, aber schlecht belüfteten Gasthausräume geht. Ich sage: „Diesmal schreibe ich keinen Bericht.“ Jochen antwortet: „Oder du machst es kurz: War nix.“

Ich habe aber doch ein bisschen was zu sagen zum Regionalvorentscheidungsturnier zur Deutschen Brettspielmeisterschaft am Sonntag in München, wie immer top organisiert von einem entspannten und souveränen Jo von den Spuiratzn. Und die anderen Vierkirchener auch. Karen zum Beispiel, die mit 26 Punkten Dritte in Dominion wird, dem ersten Spiel des Tages. „27 wären der zweite Platz gewesen.“ Oder Jochen, der in Spiel Nummer zwei, Nations, im Tiebreaker auf dem letzten Platz landet. „Also, entweder spiele ich nächstes Jahr gar nicht mehr mit oder ich trainiere nur zweimal.“ Es ist sein zweiter vierter Platz in Folge.

Oder Michael, der vor dem Mittagessen ebenfalls zweimal Rang vier belegt. „Hättet ihr nur mich in der Mannschaft statt Jochen, dann hättet ihr jetzt auch zwei Punkte.“ Michael wollte heuer erstmals ein Familienteam mit seinen drei Kindern Karen, Felix und Philipp bilden. Und ich, geblendet von meinem Vorjahreserfolg mit drei ersten und einem zweiten Platz, wollte gerne mit denjenigen zusammenspielen, die im Falle einer Qualifikation auch Zeit haben am mittleren Wochenende der Pfingstferien, wenn in Herne die Deutschen Brettspielmeisterschaften stattfinden. Nach Dominion ist klar, dass Herne noch auf uns warten muss.

Hoffnungslos

Obwohl das nicht ganz stimmt. Dominik gewinnt seine Partie, ich auch. Unser Team holt 13 Punkte. Mit 14 wären wir im Soll, denn viermal 14 macht 56 und das reicht meistens für Rang zwei und damit Herne. An meinem Tisch sitzt wieder Martin von The fab four, dessen höfliche, ruhige Art ich schon im Vorjahr bei 7 Wonders genoss. Wir alle vier, Martin, Susi von den Emmeringer Hölzlhexen, Christian von den Zugspitz-Zockern und ich, finden das permanente Abheben doof. Aber wir halten uns dran. Das beansprucht mehr Zeit, als zu überlegen, was man in seinem nächsten Zug so tun kann. Keine Hexe, keine Miliz, dafür Gärten und Kapelle. Wenig Aggressionspotenzial, man muss sich zwischen Minimaldeck mit Kapellenstrategie und Gärten samt Maximimaldeck entscheiden. Spion und die ganzen Diebe im Umlauf stören ein bisschen, aber im Prinzip kann jeder seinen Stiefel spielen.

Martin nimmt gleich im ersten Zug eine Kapelle, entsorgt früh drei Anwesen, schafft es allerdings nicht, sein Deck so klein zu halten, dass ständig Gold auf die Hand kommt. Ich will eigentlich auch eine Kapelle, komme aber nicht dazu, und fange mit den Gärten erst an, als Susi da vorprescht. Alle zehn gönne ich ihr dann doch nicht. Doch so ziemlich jeder außer mir hat Pech mit dem Nachziehen. Bei Susi reicht es nicht immer für einen Garten, bei Christian nicht immer für ein Herzogtum und bei Martin nicht oft genug für eine Provinz. Am Ende hat er fünf, aber keine Anwesen mehr. Ich vier, ein Herzogtum, meine Anwesen und sechs Punkte über meine drei Gärten. Platz eins.

Es geht leider nicht so überragend weiter wie ein Jahr zuvor. Bei Nations werde ich Vierte. Florian Zweiter hinter Karen vom Familienteam, Dominik Zweiter via Tiebreak. Der Sieger hat mehr Schwerter. Und Jochen, wie gesagt, Letzter, ebenfalls im Tiebreak. Jetzt sind wir raus aus dem Rennen nach Herne.

