Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: Hanabi

Vielleicht doch nicht so schlecht

by Nicole

Das Spieljahr 2020 hört Mitte März auf, ein gutes zu sein. Nach dem Regvor-Trainingswochenende der Großen Alten im Januar, dem Ausflug zum Brettspieltag im Erdinger Nachbarschaftstreff, der Regvor selbst im Februar, meiner Partyspielparty ein Wochenende später, mit der wir in meinen 49. Geburtstag hineinfeiern. Und nach dem Sonntag, den wir Anfang März bei unserem Freund Carsten im Kreis Ludwigsburg verbringen. Spielend, versteht sich. Da sind wir mit dem Zug zum Rainald-Grebe-Konzert nach Stuttgart gereist, gehen vorher essen und sitzen hinterher bei einem Glas Weißwein in der Bar des Theaterhauses. Corona kann nicht so schlimm sein, denke ich. Das ist ja nicht die Pest, sage ich.

Ich müsste es besser wissen, denn vom 27. Januar an haben wir in der Lokalausgabe der Tageszeitung, für die ich arbeite, fast täglich über das Virus berichtet. Stockdorf und die Webasto-Firmenzentrale als Schauplatz des ersten deutschen SARS-CoV-2-Falls liegt nicht mal zwei Kilometer von unserer Redaktion entfernt.

Wir hören auf, Menschen zu treffen und mit anderen zu spielen. Wir kaufen uns Roll for Adventure als unser Corona-Spiel. Öfter als siebenmal spielen wir es nicht. Die verstörenden Nachrichten, die Verunsicherung sind der Konzentration abträglich. Als im Juni das liebgewonnene Brettspielwochenende Nördspiel ausfällt, verlegen wir es immerhin vom Ries zu uns nach Hause, mit Klassikern wie Steam, Kneipenquiz und Codenames. Alles zu zweit.

Im Juli besuchen wir für ein Wochenende Freunde in Hessen, die ähnlich zurückgezogen leben. Es tut gut, Flamme Rouge, Burgen von Burgund oder das kleine Rollenspiel Risus anzugehen.

Pandemie-Spieletreff

Mehr Platz im Pfarrsaal als vorgeschrieben

Die Zahl der Neuinfektionen ist niedrig im Sommer. Zaghaft nimmt Vierkirchen verspielt wieder seinen Betrieb auf, erst draußen vor dem Pfarrsaal, nach den Ferien drinnen bei geöffneten Schiebetüren, mit FFP2-Maske. Es geht.

Weil die Inzidenz lange Zeit nicht steigt, wage ich zu hoffen, das von mir organisierte lange Brettspielwochenende Anfang November in Ruppertshofen könnte vielleicht doch stattfinden. Wenn Florian und ich immer FFP2-Maske tragen, hat meine Ärztin keine Einwände. Sie sagt, es sei wichtig, mal rauszukommen. Doch am Ende gelten verschärfte Maßnahmen. Wir überweisen den zwölf Mitspielern, die das Treffen genauso gerne wie wir durchgezogen hätten, das Geld zurück.

Wir versuchen nicht, Ruppertshofen in unser Wohnzimmer zu holen, aber laden am eigentlichen Abreisetag alle Ruppertshofen-Angemeldeten zum Kneipenquiz auf Discord. Zu neunt spielen wir, erst das Quiz, dann Schätzen Sie mal und zuletzt Just One.

Die Seuche hat auch bei uns für einen Digitalisierungsschub gesorgt. Nicht nur, dass wir uns inzwischen wöchentlich mit Tilo und Carsten zum Rollenspiel Beyond the Wall auf Discord treffen. Alle drei Wochen kommt eine größere Runde zu Kommunikationsspielen zusammen. Kneipenquiz haben wir zuletzt auf der schwierigsten Stufe geschafft. Und heute, am Silvesterabend, wollen wir zu siebt Concept angehen. Das gibt es neuerdings auf Board Game Arena. Da bin ich inzwischen Premiummitglied. Auf BGA kann man auch Marco Polo 2 spielen. Das mache ich oft und gerne. Und Die Crew, Kennerspiel des Jahres 2020 und – tatatataa! – auch unser Spiel des Jahres.

Die etwa 20 Partien neulich auf BGA nicht mitgezählt, haben wir es heuer 110-mal gespielt. Auch live zu viert während der Pandemie mit Birgit und Patrick. Für Die Crew wäre Florian sogar bereit, auf BGA zu spielen.

