Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: First Class

Nur zum Spaß geübt

by Florian

Wir unterbrechen unsere Sendepause für einen kurzen Bericht. In München ist am vergangenen Sonntag die regionale Vorentscheidung zur Deutschen Brettspiel-Meisterschaft (Regvor) gefallen.

Während Vierkirchen in der Vergangenheit bis zu drei Mannschaften zur Regvor entsandte, war es 2018 nur eine halbe: Nicole und ich bildeten zusammen mit Freunden aus Stuttgart, nämlich Carmela und Thomas, Die Großen Alten. Woran lag es? Die Antwort hat auf der Regvor ein Mitglied eines anderen Teams gegeben. Es sagte zu seinen Freunden: „Das nächste Mal müssen wir aber üben, so macht mir das keinen Spaß.“

Ich habe über diesen Satz gelacht, als ich ihn im Vorbeigehen aufschnappte. Ihm aber war es bitter ernst. Und es stimmt schon, das war eine Regvor, für die sich das Trainieren lohnte – anders als zumindest laut Bericht im Vorjahr. Das hat niemand deutlicher gezeigt als das mit großem Abstand siegende Team von U++, das in den beiden strategischen Spielen First Class und Orléans hervorragend vorbereitet war.

Auch in Vierkirchen hat dieses Jahr der eine oder andere gesagt, er habe keine Lust auf diese Spiele, auf so viel Üben. Andere bereiteten sich auf andere Prüfungen vor – Abitur und Studium etwa.

Wir Großen Alten

Die Spieleauswahl fanden wir herausragend, aber wie fleißig wir üben wollten, das haben Carmela, Nicole, Thomas und ich durchaus diskutiert, als wir im Herbst unser Team formierten. Vor zwei Jahren hatten Nicole und ich zu viel Ehrgeiz in die Regvor gesteckt, das war weder erfolgreich noch vergnüglich. Das wollten wir vermeiden. Wir ließen es also zumindest lockerer als damals angehen. Carmela zeigte ordentlich Ehrgeiz, sie war schließlich schon mal in Herne beim Finale, und auch Neuling Thomas übte mit Ausdauer. Er informierte uns aber vor Turnierbeginn, zum Finale wolle er gegebenenfalls nicht mitkommen, es reiche ihm jetzt mit Training.

Aufgrund der Entfernung übten wir nur zweimal gemeinsam – sozusagen ein intensives Intervalltraining. So manches Mal sagte einer von uns mit Deniz Yücel: „Wir sind ja nicht zum Spaß hier.“ Aber das war dann auch nur Spaß.

Die Großen Alten

Das erste Spiel war dann auch gleich dasjenige, das Nicole und ich am häufigsten gespielt und am gründlichsten analysiert hatten: First Class. Es lohnte sich, beide gewannen wir unsere Partie mit rund 100 Punkten Vorsprung vor den jeweils Zweiten. Auch Carmela holte einen Sieg, Thomas wurde Dritter und hatte damit sein Ziel – „nicht in jedem Spiel Letzter“ – erreicht.

Es folgte Einfach genial – der Name ist Programm, dieses Spiel erforderte die wenigste Vorbereitung. Um zu gewinnen reicht es, genial zu sein. Nun ja. Wir schnitten recht mittelmäßig ab, als achtes von zwölf Teams. Abhaken, weiterspielen, wer interessiert sich schon für Einfach genial.

Als Nächstes setzten wir uns zu Orléans an die Tische. Wir alle lieben dieses Spiel, Nicole und ich sind im vergangenen Jahr sogar auf seinem Spielplan herumgeradelt, wie man im Radforum ausführlich nachlesen kann. Wie befürchtet ist Orléans aber kein Spiel, das mir als Turnierspiel große Freude bereitet. Wenn Mitspieler minutenlang wegen einem Punkt mehr oder weniger rechnen und mit dem Einsatz all ihrer Plättchen warten, bis jeder vor ihnen die seinen platziert hat, fühlt sich das klebrig an wie heißer Asphalt unter den Fahrradreifen. Mich packt da die Ungeduld, ich will endlich weiter.