Regvor 2016 in München

Aber dann will ich wenigstens Die Burgen von Burgund gewinnen, eines meiner Lieblingsspiele, das ich mit dem Regvor-Plan immer und immer wieder auf Yucata trainiert habe. Zu oft. Ich bin Startspieler, fange unten links an und mache trotzdem in der zweiten Runde als Erste die Minen fertig. Und dann vertändle ich, bin unkonzentriert und muss mich am Ende mit Platz drei abfinden. Das schmerzt. Jochen und Dominik werden ebenfalls Dritte, Florian Zweiter. An seinem Tisch sitzt Stephan vom späteren Turniersieger U++. Es ist dessen dritter Sieg in Folge. Mit über 270 Punkten. Wir wussten gar nicht, dass das auf dem Regvor-Plan möglich ist.

Nachwuchshoffnung

Stephan tritt bei Istanbul gegen Felix aus unserer Familienmannschaft an. Ebenfalls am Tisch Erwin von den Spuiratzn. Beides sehr gute Spieler, die sich Zeit zum Nachdenken nehmen. Für Felix, der ratzfatz seine Züge macht, eine Partie unter erschwerten Bedingungen. Trotzdem hat er als Erster seine fünf Edelsteine auf dem Karren. Den ersten holt er im Sultanspalast, den zweiten in der Kleinen Moschee und die übrigen beim Edelsteinhändler.

Stephan wird Zweiter. Im Vorbeigehen sagt er zu mir: „Ihr habt starken Nachwuchs.“ Felix‘ Auftritt imponiert ihm so, dass er ihm eines der Spiele weitergeben möchte, die er sich als Mitglied der Siegermannschaft und bester Einzelspieler aussuchen darf. Er lässt Felix wählen, und der entscheidet sich für Die Piraten der 7 Weltmeere, Essen-Neuheit 2015. Wir hatten es angegeben, als Organisator Jo im Vorfeld des Turniers Vorschläge haben wollte. Wir finden das alle total nett von Stephan und freuen uns, dass, obwohl unsere beiden Teams nicht über Mittelmaß hinausgekommen sind, doch unser Spielewunsch in Erfüllung geht.

Felix: „Ich habe heute dreimal gedacht, dass ich gewinne. Wenigstens habe ich einmal gewonnen.“
Florian: „Istanbul war gut, da hatte ich einen netten Tisch.“
Karen: „Ich wollte nicht verlieren, ich habe zweimal verloren.“
Michael: „Wir hätten einen Textvorschlag für den Blogbeitrag: Jochen und Michael hatten ein Ergebnis, das durchaus zufriedenstellend gewesen wäre.“ 14 Punkte, allerdings zu zweit. Beide werden Vierter, Vierter, Dritter, Zweiter.

Das Turnier nimmt für mich übrigens eine versöhnlichen Ausklang mit einem ersten Platz in Istanbul. Eigentlich hatte ich mir angewöhnt, meinen Karren Karren sein zu lassen und schnell auf Geld zu spielen. Aber jetzt ist eh schon alles egal. Ich marschiere erst zum Tuchhändler, dann zur Wagnerei, die genau darüber liegt. Dort hole ich mir dank meiner anfänglichen Fünf-Lira-Bonuskarte das erste Ausbauteil für den Karren, pendle zwischen Postamt und Teestube, mit Zwischenstopp bei der Wagnerei, und mache mich dann erst auf den weiten Weg in die Kleine Moschee am anderen Ende des Plans. Da organisiere ich recht fix beide Plättchen und damit meinen ersten Edelstein, während Sven von Ohne Risiko mit 4 Nebenwirkungen neben mir schon drei und Georg von Ragequit aus Augsburg schon zwei hat. Nur David von den Kellerkindern aus Lindau lässt es noch ruhiger angehen als ich.

Ich verkaufe noch schnell eine volle Ladung auf dem Kleinen Markt und wandere zurück. Dann geht es Schlag auf Schlag, das letzte Karrenteil, ein bisschen würfeln in der Teestube, einmal den Gehilfen zum Großen Markt geschickt und es reicht für die Edelsteine drei bis fünf. Auch dank einer weiteren Fünf-Lira-Bonuskarte, die ich irgendwann dem Gouverneur abgeknöpft habe.