110 Partien entsprechen fast einem Viertel all unserer 2020 gespielten Partien. Auf Platz zwei folgt Hanabi (28). Wir haben auch sehr gerne Auf den Spuren von Marco Polo (21), Paleo (13), Nova Luna (13), Ulm (8) und besonders Cooper Island (5), im Oktober das erste komplexe Spiel seit Beginn der Seuche, auf den Tisch gebracht. Insgesamt waren es 89 verschiedene Spiele und 460 Partien.

2019 waren es 629 Partien. Auch das ist ein Grund, warum ich sage, 2020 hat Mitte März aufgehört, ein gutes Spieljahr zu sein. Aber so schlecht war es vielleicht doch nicht. Wir sehen uns auf Discord oder BGA.

Unsere Spiele des Jahres

März 2020: Keiner verliert allein

by Florian

In diesem Monat gab es zehntausende Neuanmeldungen auf Yucata. Weil sich die Leute nicht treffen können, spielen sie online miteinander. Das ist eine nette Sache. Plötzlich habe ich dort erstmals Partien mit Twitter-Bekannten – oder auch mit alten Freunden, die früher um keinen Preis webbasiert und asynchron spielen wollten, sondern grundsätzlich nur am Tisch.

Allerdings ist bei mir gar nicht das Spielen selbst der Antrieb. Ich besuche Yucata dieser Tage hauptsächlich, um mal unter die Leute zu kommen. Ähnlich wie Twitter. Nur dass es auf Twitter keine Spiele gibt. Dafür ist auf Yucata nicht jeder zu einem Schwätzchen aufgelegt.

Das richtige Spielen, das gibt es bei uns immer noch. Ohne Tablet oder Computer, fern der jüngsten Vorschriften und Statistiken und Nachrichten. Abends, nach dem Essen. Oft müde und unkonzentriert. Am liebsten kooperativ, damit keiner allein verliert.

Schade eigentlich, dass es keine Koop-Spiele auf Yucata gibt.

Hanabi

Wenn die äußeren Umstände uns verunsichern, suchen wir Menschen Trost bei Bewährtem. Kein Wunder, dass Nicoles und meine Hanabi-Sucht zurück ist. Auch wenn die Erfolgsquote schon einmal höher war. Schließlich sind für uns nur 25 Punkte ein Sieg. Können wir die nicht mehr erreichen, werfen wir zusammen – und geben höchstwahrscheinlich gleich neu.

Hanabi ist von Antoine Bauza, und ich muss es wohl nicht mehr vorstellen.

Jump Drive

Noch ein Rückfall: Tom Lehmanns Jump Drive war 2019 mein meistgespieltes Solospiel. 2020 liegt es schon wieder in Führung. Noch einmal habe ich die ersten drei Kampagnen von Boardgamegeek-Nutzer Epyo in Angriff genommen.

Mehrfach, wie ich zugeben muss. Weil es nicht gleich klappte. Die Konzentration ist nicht die alte.

Zur Erklärung: Eine Kampagne besteht aus vier Partien in Folge. Jede dauert sieben Runden, in jeder Partie muss der Spieler 50 Punkte erreichen plus eines der vier Zusatzziele. Sind nach vier Partien alle vier Ziele abgehakt, gilt die Kampagne als gewonnen.

Die erste Kampagne fordert einen militärischen und einen zivilen Sieg und einen mit mindestens 60 Punkten. Das ist eigentlich leicht zu schaffen. 2019 habe ich sie dreimal gewonnen, nie verloren. Für 2020 stehen die ersten Niederlagen im Logbuch.

Die Crew

Geschafft! Eine Strohpuppe namens Jarvis, Kommandantin Nicole und Funker Florian haben ihr Raumschiff erfolgreich an den Rand des Sonnensystems und zurück zur Erde navigiert. Keine Panne konnte sie stoppen.

Die letzten Missionen waren gar nicht so schwer. Nur Nummer 49 mussten wir dreimal spielen, die 50 gelang wieder auf Anhieb.

Das bleibt mein einziger Kritikpunkt: Thomas Sings Stichspiel Die Crew ist, außer zu fünft, einen Tick zu leicht. Etwas mehr Widerstand, etwas mehr Schwierigkeit wäre gut gewesen. Ansonsten: klasse. Falls es 2020 überhaupt ein Spiel des Jahres geben sollte – die Jury kann ja nicht im üblichen Umfang sondieren und testen -, ich würde mich wundern, wenn es nicht Die Crew wäre.

Roll for Adventure

Ein Spieler findet immer einen Anlass, ein neues Spiel zu kaufen, obwohl er keines braucht. Geburtstag, Ostern, Geburtstag der Oma, Beförderung, Geburtstag des Meerschweinchens, gute Laune, demnächst Wochenende, schlechte Laune – oder es gibt irgendwo ein Sonderangebot.