Leider stellte sich aber auch heraus, dass wir uns auf Orléans nicht ausreichend vorbereitet hatten – und manche Mitspieler auf der Regvor, grübelnd oder nicht, schlicht viel besser waren.

So hatte ich im Training Ergebnisse zwischen 130 und 155 Punkten. Mir war klar, 130 würden nicht für einen Sieg reichen. 155 wohl eher schon, dachte ich.

Das stimmte im konkreten Fall zwar fast, war aber eine grundsätzlich falsche Annahme. Ich wurde mit 133 Punkten gerade noch Zweiter. Der Sieger an meinem Tisch machte 159 Punkte. Aber das war Glück mit der Auslosung. Meine Teamkollegen hatten dieses Glück nicht. Mannschaften wie Spuiratz’n und U++ hatten Orléans-Strategien entwickelt, die 184 oder gar 238 Punkte brachten. Wir belegten in der Teamwertung für Orléans den letzten Platz.

Zwölftes Team von zwölf in einem Lieblingsspiel – das klingt furchtbar. War aber gar nicht so schlimm. Nach dem Start mit First Class schwebten wir weit oben, wo uns schlechte Nachrichten kaum noch erreichen konnten. Und im letzten Spiel, Isle of Skye, legten wir nach – mit noch einmal drei Siegen. Carmela fuhr wie ich einen zweiten Sieg ein und war zu Recht überglücklich. Und Thomas hatte nun auch eine Partie gewonnen. Er ist sicherlich der erfahrenste Isle-of-Skye-Spieler in unserem Team, und jeder hatte ihm den Sieg zugetraut – nur er selbst nicht.

Quadropolis für die Drittplatzierten

Eine günstige Verteilung brachte uns mit 49,5 Punkten auf den dritten Platz der Gesamtwertung: den für uns perfekten Platz. Es ist dies nämlich der erste Platz, der nicht für einen Start bei der Deutschen Meisterschaft qualifiziert. Und dafür wollte Thomas ja nicht auch noch trainieren.

Zwei Spiele bekommt man als drittplatziertes Team als Preis. Turnierleiter Jo Weigand überreichte uns gleich Riverboat von Michael Kiesling, das wir uns gewünscht hatten. Dazu kam auch noch ein Quadropolis.

So verließ jeder von uns die Regvor mit einem Strahlen. Und dazu trugen neben dem Erfolg die vielen Kleinigkeiten bei, die ich vor lauter Analyse noch nicht erwähnt habe: nette Mitspieler, alte Bekannte, neue Gesichter. Für mich ungeduldigen Radfahrer waren die Runden für First Class und Isle of Skye die schönsten: Da passte das Tempo perfekt. Mit Isle of Skye waren wir sogar als Erste fertig und schlugen Jo vor, beim nächsten Mal Bonuspunkte für alle an dem Tisch zu vergeben, der ein Spiel als Erster beendet.

Die Bürgerwehr brachte mir dann noch das lustige Spiel Exploding Kittens bei. Wir haben vereinbart, im kommenden Jahr dafür als Regvor-Kartenspiel zu stimmen. Bevor ich es vergesse: Die Zugspitzzocker lassen unseren Vierkirchner Michael grüßen. Besonders fröhlich waren wie in früheren Jahren Wo ist das Gehirn? und die Kellerkinder. Und gibt es eigentlich etwas, was Jo aus der Ruhe bringen würde?

Es hat sich also wieder einmal gelohnt. Das Üben. Und das Mitmachen. Es hat Spaß gemacht. Beides.

Ältere Regvor-Berichte:

Eigentlich

by Nicole

2016 ist das Jahr der Brettspiel-Wochenenden. Es ist nicht das „Hurra, wir fahren nach Herne“-Jahr. Eher: Jetzt reicht es erst mal mit der Regvor. Es ist auch das Jahr, in dem ich eine Buchstabenkombination kennen und schätzen lerne, die ich mir nicht merken kann. Irgendwo zwischen CSU und LGBT, nur dass es um Spiele geht. 2016 ist ein gutes Jahr.