Was noch gut war

Mit David und seinen Teamkollegen Andreas und Bernhard plaudere ich bei einer Tasse Latte macchiato und Mohnkuchen. Andreas kenne ich aus den vergangenen beiden Jahren. Er mag wie ich Isle of Skye und Mombasa. Spiele, für die jetzt wieder Zeit ist.

Eigentlich müsste ich zufrieden sein mit meinen zwei Siegen. Dankbar. Walter von den Z’sammghexten Amperparkern ist es. Walter und ich haben noch nie gegeneinander gespielt, aber vergangenes Jahr haben wir uns den Sieg in der Einzelwertung geteilt. Diesmal wird er wie ich Erster, Vierter, Dritter und dann noch mal Erster. Walter sagt: „Die 18 Punkte vergangenes Jahr waren eine Ausnahme, eigentlich bin ich eher ein 13-Punkte-Spieler.“

Statt mich zu freuen, grüble ich nachts. Burgen von Burgund nagt an mir. Am Morgen bin ich weiter. Zu große Erwartungen nehmen den Spielspaß. Und ich bin eher eine 13-Punkte-Spielerin. Das ist ja eigentlich auch schon ziemlich klasse.

Was noch gut war an der Regvor: Pectoral Brust-Karamellen. Sie bringen Michael durch den Turniertag. Auch Dominik, Philipp und ich greifen zu.

Was gefehlt hat: Vincent. Am Freitagabend half er noch als Ersatzspieler aus. Er wäre so gern angetreten. Aber ein drittes Team kam nicht zustande. Jochen sagt: „Nächstes Jahr spielt Vincent für mich.“ Florian sagt: „Ich wünschte, Vincent wäre in unserer Mannschaft gewesen. Statt meiner.“

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Ein bisschen anders

by Nicole

Aller guten Dinge sind drei. Sagt man so. Finden die Mitglieder des Spieletreffs Vierkirchen aber gar nicht. Der macht diesen Sonntag zum vierten Mal bei der Münchner Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft mit. Es soll wieder ein vergnüglicher Tag werden mit vier Spielen, von denen eins zu meinen absoluten Favoriten zählt und mir die anderen gut bis sehr gut gefallen.

Gegner abschätzen, taktieren, riskieren. Würfelglück, Würfelpech, gute Karten, schlechte Karten. Das Beste daraus machen. Aufregung, Herzklopfen, heiße Wangen. So war es bisher immer, und so wird es wieder sein. Alles andere ist diesmal ein bisschen anders.

Das fängt schon damit an, dass der Titel des teilnehmerstärksten Dorfes 2016 nach Köln gehen dürfte. Vorausgesetzt, der dortige „Ali Baba Spieleclub“ tritt am Sonntag in Odenthal-Neschen tatsächlich mit der Ersten, Zweiten, Dritten und den Mädels an. Drei Jahre lang waren wir einsame Spitze oder kamen uns zumindest so vor mit der U14, die sich im Laufe der Zeit zur U16 entwickelte, den Masters und den Mixed Masters. Diesmal treten wir nur zu acht an, als SpVgg Vierkirchen verspielt und Vierkirchen verspielt Mixed Masters. Immerhin hat eins der beiden Teams die Chance, sich in der Familienwertung ganz weit nach vorne zu spielen. Für eine dritte Mannschaft gab es drei Interessenten, aber keinen vierten, der die Anmeldung in die Hand genommen hätte. Schade, mit Lukas, Vincent und Julian hätte ich auf der Hinfahrt zum Turnier gerne letzte Erkenntnisse ausgetauscht. Immerhin verdanken wir Lukas, dass wir Istanbul regelkonform spielen. Und Vincent muss nicht mal hinschauen, wenn am Nebentisch Dominion aufliegt. Er weiß allein durch die Kommentare, welche Karte gerade gespielt wird.