Auch Corona. Wenn wir schon daheim bleiben müssen, können wir uns doch wenigstens ein neues Spiel leisten.

Roll for Adventure

Unserem Roll for Adventure fehlten zwei graue Würfel.

Roll for Adventure von Matthew Dunstan und Brett J. Gilbert ist Nicoles und mein Corona-Spiel. Gemeinsam gegen Monster kniffeln, nicht zu hirnverzwirbelt, nicht zu lang und jede Menge Abwechslung durch Heldenfiguren, optionale Monster, die Rückseiten der Einsetzfelder.

Klar, der Glücksanteil. Und ja, ausgeschlafen und im Vollbesitz meiner Kräfte könnte ich mich bei Roll for Adventure auch mal unterfordert fühlen. Es ist kein Spiel für die Ewigkeit, sondern eines, von dem wir in den nächsten Wochen ein bis zwei Dutzend Partien spielen werden. Eines, das sich irgendwann ausgespielt anfühlt. Eines fernen Tages. Wenn man sich wieder mit anderen zum Spielen treffen kann. Das würde passen.

Weiterlesen

Fehlende Pferde

by Florian

Die Ausgangsbedingungen: Die Bauernregel sagt: „Spielst du viel im Januar, wird’s ein gutes Spielejahr. Wer aber wart‘ bis Februar, steht meist als Verlierer da.“

Das Publikum: Vier Spieler. Da könnte man von der perfekten Zahl sprechen. Genau ein Tisch. Die meisten Spiele sind für vier optimiert, und bei der Regvor wird an Vierertischen gespielt. Aber der Pessimist in mir sagt: Wären vier Tische mit je vier Spielern nicht noch besser?

Spieleabend 9. Januar 2017

Die Spiele: An Weihnachten überraschte sich Michaels Familie mit gleich drei Exemplaren des kleinen Spiels Halt mal kurz. Keines fand den Weg in unseren Spieletreff. Michaels Augustus ist bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Unseres war vor Ort, blieb aber ungespielt. Schließlich ist Mitte Februar Regvor, und dort heißen die vier Disziplinen: Auf den Spuren von Marco Polo, Qwixx, Port Royal und Kingdom Builder.

Der Sieger des Abends: „So gut wird es nie wieder laufen“, sagte Michael über das Kingdom, das er gebuildet hatte. Ich kann bestätigen, dass man in dem Spiel nicht jeden Tag zwölf Punkte vor Nicole landet. Selbst lag ich weitere fünf Punkte dahinter, Felix war wegen fehlender Pferde abgeschlagen.

Der Verlierer des Abends: Wie der Bauer weiß, gab es jede Menge Verlierer. Nämlich alle Mitspieler, die zu Hause saßen. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass Ihr einen schönen Abend hattet!

Die Bewertung: Urteile sind immer so schwierig. Ihr kennt die Geschichte mit dem halb vollen oder halb leeren Glas. Meine Version geht so: 23 Punkte in Hanabi, hey, wir hätten es fast geschafft, sagt die Optimistin neben mir. 23 Punkte in Hanabi, Mist, ich würde es gern einmal zu dritt gewinnen, sage ich.

Aufgrund dieser meiner negativen Disposition kann ich den Spieleabend auch nur mit 23 Feuerwerkspunkten von 25 bewerten.

Der Ausblick: Auf nach Beijing: Marco Polo muss trainiert werden. Felix wünscht sich Auf geht’s, und ich wünsche mir Der Name der Rose. Damit steht fest: zu viel Programm für nur vier Leute.

Weiterlesen:

Freitags gegen Mitternacht

by Florian

Die Ausgangsbedingungen: Michael ist müde, als wäre schon Freitag. Nicole ist müde, als wäre schon bald Mitternacht. Wollt Ihr Euch auf Herbst einigen?

Freitags gegen Mitternacht

Das Publikum: Sergej zeigt Einsatz. Um 5 Uhr morgens ist der eine Junior eingeschlafen, um sechs Uhr morgens der andere aufgestanden. Trotzdem mal wieder im Pfarrsaal zu Besuch, und mit Uluru bringt er auch noch ein Spiel mit, das höchste Konzentration erfordert.

Die Spiele: Pergamon von Ralf zur Linde und Stefan Dorra ist 2011 bei Eggertspiele erschienen. Sein Schicksal ist typisch: Wie sich Kommentaren bei Hall9000 entnehmen lässt, wurde es im Herbst 2015 für „supergünstig“ abverkauft, also wohl knappe 10 Euro. Heute wird es auf Amazon ab 40 Euro aufwärts gehandelt – neu und gebraucht.