Yucata in Wiesbaden und Baden in Kempten

Es beginnt mit „Yucata offline“ im Januar in Wiesbaden, organisiert von Veda Ssu. Lauter nette Menschen, mit denen ich bisher nur online auf yucata.de gespielt habe. Dazu ein paar, die dort nicht vertreten sind, aber auch nett und gerne spielen. Wenn man Bo nach seinem Lieblingsspiel des Wochenendes fragt, dürfte es auf Katakomben hinauslaufen. Jedenfalls muss es sein Vater gleich danach kaufen. Für mich ist es Codenames. Den ganzen Sonntag spielen wir in wechselnden Besetzungen. Unvergessen ist Morgentoilette zwei – Wasser, Gesicht.

Die Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft im Februar läuft nicht wie erhofft. Ich mag nicht mehr. Schade, dass im Herbst für 2017 zum ersten Mal seit meinem Debüt 2014 vier Spiele ausgewählt werden, die ich alle richtig gut finde.

Im Mai geht es weiter mit dem Kempten-Wochenende des Brettspieltreffs Stuttgart. Florian radelt mittwochs hin und gehört zu den Ersten. Ich bin noch bei „Lucia di Lammermoor“ und komme am Donnerstag per Zug nach. Es ist heiß, und das Schwimmbad liegt nebenan. Trotzdem schaffen wir es nur mit Mühe, einmal täglich ins Wasser zu hopsen. Die Berge außenrum bleiben unerwanderte Kulisse der Schafkopfrunden auf der Hotelterrasse. Schafkopf wird immer dann gespielt, wenn Peter und Carsten aus der 18er-Runde verschnaufen müssen. Florian und ich gehören nicht dazu, knabbern aber auch gerne ein paar Salzbrezeln zwischen Mombasa, Snowdonia, 7 Wonders, natürlich wieder Codenames und Nebel über Valskyrr.

Jahresende im Hochformat

Anfang September besucht uns Thomas aus Stuttgart. Wieder zweieinhalb Tage Spielen, dazu eine kleine Radtour in den Biergarten und ein paar Runden Pairs zur dunklen Radlermass. Eine Woche später sind wir beim hessischen Thomas und seiner Anne. Zweieinhalb Tage Spielen, diesmal mit dem Time-Stories-Abenteuer Hinter der Maske, aber ohne Biergarten. Dafür grillen wir auf dem Balkon.

Ende Oktober geht es weiter mit dem Nördlingen-Wochenende der Stuttgarter. Wir radeln hin, der Kälte wegen an zwei Tagen. Mit im Gepäck: Das Orakel von Delphi, Automobiles, Das Ende des Triumvirats. Und die Vorfreude auf die Essen-Neuheiten First Class und American Railroads, die Peter mitbringen will, sowie Attika, das netterweise Michael einpackt, obwohl er uns gar nicht kennt. Wieder fünf Tage voller Spiele und, weil nachts zu aufgekratzt, wenig Schlaf. Man will auch nichts verpassen am Morgen. Wir lernen unser erstes Exit-Spiel kennen, Die verlassene Hütte, umrunden Nördlingen zur Hälfte auf der Stadtmauer, essen Pizza und Muscheln mit Carsten, trinken richtig guten Kaffee mit Peter und Tilo und verpassen freiwillig den Zug, den ich mir für die Rückfahrt ausgesucht hatte. War es, weil wir noch ein First Class spielen wollten? Oder Codenames? Oder Snowdonia? Kutschfahrt zur Teufelsburg? Ich weiß es nicht mehr.

Der Gegenbesuch unserer hessischen Freunde folgt zwischen den Jahren. Drei Tage, in denen der Spielestapel stetig wächst, obwohl wir Delphi, Augustus, Yucata, auch das 8-Minuten-Imperium und Roll For The Galaxy je zweimal spielen. Traditionell machen wir am Ende eines solchen Spieletreffens ein Erinnerungsfoto mit Stapel. Es läuft langsam auf ein Hochformat hinaus.