Regvor-Spiele 2016

Seit Jahresanfang trainieren wir jeden Montag, wenn nicht gerade Ferien sind. So war es schon immer. Doch diesmal mussten wir mit einem Engpass zurechtkommen. Von Nations: The Dice Game existiert in Vierkirchen nur ein Exemplar. Zumindest im Umfeld des Spieletreffs. Das Problem haben nicht nur wir, das Spiel ist gerade nicht erhältlich. Auf der Regvor droht deswegen ein Zwei-Schichten-Betrieb. An unseren Übungsabenden war Nations heiß begehrt. Wir hatten es kaum aus der Tasche genommen, da okkupierte es schon der Nachwuchs. Der musste aber aus schulischen Gründen größtenteils recht früh gehen, so dass wir Erwachsenen auch noch zum Zug kamen. Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit mit Istanbul, Burgen von Burgund oder Dominion. Diejenigen, die in den Faschingsferien die Gelegenheit hatten, an einem Höhentrainingslager in Mittenwald teilzunehmen, nutzten auch dort das Internet. Mit Handys und Laptop wurden da auf Yucata virtuell Schwerter und Bücher gewürfelt. Dass man sich derart ausgestattet gemeinsam an ein und denselben Tisch setzt, um zu trainieren, kannte ich bisher nur aus Erzählungen von regelmäßigen Herne-Qualifikanten. In Vierkirchen bevorzugt man echte Würfel und echte Spielbretter. Wenn es denn möglich ist.

Obwohl wir nur zu acht sind, haben wir es in der Vorbereitung so gut wie nie geschafft, komplett im Pfarrsaal St. Jakobus aufzulaufen. In vergangenen Jahren Standard, war es diesmal ein Ding der Unmöglichkeit. So auch gestern bei unserem Abschlusstraining. Von den Masters fehlte Dominik, von der SpVgg Karen. Schule, Beruf, Erkältung – immer kam dem einen oder anderen etwas dazwischen. Am Sonntag ist das hoffentlich nicht so. Die S-Bahn geht um 8.37 Uhr in Vierkirchen.

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Pflichtübung mit Zählfehlern

by Florian

Diese Woche hatten wir Spaßspieler da. Oliver aus Freising nutzte einen Arbeitstermin in der Nähe, um sich anschließend mal den Vierkirchner Spieletreff anzusehen. Und Helme kam mit einem von Olivers aktuellen Lieblingsspielen an: Auf den Spuren von Marco Polo.

Beide wollten sich bei einer spannenden Partie vergnügen, einfach so – für manche von uns im Februar kaum denkbar. Nur Thomas und Christian waren froh über den trainingsfreien Abend und schlossen sich an. Thomas gewann gleich mal als Neuling und dachte laut über eine Anschaffung nach. Helme haderte mit den Würfeln.

Vorab hatten Christian, Thomas, Vincent und Julian schon ein schnelles 7 Wonders durchgezogen. Ich fühlte mich müde, aber pflichtbewusst. Auch Philipp wollte für die Regvor üben, wenn er nicht gerade „Lyrik“ in seine Chinakladde einpflegte. Und ebenso Michael, als er endlich den Weg in den Pfarrsaal gefunden hatte.

Spieleabend 1. Februar

Erneut herrschte fast militärische Disziplin, zur Irritation von Vincent, der zu jung dafür ist. Wenn ich denke, dass man heute nicht mal mehr verweigern muss! Das war so eine gesunde Übung für den Moralhaushalt junger Erwachsener.

Nur die Spielerzahlen wollten sich den Regvor-Anforderungen nicht fügen. Zuerst spielten Philipp und ich Dominion. Beim Zählen erwies sich prompt sogar die Anzahl Provinzen als falsch. Und apropos Zählen, als Vincent, Michael und Julian für eine zweite Partie hinzukamen, waren wir regelwidrige fünf Spieler.

Mit der gleichen Besetzung wurde Istanbul in Angriff genommen. War das voll da! So eine Partie wünsche ich mir noch mal kurz vor dem Turnier, um mich dann im Ernstfall über vergleichsweise viele Optionen und freie Felder zu freuen.

Den Abschluss machte 6 nimmt. Skandal, kein Regvor-Spiel. Es wurde natürlich nicht zum Vergnügen, sondern zur Überbrückung der Wartezeit auf Niccolo, Matteo und Marco gespielt, ich spürte dennoch etwas wie guilty pleasure.

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Nations wieder verloren

by Florian

Nachschub – links! Ablage – rechts! Dreimal mischen. Abheben lassen. Und zieht! Eins, zwei, drei, vier – fünf! Aktionskarten spielen! Untereinander staffeln! Geld – ausgespielt. Gut so. Drehung nach rechts! Ablegen.