Wie wir auf Uptown gekommen sind, hat Nicole erzählt: Die deutsche Version Blockers lernten wir im Spielehotel Tschitscher in Lienz kennen. Das gibt es mancherorts noch für 16 Euro.

Der Sieger des Abends: Der Nebentisch mit Felix, Nicole und Sergej erzielte in Hanabi 21 Punkte. Es war ihr erstes Zusammenspiel. Respekt! Und auch beim nicht kooperativen Uluru gab es dort drei Sieger, jeder hatte sieben Minuspunkte. Oder waren das dann drei Verlierer? Sergej schaut noch mal in die Regel, wenn er ausgeschlafen hat.

Der Verlierer des Abends: Die gute alte Archäologie. Christian, Michael und ich setzten unsere Ausstellungsstücke fürs Pergamon-Museum aus Scherben zusammen, die wir nach Gutdünken zu möglichst alt wirkenden Exponaten kombinierten. Christian gelang das am besten. Kollege Heinrich Schliemann redet jetzt nicht mehr mit uns.

Die Bewertung: Gemütlich und entspannt. Ich stelle mir vor, in ähnlicher Stimmung saßen die Engländer im 19. Jahrhundert beim Whist-Abend zusammen.

Der Ausblick: Nicole möchte gerne Um Krone und Kragen lernen. Ich bin für Kingdom Builder. Bitte wieder mitbringen. Ich übe mich in Zurückhaltung.

Weiterlesen:

Zu früh zu gierig

by Nicole

Der Zeitplan ist eng: Eine Stunde vor Beginn des Spieletreffs sollen wir aus Erlangen zurück sein. Daraus wird nichts, zwischen Baar-Ebenhausen und Rohrbach hat eine Gruppe von 15 Personen nichts Besseres zu tun, als auf den Gleisen herumzuturnen. Die Bundespolizei kommt, der Zug fährt auf Sicht. Es reicht nicht mehr, um zu Hause schnell noch die Anleitung von Notre-Dame zu lesen.

Bocksprünge im Weltraum

Macht nichts, Michael will nämlich nur etwas Kurzes spielen. Wir einigen uns auf Race For The Galaxy. 2014 war es Regvor-Kartenspiel, seitdem hat er es nicht mehr ausgepackt. Christian ist hingegen extrem regelsicher, während ich dazu tendiere, es mit der Würfelvariante Roll For The Galaxy durcheinanderzubringen. Lukas tauscht mit Christian die Anfangswelt. Christian mag kein Militär, Lukas schon. Er gewinnt mit 36 Punkten vor Michael, der rasch wieder reinfindet, Christian und mir.

Aus dem Weltraum ab in den Sonnentempel. Michael hätte gerne Yucatá ausprobiert, den Namensgeber der Spielewebsite, zu der auch er in diesem Winter gefunden hat. Doch er hat keine Zeit mehr. Die Regeln sind so einfach, dass das Erklären schneller geht als der Aufbau. Erst legen wir eine böse Falle (Kintaya), dann einen kleinen Bocksprung (Ayunito) und schließlich den rauen Wind (Zattopusta), der Christian glatt umpustet. Zu früh zu gierig und dann voll die blauen Steine abgeräumt. Die Erfahrung macht jeder von uns mindestens einmal.

Weltraum, Maya – fehlt noch was in der Mitte: Port Royal mit Piraten und Kapitänen, Witzbolden und Matrosen. Als Christian eine Sechs-Punkte-Expedition abschließen kann, ist die erste Partie auf einmal vorbei. In der zweiten sind meine beiden Fräulein kombiniert mit zwei Admirälen unschlagbar.

Feuerwerk für Bosse

Lukas wird abgeholt, Christian geht ebenfalls. Ich schaue beim Hanabi-Tisch zu. Da sitzen zwei, die am nächsten Morgen um 8 Uhr Deutsch-Abitur schreiben. Philipp und Debütantin Jessica haben sich erst mit Bang – The Dice Game abgelenkt, dann Seven Wonders errichtet und arbeiten jetzt an einem phänomenalen Feuerwerk. Florian hilft mit. Er hat zuvor Big Boss kennengelernt.

Tom hatte die große, rosafarbene, abgenutzte Box dabei. Das Wolfgang-Kramer-Spiel gibt es längst nicht mehr zu kaufen. Florian wird Letzter, sagt aber, es habe ihm trotzdem Spaß gemacht. Vor ihm platziert sich Claudia, ein Neuzugang, der schon ganz lange mal vorbeikommen wollte und es nun endlich geschafft hat. Da sie sich gleich nach Big Boss verabschiedet, wie auch Vincent und Tom, wissen wir nicht, ob es Claudia bei uns gefallen hat. Das nächste Mal vielleicht etwas Neueres? Zum Beispiel Royal Goods – eine kleine Schachtel, die leicht unbeachtet bleibt, aber kein so kleines Spiel.