Unser Spiel des Jahres 2017: Das LCG zum Herrn der Ringe

Thomas und Anne möchten Der Herr der Ringe: Das Kartenspiel (LCG) kennenlernen. Und hier bin ich beim Eigentlich angelangt. Eigentlich ist 2016 das Jahr der Brettspielwochenenden. Logisch wäre es, eines der dort häufig gespielten Spiele zu unserem Spiel des Jahres zu machen. Codenames zu Beispiel, das sich auch ganz hervorragend mit nichtspielenden Verwandten spielen lässt. Aber es ist nur auf Platz drei gelandet. Hinter Roll For The Galaxy, das wir so ziemlich jeden Monat mehrmals auf dem Tisch haben. Ein Roll geht immer, auch abends nach der Arbeit. Und ist immer wieder anders. Mal mit, lieber aber ohne Erweiterung.

It’s a living thing

LCG ist die Zauberformel: Living Card Game. In Kempten probieren wir das konfrontative Game of Thrones LCG aus. Besser gefällt uns das Herr der Ringe LCG, erschienen bereits 2011, an dem wir uns zu dem Zeitpunkt seit etlichen Wochen abarbeiten. Wäre der Suchtbegriff nicht negativ besetzt, ich würde von Sucht sprechen. Das Grundspiel hält nicht lange vor, die Zusatzabenteuer stapeln sich. Von Eowyn bin ich inzwischen zu Dain Eisenfuß und seinen Zwergen gewechselt. Wobei Aragorn und ein reines Taktikdeck neulich auch reizvoll waren.

Gerade während ich schreibe, nimmt es Florian wieder alleine mit den Trollen der Hobbit-Erweiterung auf. Den ersten hat er erledigt, zwei weitere warten noch. Das sieht nicht gut aus. Wenn wir Herr der Ringe spielen, spielen wir wochenlang so gut wie nichts anderes. Höchstens mal ein Roll zwischendurch. Deswegen verordnen wir uns nach bestandenen Abenteuer-Sets Pausen. Es gibt ja auch noch so viele andere gute Spiele.

Auch wenn Der Herr der Ringe – das Kartenspiel unser Spiel des Jahres ist, verbringt es den Silvesterabend im Regal. Wir wollen Orléans: Die Invasion spielen. Die kooperative Variante. Mit Thomas und Anne sind wir gerade knapp gescheitert. Da sollte eigentlich noch was gehen.

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Ohne Leinwand

by Florian

Die Ausgangsbedingungen: Kein Schnee, aber das Biathlonspiel Auf geht’s ist trotzdem dabei. Außerdem hatte sich jemand im Adventskalender der Spiele-Offensive Helmut Ohleys First Class geschnappt …

Das Publikum: … nämlich Helme, die erste personelle Überraschung des Abends. Auch Karen und Jochen kamen vorbei, wir hatten also eine Festtagsbesetzung. Wer würde den Nikolaus und wer den Krampus geben, wer Hirte und Engel, Ochs und Esel?

Spieleabend 20. Dezember 2016

Die Spiele: Schon vor zwei Wochen habe ich ein einleitendes Pairs unterschlagen, Nicole schnappte sich diesmal zielstrebig elf Punkte, um die Wartezeit als Verlierer zu beenden. Zu einer Revanche in Medici kam es hingegen nicht.

Der Sieger des Abends: Michael sprintete in Auf geht’s aus Felix‘ Windschatten heraus zum Sieg, Felix wurde Zweiter, Jochen vervollständigte das Podest. Anschließend holte Michael sich die Piratenmedaille in Gold bei Port Royal und zuletzt auch noch in Kingdom Builder sechs Punkte mehr als ich.

Am Nebentisch baute Nicole mit 182 Punkten den luxuriösesten Orient-Express.

Der Verlierer des Abends: Jochen hat seinen zweiten Ehering mit Hilfe der ersten und einzigen Ehefrau inzwischen hoffentlich wiedergefunden. Was die Spiele angeht: Karen und ich hatten beide in Auf geht’s zu viele Fehlschüsse und müssen noch mit dem allseits bewunderten hölzernen „Gewehr“ von Walter Toncar trainieren.

Die Bewertung: Besser als eine Drei-Meter-Leinwand im Wohnzimmer, von der Felix und Michael schwärmten. Großartig, mal wieder selbst Biathlon zu machen, auch wenn sportlich noch Luft nach oben ist.