Bisher haben wir schlampig Dominion gespielt, doch damit ist es vorbei. Nicht einmal aufs Abheben darf man bei der Regvor verzichten. Ich versteh’s, denn bei Dominion könnte man wirklich leicht schummeln – wenn man das denn tun wollte, noch dazu bei einem Spaßwettbewerb wie der Regvor.

Schummeln werden wir nicht, aber das Training nehmen wir ernst. Ex-Zivis wie ich kommandieren ihre Kameraden herum, insistieren auf verdecktem linken Nachzieh- und offenem rechten Ablagestapel. Zweimal spielen wir Dominion. Einmal werde ich Letzter, mit Kapelle gegen Gärten, und einmal Erster, mit Durchwursteln. Ich denke, Durchwursteln hat schon so manchen Krieg entschieden. Aber was weiß ich, ich war ja Zivi.

Spielen in Vierkirchen am 25. Januar 2016

Davor gab’s diese Woche Istanbul. Danach Nations-Würfelspiel. Einmal das Regvor-Programm in zweieinhalb Stunden, nur mit Ausnahme der Burgen von Burgund.

Michael fragt uns immer wieder nach unseren Erkenntnissen. Ja, ich mich auch. In Istanbul probiere ich wieder was anderes, hole mir erst Geld auf Vorrat. Dann pendle ich nur noch zwischen Teestube und Edelsteinhändler, die günstigerweise nebeneinander liegen. Bis ich den fünften Stein bekomme. Wieder gewonnen.

Und Nations wieder verloren. Ich glaube, es ist die Lockerheit. Istanbul lasse ich auf mich zukommen, in Nations versuche ich, Pläne umzusetzen. Seit ich einen Strategieartikel für diesen Blog geschrieben habe, will ich ständig beweisen, dass der auch stimmt. Das Gegenteil ist der Fall.

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Der Acht-Minuten-Spieletreff

by Florian

Woran erkennt man ein gutes Spiel? Doch hoffentlich an den Wahlmöglichkeiten. Ich kann es so oder so machen, den einen Weg nehmen oder den anderen, und die Rechnung kann aufgehen oder nicht, aber zumindest theoretisch habe ich mehr als eine Option. Wenn sich schnell herausstellt, dass die Wahl nur eine scheinbare war und eine der Möglichkeiten grundsätzlich nichts taugt, war’s das für das Spiel.

Auch der Besuch eines Spieleabends in Vierkirchen ist mit Wahlmöglichkeiten verbunden. Das fängt schon mit der Frage an, gehe ich hin oder nicht. Aber mal ehrlich, da gibt’s doch keine Alternative. Oder?

Spielen oder schlafen

Als an meinem Tisch ein als Anreißer gedachtes Acht-Minuten-Imperium zu Ende war, wollte der Erste den Abend schon für beendet erklären. Nach zwanzig Minuten Nettospielzeit.

Der Vierkirchner Spieletreff ist kurz. Nicht nur in dem Sinn, in dem jeder Spieletreff immer viel zu kurz ist und eigentlich mindestens bis zum nächsten Morgen dauern sollte, sondern ganz objektiv. Er geht offiziell von 20.00 bis 22.30 Uhr, endet aber oft schon um 22.00 Uhr. Das als Erläuterung für Auswärtige. Ein Besuch lohnt vor allem, wenn man zufällig ohnehin in der Nähe wohnt.

Dass aber ein Mitspieler um 20.30 Uhr nach einer Partie lieber heim und ins Bett möchte, ist auch noch nicht passiert. Felix wollte lieber sein Schlafdefizit aufholen als fit für die Regvor werden, die dieses Jahr wieder anspruchsvoller ist als 2015. Zum Glück verbot ihm sein fürsorglicher Vater den vorzeitigen Abgang.

Geben oder geizen

Es gibt Neues aus Istanbul. Nein, es wurde nicht in Konstantinopel oder gar Byzanz umbenannt, und im Basar wurden keineswegs die Rabatte und das Feilschen abgeschafft. Aber mir war tatsächlich unbekannt, dass man nur eine Ware abgeben muss, wenn man ein Moschee-Plättchen holt. Die anderen sind jeweils nur vorzuweisen.