Das Angebot gilt auch für Enrico. Zweimal hat er uns beehrt, am ersten Maimontag aber gefehlt. Falls er nicht unbedingt etwas unverbraucht Frisches aufbauen will, spiele ich gerne noch einmal Auf den Spuren von Marco Polo mit ihm und Christian. Das aber wahrscheinlich erst im Juni, denn jetzt kommen erst einmal die Pfingstferien und der Spielertreff pausiert. Schade eigentlich, ich hätte Zeit.

Schon gelesen?

Marco Polo muss warten

by Nicole

Ich habe mir am Montag eine neue Tasche gekauft. Die reicht, um Isle of Skye, Auf den Spuren von Marco Polo, Poison und Qwixx einzupacken. Isle of Skye, weil Neuzugang Monika vielleicht wieder vorbeischaut und es dann bereits kennt. Marco Polo, weil ich es sehr gerne mal wieder zu viert spielen würde, Poison und Qwixx, weil noch ein bisschen Luft in der Tasche ist. Die Tasche ist toll, doch beim nächsten Mal nehmen wir wieder die große von meinem Arbeitgeber gesponserte. Nicht, weil wir noch mehr Spiele in den Pfarrsaal schleppen möchten. Der Bodensatz fehlt einfach bei meiner neuesten Errungenschaft.

Einen Kugelschreiber haben wir dabei, aber die Stifte, die monatelang im Seitenfach der Stamm-Reisetasche darauf warten, hervorgeholt zu werden, gehen uns diesmal ab. Wir haben nämlich richtig viele Gäste. Aus dem ehemaligen Kindergarten nebenan schaut Betreuerin Monika mit fünf jungen Flüchtlingen vorbei. Und diejenige Monika, deretwegen wir spontan in den Osterferien einen Treff angeboten haben, schlägt wieder auf. Dazu Enrico. Enrico hat im Winter im Gemeindeheft „Vierkirchen aktuell“ von uns gelesen. Aber weil da stand, dass wir gerade für die Qualifikation zur Deutschen Brettspielmeisterschaft trainieren, hat er sich lieber noch ein bisschen Zeit gelassen.

Nun ist er da und spielt mit Philipp und Monika Wizard – rauf bis 20. Das macht man so, wenn man einen ganzen Abend Zeit hat. Philipp fragt mich nach einem Stift, aber wir benötigen unseren Kuli selbst. Denn ich will mit vier Jungs aus Eritrea Qwixx versuchen, während Michael der anderen Monika und den fünften Jugendlichen aus dem ehemaligen Kindergarten ein Spiel beibringt, dessen Namen ich vergessen habe, das aber mehr als 20 bunte Würfel beinhaltet. Das geht offensichtlich ohne Stift, ebenso Isle of Skye. Das spielen Florian, Tom, Vincent und Felix. Nicht unser Vierkirchner Felix, der ist gerade in Frankreich. Felix ist der Freund einer der Schwestern Vincents. Die kommt zwar selten zum Spieletreff, aber Felix ist gerade zu Besuch und hat „einfach Bock“ gehabt.

Spieleabend 4. April

Mein Kugelschreiber schreibt nicht. Abrahams in Einzelteilen aus der Hosentasche gefischter und wieder zusammengeschraubter Stift hält zwei Runden durch. Bleibt nur noch der Faserschreiber, den Philipp inzwischen irgendwo gefunden hat. Doch als ich ihn mir leihe, schaut Philipp so irritiert, dass ich ihn gleich wieder zurückgebe und vorschlage, statt Qwixx lieber 6 nimmt auszuprobieren. Das klappt ganz gut, auch wenn David nicht gleich versteht, dass man die Karten, die man abräumen muss, nicht auf die Hand nimmt. Wir haben alle nur noch zwei, er zehn, als ich es merke. Hagos gewinnt einmal allein und teilt sich einmal den Sieg.

Mein Tisch wünscht sich Uno. Das wäre mal ein Spiel, das mir die Jugendlichen erklären könnten. Ich erinnere mich, wie es unsere Neffen auf unserer Hochzeit mit Florians Brüdern und den Töchtern meines Cousins Uwe spielten. Die Neffen waren damals noch nicht in der Schule, inzwischen ist der ältere längst in der Lehre. Volljährig wird er diesen Sommer. Uno spielt er nicht mehr.

