Spielen in Vierkirchen

Brett- und Kartenspiele im Norden von München

Tag: Der Heidelbär

Januar 2019: Üble Tricks und geringere Übel

by Florian

Ich kann es gut verstehen, wenn jemand sich nicht für die Deutsche Brettspiel-Meisterschaft und ihre regionalen Vorausscheidungsturniere begeistert. Das Turnierspielen ebenso wie das Üben vorab haben ihre Nachteile. Vor allem für Spieleblogger: Was soll ich denn über Azul, Mystic Vale, Machi Koro und Russian Railroads noch schreiben, was ich noch nicht geschrieben habe?

Diese vier waren meine meistgespielten Spiele im Januar. Ich schweige trotzdem dazu – und erzähle von vier anderen. Alle vier wurden im Januar zwar gespielt, aber alle aus ganz unterschiedlichen Gründen zu wenig.

Rosenkönig

Zum Beispiel eines meiner Lieblingsspiele. Im Januar konnte ich Nicole zu drei Partien überreden. Zu ihrer Überraschung gewann sie zwei davon. Leider gefällt ihr Rosenkönig trotzdem nicht besonders. Ich nehme mir mal vor, es im Januar 2020 wieder zu versuchen.

Rosenkönig kennt ihr hoffentlich alle? Es ist ein Zweierspiel aus der besten Zeit der Kosmos-Serie, ein einfaches Steine-Einsetz-Spiel von Dirk Henn. Bis zu fünf Karten geben die mögliche Sprungrichtung und -reichweite vom aktuellen Standort des Königs aus an. Wer am Zug ist, kann eine Karte ziehen oder spielen. Viermal im Spiel lassen sich auch gegnerische Steine umdrehen. Gebiete punkten exponential nach Größe. Besonders reizvoll sind die Zugzwang-Situationen: Wer fünf Karten auf der Hand hat, muss eine davon spielen – notfalls unter Zuhilfenahme einer seiner vier Umdrehkarten. Daher wählen erfahrene Spieler oft schon mit vier Karten in der Auslage das geringste Übel, um sich nicht vom hundsgemeinen Gegner in eine unerwünschte Ecke manövrieren zu lassen.

A Fake Artist Goes to New York

In einer Seltenspielerrunde anlässlich eines Geburtstags kam das so hübsche wie unpraktische kleine Spiel Fake Artist von Jun Sasaki aus Japan zum Einsatz. Alle außer einem wissen, was gemalt werden muss. Gleichzeitig gilt es, den Hochstapler im Künstlerkreis zu entlarven.

Ich habe es leider diesmal etwas zu gut erklärt. Alle versuchten, bloß nicht den Fake Artist aufs vorgegebene Thema kommen zu lassen. In keiner der fünf Partien hätte der Betrüger sagen können, was eigentlich gemalt werden sollte – aber er wurde auch in keiner enttarnt.

Wenn dieses Spiel also einen Nachteil hat, dann den, dass man ein Quäntchen Erfahrung braucht, um es gut zu spielen. Ich habe jetzt Selten- ebenso wie Vielspieler in den ersten Partien viel zu konkret, aber auch viel zu abstrakt malen sehen. Spaß macht es trotzdem. Es ist nur ein wenig wie bei Hanabi: Irgendwann hatte ich da keine große Lust mehr, mit Anfängern auf 20 oder 22 Punkte zu spielen. Lieber öfter in gleicher Besetzung. Aber die Geburtstagsgäste kommen so auch nur ein-, zweimal im Jahr zusammen.

Gaia Project

Den Nachfolger von Terra Mystica gab es bei uns zu Weihnachten. Ich habe aber noch erhebliche Koordinationsschwierigkeiten, gilt es doch, alle Siegpunktquellen, Wertungsplättchen, Sondereigenschaften der Völker, strategischen Optionen und Regelfragen der Mitspielerin gleichzeitig im Auge zu behalten. Die ersten drei Partien waren ein Anfang – aber ein etwas chaotischer.

Der Heidelbär

Dieser Aal ist hier Spielprinzip: Die Hinweiskarten enthalten tierische KAALauer. Eine glänzende Gelegenheit, als Geisteswissenschaftler gegen studierte Informatiker zu bestehen, die bei typischen Optimierungsspielen eine hohe Gewinnquote aufweisen … Die beiden Informatiker haben den üblen Trick durchschaut, aber trotzdem mitgespielt. Und sich sogar amüsiert.

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Spielen beim Marathontraining

by Florian

Alle paar Jahre stellt jemand Spielen in Vierkirchen eine Frage. Zu Spielen. Logisch. Und ebenso logisch versuchen wir sie zu beantworten. Die diesjährige lautete:

Ich brauche mal einen Spieletipp für einen Kollegen. Der ist nämlich Marathonläufer und spielt beim Training mit seinen Laufkumpanen manchmal Trivial Pursuit, damit das Laufen nicht so langweilig ist. Er steckt sich ein paar Kärtchen ein und liest die Fragen beim Laufen vor. Die anderen rätseln und diskutieren dann so lange, bis sie die Antwort haben. Kennt ihr vielleicht noch ein anderes Spiel, das man beim Laufen spielen kann?

Um es gleich klar zu sagen, wahrscheinlich ist es nicht möglich, wirklich während des Laufens ein Spiel zu spielen. Die Läufer spielen ja auch gar nicht Trivial Pursuit, sie fragen nur Karten ab.

Vielleicht überlegt man daher besser, welches Spiel Kärtchen enthält, die sich in ähnlicher Weise für ein während des Laufens durchführbares Fragen und Antworten eignen.

Die einfachste Lösung wäre also – ein weiteres Quiz. Es muss nicht einmal ein Spielbrett haben. Da gibt es hunderte, etwa bei Hutter und Moses zu Getränkesorten, für Feinschmecker, zu einzelnen Städten, Autoren usw. Wir selbst haben Weine und Goethe.

Daneben besteht auch Anno Domini aus Karten, wobei die Antwort immer eine Jahreszahl ist. Normalerweise muss man sie auf einem Tisch in korrekter Reihenfolge anordnen. Man kann beim Laufen ja ein „Wer kommt am nächsten ran?“ draus machen. Oder man zieht zwei oder drei Karten und fragt dann nach der Reihenfolge.

Sehr gut geeignet wären bestimmt Black Stories, die gelöst werden müssen – jene Rätsel, die eine Gruppe gemeinsam durch Fragen an einen Erzähler aufzuklären versucht, der aber immer nur mit ja oder nein antworten darf.

Kein Quiz ist auch das wortspielerische Fragespiel Der Heidelbär, in dem ein Begriff in höchstens sechs Wörtern umschrieben werden muss, der eine bestimmte Lautfolge enthält, nämlich in der Grundversion Bär: „Dieser Bär hat einen Propeller“ – Lösung ist Hubschraubär … Das besteht auch nur aus ein paar Karten.

Wenn man zwischendurch mal kurz (vielleicht für Gymnastik?) anhält, wäre ein Deduktionsspiel wie Vollmondnacht: Werwölfe (3 bis 10 Spieler, 10
Minuten) denkbar. Denn da muss man zur Klärung der Rollenverteilung anfangs die Augen zu- und dann reihum wieder aufmachen – ganz schlecht beim Laufen.

So lauteten unsere Tipps. Tja, liebe Leser, was spielt Ihr beim Marathontraining? Was könnt Ihr empfehlen? Die Fragestellerin ist übrigens letztlich davon abgekommen, ein Spiel zu schenken.