Der Regelhinweis stammt von Lukas, dessen Team noch Verstärkung benötigt. Hat jemand Interesse, zusammen mit drei nicht nur regelversierten, sondern auch spielstarken Jungs bei der Regvor anzutreten? Bitte melden!

Naja, dachte ich mir jedenfalls, dann probiere ich die Moscheeplättchen doch gleich mal aus. Bisher hatte ich um sie in Istanbul stets einen großen Bogen gemacht. Zu umständlich. Doch diesmal holte ich alle vier, was schon zwei von fünf Edelsteinen brachte. Dazu drei Handkarrenerweiterungen für den dritten. Und weil ich so halt auch viel Waren hatte, holte ich mir noch zwei Rubine im Sultanspalast. Sogar auf einen Schlag, was mir eine zwischendurch gezogene Karte ermöglichte.

Klotzen oder kleckern

Dritter Held des Abends war Thomas, kürzlich aus dem Sommer der Südhalbkugel in die oberbayerische Winterkälte zurückgekehrt und zudem noch vom Jetlag gequält. Er spielte Die holde Isolde mit, sammelte die kleinen Punkte, die bei den Ritterturnieren vergeben werden – und gewann.

Puh! sage ich da. Denn bisher hatte bei Isolde immer gewonnen, wer die großen Wertungen für sich entschied. Thomas aber wurde ziemlich allein gelassen bei den Ritterturnieren. Viele Karten brauchte er nicht, um jede Runde vier bis sechs Punkte abzugreifen. Jede Runde! Das waren mindestens 24 Punkte, mehr als jeder Drachenkampf hergibt, den ich mit viel Aufwand für mich entschied.

Gut zu wissen, dass bei Isoldchen nicht immer die gleiche Strategie verfängt. Und letztlich ist es bei Istanbul nicht anders. Oder bei Russian Railroads. Wir sollten möglichst einen anderen Weg als die Mehrheit der Mitspieler gehen, um billig an unser Ziel zu kommen. Freilich, der Glücksanteil bei der Umsetzung dieser Strategie ist bei diesen Dreien nicht ganz gleich.

Spieleabend am 18. Januar

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Essen in Hessen

by Florian

Unsere Freunde Anne und Thomas wären ja wirklich tolle Mitspieler … wenn sie nicht so elend weit weg wohnen würden. Hinter den sieben Mittelgebirgen, fast schon bei den Pegasus-Zwergen. Also in Hessen.

Deshalb treffen wir uns nur zwei- oder dreimal im Jahr für ein Spielewochenende. Jetzt gerade wieder – um aktuelle Neuheiten zu probieren.

Wollte man die Spiele mit Gegenständen aus Märchen vergleichen, so wäre Grand Austria Hotel wohl der vergiftete Apfel, der Schneewittchen in einen tiefen Schlaf befördert. Es sieht zum Reinbeißen aus, aber hat man als Startspieler seinen Zug gemacht, droht Tiefschlaf, bevor man wieder vom Prinzen wachgeküsst wird, also an die Reihe kommt.

Dagegen ist Mombasa die Königskrone. Ein Kunstwerk von vorn bis hinten, aus edelsten geschliffenen Juwelen. Wer sie trägt, muss stets schwere Entscheidungen treffen. Und manchmal drückt sie auf die Schläfe.

Die letztjährige Essen-Neuheit Amerigo dagegen würde ich als den Fresskorb für Rotkäppchens Großmutter bezeichnen. Duftend, köstliche Überraschungen versprechend, die allerdings auch fiese Mitspieler verleiten können, herzhaft zuzugreifen. Drum Achtung, lasst euch nicht mit Steinen abspeisen.

Spiele aus Essen in Hessen

Die Erweiterung „Ein Auftrag geht noch“ für Port Royal ist wie ein Wunschring. Einmal drehen, und es passiert, was du möchtest. Für drei oder vier aufgedeckte Karten schon eine kleine Belohnung einstreichen? Geldnachschub, wenn gerade die Steuer zugeschlagen hat? Oder gar Port Royal kooperativ spielen? Alles kein Problem.