Weil Uno ausnahmsweise nicht in Michaels Sortiment ist, muss es Hanabi tun. Die Chips für Tipps und die Blitze lasse ich gleich weg. Dafür lege ich Wert darauf, dass man entweder die Zahl oder die Farbe nennt. Tja, wir legen ein gigantisches Feuerwerk hin, die Jungs begreifen auch, dass man die Wahl hat zwischen Tipp geben und Karte hinlegen. Aber ziemlich schnell deuten sie nur noch auf die Karte, die als nächstes gelegt werden soll. Das ist anstrengend genug. Sie verabschieden sich erschöpft und sehr höflich und gehen nach Hause, bevor ich anfangen kann, Poison zu erklären.

Poison für alle

Wizard ist noch in vollem Gange, Isle of Skye hingegen vorbei. Felix lag abgeschlagen hinten, kassierte aber so viel Geld, dass es reicht, um an allen vorbei an die Spitze zu stürmen. Zumal er mit seinen ganzen Münzen in der Wertung der Runden dreimal fünf Punkte abräumen kann. Als Absacker jetzt ein Poison zu sechst: Michael gesellt sich dazu, sein Tisch hat sich ebenfalls aufgelöst. Weil man den Stift nur jeweils nach der Runde benötigt, hat Philipp auch nichts dagegen, ihn ab und zu rüberzureichen.

Vincent sammelt gerne lila Tränke. Ich sammle meistens nicht genug von einer Sorte, um ohne Minuspunkte zu bleiben. Michael, der als Zuspätkommer die Regeln nicht zu 100 Prozent mitbekommen hat, schlägt sich ziemlich gut. Felix und Tom ebenfalls. Tom hat Pech in der letzten Runde, kein Gift, um variabel den einen oder anderen Kessel füttern zu können. Er muss immer wieder die Karten abräumen. Das wirft ihn aus dem Rennen um Platz eins. Florian setzt sich schließlich mit einem Minuspunkt weniger als Michael durch. Felix führt die zweite Hälfte an. Ich entscheide knapp den Kampf um Platz fünf für mich.

Beim nächsten Spieltreff am 18. April versuche ich es noch einmal mit Auf den Spuren von Marco Polo. Und falls ich dran denke, kontrolliere ich vorher, ob wirklich alle Stifte aus der Seitentasche schreiben. Vielleicht bringt Michael auch Uno mit. Dann kann nichts schiefgehen.

Weiterlesen:

Unterwegs gespielt im September 2015

by Florian

Im September verpassten Nicole und ich zwei Spieleabende in Vierkirchen. Wir verlängerten den Sommer, indem wir Umbrien bereisten. Natürlich mit einigen Spielen im Gepäck.

Als Radreisende hatten wir hingegen nicht allzu viel Kleidung dabei. So suchten wir wenigstens einmal einen Waschsalon auf, an einem Samstaggmorgen in Perugia. Die Wartezeit überbrückten wir mit der einzigen Hanabi-Partie des Urlaubs.

Wir haben sie sogar gewonnen. Dazu trug bei, dass wir an diesem Samstagmorgen die Einzigen in diesem Waschsalon waren. Wir entdeckten auch weitere Mitteilungsformen, beispielsweise die Option, dem anderen eine neue Information zu geben, indem man bekannte Dinge wiederholt. Doch, wirklich!

Hanabi im Waschsalon

Hanabi im Waschsalon

Auch Race for the Galaxy spielten wir nur ein einziges Mal – in der Schweinswürstel-, Trüffel- und Linsen-Stadt Norcia. Die Tage waren einfach zu voll: Vormittags mit dem Rad zur nächsten Stadt, nachmittags Swimmingpool und Sightseeing, abends ausgiebig essen und spazierengehen. Italien zwängte uns seinen eigenen Rhythmus auf.

Im Oktober wird nun wieder mehr gespielt. Zum Beispiel gleich am Montag im Vierkirchner Pfarrsaal. Nicole bringt die Sonne in Form des Hans-im-Glück-Spiels Helios mit.

Entspannung beim Strandsport

by Florian

Wieder spät dran. Felix und Julian hängen schon im Garten ab. Alles easy, alles entspannt heute. Die Sonne ist zwar nicht mehr warm, aber so relaxt, die mag auch noch nicht so bald ins Bett.

Wahrscheinlichkeitsrechnung geht nicht auf

Walter Müllers Brettfußball von 1974 ist ein Würfelspiel, das zu 90 Prozent mit der besseren Taktik gewonnen wird. Steht auf der Schachtel. Auf Walter Müllers Internetseite ist nur noch von 80 Prozent die Rede. Felix will es unbedingt ausprobieren – und ich freue mich, mal einen Mitspieler dafür zu haben.