Der Ausblick: 2016 ist durch. Frohe Feiertage! Am 9. Januar 2017 geht es weiter. Ob das Regvor-Team anschließend im Wochenrhythmus trainieren will, ist noch nicht sicher. Ich persönlich würde mich im äußersten Notfall als Sparringspartner zur Verfügung stellen.

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Daten aus Nördlingen

by Florian

Manche machen Notizen in Heften, kritzeln auf Zetteln oder füllen ihren Kalender. Andere nutzen ein Programm auf dem Smartphone, eine Textverarbeitung oder gleich eine Brettspiel-App. Der Rest verlässt sich auf sein Gedächtnis.

Bei einem fünftägigen Brettspiel-Wochenende fallen jede Menge Daten an. Gespielte Spiele. Ergebnisse. Punktestände. Spieldauer. Zahl und Namen der Mitspieler.

Nicht jeder interessiert sich für alle Daten. Auf einem alten Ergebniszettel, den wir in Thomas‘ Snowdonia-Karton fanden, standen nur Farben statt Namen. Uneinigkeit besteht auch, wie die Daten zu nutzen sind. Ein Mitspieler schlug am Wochenende vor, alle erzielten Punkte durch die individuelle Bedenkzeit zu teilen.

Peter

Typ: Mitspieler
Gemeinsam gespielte Partien: >15
Gemeinsam gespielte Spiele (Auszug): Pairs, Qwinto, Team Play, Exit – die verlassene Hütte

Nicole und ich waren am Mittag des 28. Oktober 2016 mit gewohntem Übereifer die ersten Spieletreff-Besucher in der Jufa Nördlingen. Als Dritter traf Peter ein, den wir von Kempten im Frühjahr kannten. Im Zug war er offenbar am Stau vorbeigefahren, von dem später der andere Peter berichtete. So konnten wir bei einem Kaffee die ersten kurzen Partien auf einem Tischchen im Empfangsbereich abwickeln.

Peter sagt, er bringt gerne ältere Spiele zu solchen Treffen mit. Gute Idee, vor allem Team Play zündete am Samstagabend. Bei K2 hatte er keine Zeit gefunden, vorab die Regeln zu studieren, was er nachholte, während andere noch ein Qwinto einschoben. Carsten mit dem schnellen Blick auch für unübersichtliche Regeln ergänzte gelegentlich Details.

Das Orakel von Delphi

Typ: Spiel
Autor: Stefan Feld
Erscheinungsjahr: 2016

Peter war das peinlich, und er äußerte später mehrfach, keine Regeln erklären zu können. Gänzlich ohne Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle einen Hinweis an alle (darunter Peter) einschieben, die Das Orakel von Delphi von mir oder Nicole gelernt haben: Drei Details haben nicht gestimmt. So hat man nur die Wahl unter blauen Superhelden und Halbgöttern, und nicht unter allen, wenn man eine blaue Statue errichtet. Wer die Bootserweiterung zugelost bekommt, die erlaubt, dass alle Götter auf der ersten weißen Wolke starten, darf für seine vor Spielstart erhaltene Wundenkarte keinen weiteren Schritt vorgehen. Und wer beim Kampf mit einem Monster eine 0 würfelt, muss eine Wundenkarte nehmen.

Tja Leute, tut mir leid, das ist in der Kürze der Vorbereitungszeit trotz zwei Probepartien untergegangen. Aber geiles Spiel, oder?

Tilo

Typ: Mitspieler
Gemeinsam gespielte Partien: 5
Gemeinsame Stadtmauerumrundungen: 0,5

War Peter unser erster Mitspieler, so war Tilo der letzte, der zu unserer Runde stieß, denn er reiste erst am Sonntag an. Bis Veranstaltungsende am Dienstag folgten noch etliche Partien.

Tilo hat früher hauptsächlich Go gespielt und ist erst kürzlich zum normalen Brettspiel gewechselt – wegen der sozialen Komponente. Das lässt zutreffend vermuten, dass er ziemlich spielstark ist und einen guten Blick für sich bietende Gelegenheiten hat, aber wenigstens sind ihm manche Klassiker wie Russian Railroads noch vergleichsweise wenig vertraut.