Zu Regvor-Trainingszwecken wurde außerdem Istanbul gespielt. Das erscheint mir zunehmend wie das Labyrinth des Minotaurus, also mehr sagen- als märchenhaft. Nimmst du die falsche Abzweigung, und das ist leicht möglich, kann es dauern, bis du den Ausgang findest. So kam ich zwar als Erster an die für den Sieg nötigen fünf Edelsteine – hätte aber drei Runden früher gewinnen können, wenn sich nicht ein Mitspieler auf dem anvisierten Feld platziert und mir ein verflixter Dukat oder Dollar gefehlt hätte. Das löste sofort eine Kettenreaktion aus, weil ich keine weiteren Familienmitglieder bei mir hatte. Und wäre so etwas noch einmal passiert, hätte ich gar nicht mehr gewonnen. So muss ich letztlich eingestehen, dass mir ein ausreichend langer Faden für diesen Irrgarten fehlt.

Auswärts gespielt im März: ein Jugenderlebnis

by Florian

Der März begann mit dem großen Auswärtsspielen: dem Qualifikationsturnier für die Deutsche Meisterschaft im Brettspiel. Wir qualifizierten uns zwar nicht fürs Finale in Herne, aber doch für eine Erwähnung im Vierkirchner Gemeindeblatt. Erstaunlich daran war nur, dass uns die neuen Herausgeber in die Rubrik „Jugend“ packten.

Danke fürs Kompliment. Aber eine Frage habe ich schon an die Gemeindeheftlmacher: Wenn demnächst bei einem Schafkopf- oder Schachturnier neben Erwachsenen auch Jugendliche mitspielen, läuft das dann ebenfalls unter „Jugend“?

Für Außenstehende: Unsere Jugendlichen waren heuer wieder die Einzigen ihrer Altersklasse bei der Regvor, und neben Vierkirchen kenne ich auch keinen Spieletreff, den Jugendliche besuchen. Nicht dass ich mich beschweren wollte, im Gegenteil: Je mehr Mitspieler, desto besser – und viele unterschiedliche Mitspieler zu haben ist sowieso das Beste. Ich denke da beispielsweise an einige Partien Fette Autos und Auf geht’s.

Nicht jugendfreie Schießerei

Die Spieletreffs in Dachau und Milbertshofen, die Nicole und ich im März je einmal besuchten, sind jedenfalls reine Erwachsenenrunden. In Dachau brachte uns Albert das Qwirkle-Kartenspiel bei. Im Gegenzug erklärte ich das mitgebrachte Colt Express, bei dem Albert wild um sich schießend gewann.

Weil alle drei Mitspieler den Marschall nah an der Lok hielten, gelang es mir wieder nicht, den Geldkoffer zu holen. Drei Mitspieler? Ja, die nicht jugendfreie Wildwest-Schießerei machte Gastgeberin Eva mit, die inzwischen vom Sport gekommen war. Anschließend fochten wir noch zwei Eishockey-Turniere mit Powerplay aus.

Ohne Altersbeschränkung

In Milbertshofen trafen wir in der Folgewoche Oleg von den „Spuiratzen Vier“ wieder. Er und Nicole haben ihr Regvor-Kommunikationsproblem überwunden und tauschten sich lebhaft aus. Oleg besuchte den Treff in Milbertshofen vor allem, um das druckfrische erste Exemplar von Auf den Spuren des Marco Polo zu nutzen und fürs Finale in Herne zu trainieren, wo dieses Spiel auf dem Programm steht. Viel Zeit bleibt schließlich nicht mehr. Ich glaube, drei Partien hat er an dem Abend geschafft.

Ganz sicher weiß ich es nicht. Wir spielten zwei Tische weiter Istanbul und Die Glasstraße: zwei anspruchsvolle „Erwachsenenspiele“, wie ein gängiger Ausdruck lautet, die beide auch in Vierkirchen schon gesehen wurden. Vielleicht wieder am 13. April ab 20 Uhr? Mitspielen darf jedenfalls, wer Zeit und Lust hat – ohne Altersbeschränkung nach unten oder oben.

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