Felix glaubt an höchstens 40 Prozent Taktik und 70 Prozent Glück nach der höheren Mathematik von Walter Müller. Und natürlich glaubt Felix, er verliert, weil er Pech hat. Ich gewinne, weil ich so gut würfle? Denkste! Ich mache es wie Walter Müller, baue Reihen und Kreuze aus Männchen, passe vor und zurück, dann zweimal vor, noch mal quer. Mit einer Drei oder höher wäre der Ball drin. Im dritten Versuch fällt sie endlich. Yo, 1:0!

Glänzend kombiniert, Van-Gaal-Schule. Ich muss mir mal das Taktikheft von Walter Müller bestellen, das kostet 1 Euro 40, glaube ich. Aber Felix will schon ein anderes Fußballspiel ausprobieren. Das Problem wird weiterhin bestehen: Eine ordentliche Partie Brettfußball dauert zwei bis vier Stunden. Die will doch wieder keiner aufbringen – für ein entspanntes Würfelspiel.

Wenn Zwillinge bluffen

Wir wählen Tor von Reiner Knizia, Blindbieten mit einem Satz Karten. Simpler kann Fußball nicht sein. Aber wir sind relaxt. Inzwischen ist Karen vom richtigen Fußballtraining gekommen und kann gleich einsteigen. Wir machen ein Turnier. Jeder gegen jeden.

In der ersten Partie zwischen Karen und Felix steht es zur Pause 0:0. In der zweiten Halbzeit fällt dann das einzige Tor für Felix durch einen Fernschuss – Glückstreffer! Das Publikum gähnt. So eine Partie dauert wenigstens nicht vier Stunden, sondern eher vier Minuten. Schnarchnasenfußball ist das!

Ich gegen Karen. Früh bluffe ich, versenke einen Fernschuss, genau wie Felix eben. Yo, 1:0. Bis zur Pause kann ich die Führung halten. Dann macht Karen Druck, und unser Trainer trifft eine falsche Entscheidung nach der anderen. Es geht 1:1 aus.

Gegen Felix liege ich schnell 0:1 hinten. Ich entlasse den Trainer: Die Karten werden nicht mehr ausgewählt, ich ziehe sie zufällig. Klappt, Treffer, Ausgleich!

Klappt nur kurz. Felix erhöht noch vor der Pause auf 2:1. Und nach der Pause haut er mir die Bude voll. Nur weil er sich dabei verausgabt, kann ich kurz vor Schluss noch ein 2:4 erzielen.

Felix und Karen sind im Endspiel, das ich nur noch halb mitbekomme, ich wechsle an den Nebentisch zu Kingdom Builder. Aber Zwischenergebnisse erfahre ich durch Triumphrufe, und auf dem Zettel wird auch alles fixiert: 1:1 nach der ersten Halbzeit, 2:2 nach der zweiten. So ist das, wenn Zwillinge versuchen, sich gegenseitig zu bluffen. In der Verlängerung ist es Karen, die das Golden Goal erzielt und den Pokal gewinnt.

Relaxt in der Wüste

In Kingdom Builder lässt der Zufall bei mir Strandatmosphäre aufkommen. Ich ziehe die ersten drei Runden Wüste. Her mit dem Sand! Dank einem Schiff und ab der dritten Runde auch einer Pferdekoppel – vielleicht ist es ausnahmsweise ein Kamelgehege – komme ich trotzdem in alle Ecken, während andere nur beim größten zusammenhängenden Siedlungsgebiet punkten. Als nächstes hole ich mir zwei Turm-Plättchen. Fertig ist die Sandburg.

Easy plaudern wir anschließend 20 Minuten, während nebenan abgeluxxt wird. Dann entscheidet sich die Sonne für die Nachtruhe – und nur sie. Wir packen noch ein Hanabi aus. Die Koordination klappt leider nicht, Carmen versteht meine Hinweise nicht. Und als Florian eine Fünf auf der Abwurfposition hat, muss Michael gerade eine Karte ausspielen, ich habe auch Wichtigeres zu tun und Carmen weiß da noch einen ganz anderen Tipp. Die Fünf geht baden. So kann man sich auch mit Hanabi-Karten gegenseitig den Schwarzen Peter zuspielen.

Aber apropos Schwarz, in der hellen Mittsommernacht würde selbst ein richtig tolles Feuerwerk wenig Effekt machen. Wir bleiben relaxt. War doch easy! Und jetzt nichts wie der Sonne hinterher.