Exit – die verlassene Hütte

Typ: Rätsel
Mitspieler: Nicole, Peter, Tilo
Benötigte Zeit: 71 Minuten
Benötigte Hinweise: 0

Der Trend zu Wegwerfspielen erreichte Nördlingen – Marcus brachte ihn in Form zweier Exit-Spiele von Kosmos mit. Nur das Wegwerfen entfiel. Die verlassene Hütte, in der Rätsel zu lösen sind, hinterließ Marcus uns gebraucht, aber saniert und bis auf einige dezente Knicke unversehrt, sodass eine Partie ohne große Hilfe möglich war. Und Junge, wir hatten Spaß.

Tilo machte den Teamleader. Das Handling der Lösungskarten habe ich bis zuletzt nicht ganz durchschaut, das übernahmen er und Nicole, und sie hatten auch immer den ersten Blick auf neue Hinweiskarten, ohne auf dem Kopf zu lesen. Das war aber gar nicht schlimm, auch Peter und ich trugen Ideen bei oder lösten bestimmte Rätsel allein – manchmal während andere noch bürokratisch beschäftigt waren. Dennoch der Hinweis an potenzielle Käufer, vier Mitspieler sind nach meiner Einschätzung das Maximum für ein Exit-Spiel, bei mehr wird es schwer, alle gleichermaßen einzubinden.

Das Spiel geht nominell gegen die Zeit, und uns vieren hat der leichte Zeitdruck durchaus Spaß gebracht. Bei weiteren Exit-Spielen würde ich im Zweifel aber immer lieber die Zeit außer Acht lassen und dafür versuchen, erneut ohne Hinweiskarten auszukommen. Selbst wenn man zwischendurch eine Pause und einen Stadtmauerspaziergang einlegen müsste, um auf neue Ideen zu kommen.

Great Western Trail

Typ: Spiel
Mitspieler: Thorsten, Carsten, Tilo
Dauer Regelerklärung: 35 Minuten
Spieldauer: 180 Minuten

Am Vorabend hatte ich mit Tilo Great Western Trail gespielt, den Mombasa-Nachfolger von Alex Pfister bei Eggertpiele. Und mit Erklärer Thorsten lernte ich einen zweiten neuen Mitspieler kennen. Kurz, ich war nicht begeistert, meine Mitspieler aber schon.

Ich finde die Symbolsprache auf den Häusern wenig einleuchtend, und das Thema Wild West – an sich nicht uninteressant – passt so dermaßen überhaupt nicht zu den Abläufen, dass es dem Spiel richtig im Weg steht. Und den Eindruck habe ich selten; Themen helfen mir meist, Regeln zu memorieren, auch wenn sie ein wenig aufgesetzt wirken.

Ja, und die Abläufe, immer wieder die gleiche Route quer über den Spielplan ziehen und dabei Rindviecherkarten sammeln. Ich fand das monoton. Mir ist klar, dass ich es schlecht gespielt habe: Wir reden von einem Alex-Pfister-Spiel! Und bei Carsten hat es sofort „klick“ gemacht, er landete bei über 90 Punkten, während wir drei jeweils etwas über 50 hatten.

Ich bin sicher, Great Western Trail kann großen Spaß machen, das kann nicht anders sein, aber ich müsste wahrscheinlich mindestens zehn weitere Stunden aufbringen, um langsam die Zusammenhänge zu durchschauen, und das scheint es mir nicht wert. Außerdem fehlen mir die Mitspieler. Ich bleibe bei Mombasa, das übrigens bis auf Autor und Verlag nichts mit Great Western Trail zu tun hat.

Teilnehmerliste

Typ: Metadaten
Zahl Einträge: >30
Häufigste Namen: Thomas, Peter, Thorsten, Florian

First-Class-Mitspieler

Wo ich gerade Carsten erwähnt habe, dieser fast schon alte Bekannte (zweieinhalb Jahre sind es inzwischen, seit er uns Caverna erklärte) war auch wieder da. Auf Nachfrage brachte er uns am Sonntag First Class von Helmut Ohley bei, das neue Hans-im-Glück-Spiel, und für eine zweite Partie am Dienstagmorgen gesellte sich mit dem anderen Peter ein weiteres Mitglied der berüchtigten Sommerschafkopfrunde von Kempten zu uns.

Manche anderen früheren Mitspieler sah ich diesmal leider nur von fern, darunter die immer gut gelaunten Sabine und Carmela, der grantenlnde Marcus und der schimpfende Bodo, aber auch der fleißige Veranstalter Thorsten. Wenn ich recht gesehen habe, hat er vor dem Gehen an der Rezeption über Termine für die nächste Auflage der Veranstaltung verhandelt.

Riesenfuss

Typ: Mitspieler
Klarname: Thorsten
Beiname: der Große
Gemeinsame Partien: 5

Den großen Thorsten kannte ich noch nicht, aber ich erkannte ihn anhand von Beschreibungen, als er groß und im Bass eine Regel erklärend plötzlich einen der drei Spieleräume dominierte, die uns der andere Thorsten organisiert hatte. Er erklärte mir und weiteren Mitspielern auch Jorvik, das sich von der Speicherstadt regeltechnisch nicht zu unterscheiden scheint, King’s Gold und Mystic Vale.

Mein Highlight darunter war Jorvik, zählt doch die Speicherstadt zu meinen Lieblingsspielen, und das Wikingerthema passt fast noch besser. Ich war auch schon zweimal in der namensgebenden englischen Stadt York. Und dann ist Thorsten selbst ein Wikinger, und man kann schön mit ihm flachsen, ihn ärgern und die Preise hochtreiben. Das machte ich häufig, ich saß schließlich direkt hinter ihm. Gewonnen hat er trotzdem, aber er trug ja auch ein Wikinger-T-Shirt.

Seine Partien protokolliert Thorsten vergleichsweise ausführlich, er notiert neben dem Spieltitel auch die Mitspielernamen und die Punktestände. Meine wesentlich kürzere Liste sah er durch. Da ein Stempel gerade nicht verfügbar war, setzte er als Ausdruck seiner Zufriedenheit eine Zeichnung eines Totenschädels mit herausgestreckter Zunge hinzu.

Spieleliste Nördlingen

Carolin und Florian

Typ: Mitspieler
Verwandtschaftsgrad: Geschwister
Bevorzugte Spiele: Galaxy Trucker, Roborally

Daten können langweilig sein für den, der ihre Bedeutung nicht kennt. Spätestens mit einer Aufzählung der Namen aller Teilnehmer würde ich eventuelle Leser verschrecken, die nicht in Nördlingen dabei waren und sich nur in diesen Bericht verirrt haben, vielleicht auf der Suche nach konsumrelevanten Informationen zu den neusten Brettspielen oder weil sie aus Vierkirchen stammen. Aber ein paar Mitspieler muss ich schon noch namentlich erwähnen, vor allem die beiden jüngsten, Carolin und Florian.

Mit Florian bildete ich eine starke Mannschaft in Team Play, nur um einen Punkt geschlagen von Carolin und Thomas. Dabei trug Thomas wenige Punkte bei. Ich vermute, eine erfolgreiche kleine Schwester kann recht anstrengend sein. Florian ließ sich aber nichts anmerken.

In Zoff im Zoo gewann Florian dann, weil ich mit meinen wechselnden Partnern so schlecht kooperierte, Chris nahm ich die ganzen Löwen weg (tut mir leid, aber manchmal muss man an sich selbst denken), und mit Carolin stürzte ich komplett ab.

In der Codenames-Runde Jungs gegen Mädels gab es mit Beteiligung des Spielernachwuchses dann ein Unentschieden. Und die Kutschfahrt zur Teufelsburg haben Nicole, Carolin und ich zusammen gewonnen, weil ich ahnte, dass Carolin kurz zuvor Nicole den Kelch weggenommen hatte.

Dem Spielernachwuchspaar gefiel offenbar auch mein am häufigsten gespieltes Spiel des Wochenendes gut: Automobiles. Gewonnen hat natürlich erst einmal wieder Carolin.

Automobiles

Typ: Spiel
Autor: David Short
Erscheinungsjahr: 2016
Zahl meiner Partien: 4

Bis auf den Dienstag machte ich jeden Tag eine Partie Automobiles, und mindestens zweimal wurde es ohne mich gespielt, sodass es statistisch vielleicht das beliebteste Spiel des Wochenendes war. An dieser Stelle einen besonders lieben Gruß an Tiffany, die im Kundensupport bei Alderac Entertainment arbeitet und mir zugesagt hat, den fehlenden fünften Beutel schnellstens in die Post zu stecken, damit ich bei maximaler Mitspielerauslastung nicht mehr Orléans plündern muss.

Automobiles ist ein ziemlich elegantes Rennspiel auf Basis eines Bagbuilding-Mechanismus. Karten erlauben, den farbigen Funktionswürfeln in jeder Partie eine andere Aufgabe zukommen zu lassen.

Einen besonderen Einfall hatte Heiko, der mir in einer Partie einfach alle violetten Würfel wegkaufte, sodass sich mir keinerlei Möglichkeit bot, braune Verschleißwürfel loszuwerden. Die Folge: Ich war durch braune Würfel bisweilen blockiert, Heiko ebenso oft durch violette Würfel. Der dritte Mitspieler, Tom, gewann – zugegeben nicht unverdient, mit einer ausgewogenen und durchdachten Würfelzusammenstellung.

Über Heiko und Tom könnte ich auch ganze Seiten vollschreiben. Von Tom lernte ich Chromosome, ein seiner Freundin gehörendes fieses Kampfspiel, das diese in Essen aufgrund seiner entzückenden thematischen Einkleidung – Molekularbiologie – überzeugt hatte. Mit Heiko, dessen Geschmack grundsätzlich zu konfrontativen Spielen tendiert, hatte ich dagegen Schwierigkeiten, ein gemeinsames Spiel zu finden, um 30 Minuten zu überbrücken. Letztlich wählten wir Thurn und Taxis, das Heiko eigentlich nicht spielen wollte, weil es da eine unschlagbare Gewinnstrategie gebe, gegen die er immer verliere und die er aber vergessen habe.

Nördlingen

Typ: Point of Interest
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Stadtmauer: vollständig erhalten
Sonstiges: Ort des 21. langen Brettspielwochenendes des Brettspieletreffs Stuttgart

Nur eine Partie, aber eine angenehm ruhige und vergleichsweise erfolgreiche habe ich mit Anja und Michael gespielt. Sie brachten Nicole und mir Dynasties bei, die letztjährige Essen-Neuheit von Hans im Glück: Ich wurde Zweiter hinter Dietmar.

Ich mag Spiele, bei denen einer teilt und ein anderer wählt, etwa Canal Grande und Aber bitte mit Sahne. Hans im Glück ist sowieso der beste Spieleverlag, das sage ich schon aus Patriotismus, aber Dynasties kommt uns dennoch nicht ins Haus, das kann man nicht zu zweit spielen. Schade eigentlich.

Anja und Michael schleppten zudem Attika mit nach Nördlingen, das zu lernen sich Nicole gewünscht hatte. Sie will ihre zu zweit begonnenen Studien nun auf Yucata weiterführen.

Snowdonia

Typ: Spiel
Erscheinungsjahr: 2012
Autor: Tony Boydell
Mitspieler: Matthes, Nicole, Thomas

Daten kann man für Prognosen nutzen, und ich möchte prognostizieren, dass Thomas, Nicole und ich auch beim nächsten Treffen wieder Snowdonia spielen werden. Wir sehen das als Tradition an, auch wenn wir es diesmal beinahe vergessen hätten.

Zu unserer selbst gestrickten Legende um das Worker-Placement-Spiel von Tony Boydell gehört es, dass wir die drei einzigen Menschen in Süddeutschland sind, die es zu schätzen wissen. Wie alle Legenden stimmt auch diese nicht so ganz, Matthes als vierter Mann schien ziemlich zufrieden mit dem Bau der Bahn auf den höchsten Berg von Wales. Seine Stahlhüttenbaustrategie sah gut aus, unterlag aber Nicoles Geröllschippen, das wir alle drei ihr nicht streitig machten. Wie das in Wales so ist, muss auch das Wetter passen, und wir blieben diesmal von Nebel verschont.

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