Weiterlesen:

Beschossen und zum Mitspielen genötigt

by Florian

Mit der Presse spielt man nicht. Alte Lebensweisheit. Vierkirchen verspielt hat sich aber nicht dran gehalten. Wir hatten die Presse zu Besuch und haben sie zum Mitspielen genötigt. Immerhin: Das passiert Reportern wohl auch eher selten, dass sie mitmachen müssen, wenn sie beispielsweise bei Werder Bremen oder sagen wir der deutschen Stabhochsprung-Nationalmannschaft vorbeischauen.

Allerdings hatten die Dachauer Nachrichten auch nicht irgendwen geschickt, sondern offenbar eine spieleaffine Nachwuchshoffnung namens Regina. Die musste erst einmal Jenga überstehen und scheint sich dabei nicht dauernd die Ohren zugehalten zu haben, obwohl das Spiel doch immer mit Donner endet. Danach schossen Karen, Felix, Lukas, Jana und Nico in Bang! The Dice Game auf sie, und sie hielt sich wieder nicht die Ohren zu, lobte später sogar die „perfekte Erklärung“ – und war in drei Partien jedesmal in der Siegerpartei. Übrigens, Bang! The Dice Game wurde verlost und gehört jetzt Jana, worüber sich auch deren Bruder Nico lautstark freute. „Hauptsache bei uns im Haus!“

Interview

Als in Bang die letzte Kugel abgefeuert und auch noch Moskau an den Trans-Europa-Express angeschlossen war, wechselte Regina zu uns an den Tinners‘-Trail-Tisch und begann, Michael zu interviewen. Vielleicht lenkte ihn das ausreichend ab, dass ich mir in der letzten Runde noch den Sieg holen konnte. Erstaunlich, was Regina alles schon herausgefunden hatte: die Geburtstage von Michaels Kindern zum Beispiel.

Um es Regina nicht zu leicht zu machen, erweiterten wir ungebeten den Interviewkreis. Lieblingsspiel? Nicole benannte gleich zwei: Le Havre und Hanabi. Ich hätte Burgen von Burgund gesagt, wenn ich noch dazu gekommen wäre, das spielten am Tisch nebendran Carmen, Florian, Simon und Julian. Es wurde aber ohnehin als Meisterschaftsspiel vom Vorjahr erwähnt.

Das schlimmste Spieleerlebnis? Michael nominierte Wabbit Wampage. Auch ein Ballerspiel. Aber richtig schlechte Spiele spielen wir eigentlich selten, die werden ja schließlich gründlich vorselektiert.

(Im Nachhinein: Meine Stimme bekommt Jenga. Mich macht das nervös, immer auf den finalen Donner zu warten.)

Hanabi musste Regina abschließend mitspielen. Thematisch noch mehr Knallerei. Und für sie natürlich der ultimative Test. Sie bestand ihn, wir kamen auf 23 Punkte, und vielleicht wären es sogar noch mehr geworden, wenn ich nicht einmal unkonzentriert die falsche Karte gespielt und wenn wir alle Regeln erklärt hätten – so wie das Nico und Felix bei Bang offenbar gelungen war.

Weiterlesen:

Burgund am 31. März

by Florian

Siehe oben. Bis nächste Woche!

     

Hm. Etwas kurz, die Vorschau, oder? Dann erkläre ich wohl besser noch, dass Burgund hier nichts mit Wein zu tun hat und bestimmt kein Diavortrag zum vorletzten Sommerurlaub zu erwarten ist, dass auch andere Spiele als die von Stefan Feld gespielt werden können und dass vielleicht die Dachauer Nachrichten zu Besuch sein werden, denen wir Spieletipps geben sollen.

     

Immer noch kurz? Na gut, als Bonus kommt hier eine Mini-Hanabi-Variante von Bill Walsh und Todd Salerno für zwei Spieler, von der ich einigen neulich schon einmal erzählt habe.

Acht-Minuten-Hanabi

Wir verwenden nur drei Farben und in denen nur je dreimal die 1, zweimal die 2 und einmal die 3. Das macht 18 Karten. Es gibt außerdem nur drei Tipp-Plättchen und zwei Blitze. Jeder hat stets nur zwei Karten auf der Hand.

Logisch: Einen Bonus-Tipp für einen vollständigen Satz erhalten die Spieler nun schon für eine ordnungsgemäß angelegte 3. Eine 5 gibt es ja nicht. Außerdem kann man immer eine Karte ablegen, auch wenn alle drei Tipps zur Verfügung stehen – einfach um das Spiel nicht unnötig aufzubauschen. Ansonsten gelten die normalen Hanabi-Regeln.

Eine Partie dauert so nur noch acht Minuten – höchstens. Die minimalistische Variante erinnert an Love Letter, hat aber zwei Karten mehr. Probiert es aus und schreibt oder erzählt, wie es Euch gefallen hat.

Weiterlesen: