Auswärts gespielt im Juni

by Florian

Wenn in Vierkirchen ein neuer Mitspieler eingestände, noch nie in seinem Leben Die Siedler von Catan gespielt zu haben, würden wir verwundert schauen. Nicht dass wir ständig Siedler spielten, nein, aber das kennt doch jeder. So ähnlich ist es mir in Vielspielerkreisen schon mehrfach mit Tichu ergangen: „Was, das kennst du nicht?“

Auf dem Spieletreff in Dachau hat Albert geholfen, diese Lücke zu füllen. Ganz so peinlich war meine Unkenntnis dort übrigens nicht: Am Nebentisch spielte Veranstalterin Eva die erste Dominion-Partie ihres Lebens.

Die letzte S-Bahn

In Tichu spielen wie in Bridge die beiden gegenüber sitzenden Spieler zusammen. Nicole bildete ein Team mit Albert, ich mit Pia. Nicole und Albert starteten zwar mit 400 zu 0 Punkten, Pia und ich wurden aber immer besser und konnten sogar die zweite von zwei Partien (jeweils bis 1000 Punkte) mutmaßlich für uns entscheiden: Aufgrund des S-Bahn-Fahrplans mussten für diesmal gute 900 reichen.

Später als geplant war es ohnehin schon. Nicole, noch begeisterter als ich, schaute gar nicht mehr auf die Uhr und würde wahrscheinlich am liebsten immer noch in der Bücherei Dachau Ost sitzen. Sie hat inzwischen auch Tichu-Karten bei Obletter gekauft. Fehlen nur noch Mitspieler – zumindest bis zum nächsten Spieletreff in Dachau.

(Auf unserem Dachboden habe ich schon nachgeschaut. Falls sich dort – wie von der Zeitung behauptet – irgendwelche Mitspieler aufhalten, dann gut versteckt.)

Zwei Wochen zuvor hatte ich übrigens von Albert zwei andere tolle Kartenspiele gelernt: Olé und Stichmeister. Er hat ein Faible für diese Art Spiele, erklärt sie auch gern und gut.

Die Zeit ist aus

Im Juni gab es noch eine Premiere: Nicole und ich waren zum ersten Mal auf einem Spielewochenende. Der Brettspieletreff Stuttgart verbrachte sein Pfingstwochenende in Nördlingen und war gern bereit, uns Samstagabend und Sonntag als Tagesgäste aufzunehmen. Dieser Zeitplan erlaubte uns noch eine Anreise mit dem Rad bei herrlichem Wetter.

Unser Eindruck: Die Teilnehmer spielten entweder richtig lange, komplizierte Spiele – sogar mehrtägig eine Simulation des zweiten Weltkriegs, World in Flames – oder ganz Kurzes und Leichtes, einschließlich Partyspielen. Die in Vierkirchen besonders beliebte Mittelklasse der etwa einstündigen Spiele ignorierten sie.

Lewis & Clark in Nördlingen

Wir lernten dort Carsten als Mitspieler und Erklärer kennen sowie in der Folge zwei ambitionierte Spiele: die Zwergenbauernhöhlenhofsimulation Caverna und Lewis & Clark. Bei Lewis & Clark, einem historischen Wettlauf durchs noch wilde Nordamerika zur Pazifikküste, gesellte sich Matthias hinzu, der auch gewann. Hinter ihm sitzend wäre ich in der gleichen Runde fertig gewesen. Das fand ich bitter, denn der Aufwand (und damit die emotionale Investition ins Spiel) ist doch enorm: Während man in anderen Spielen höchstens zu wenig Rohstoffe einer Sorte hat, können es in Lewis & Clark auch zu viele für die wenigen verfügbaren Kanus sein. Dann wird man wieder den Fluss hinab getrieben …

Für einen Ausgleich sorgten Partyspiele. Am ersten Abend Stille Post extrem, wo der Begriff „Zugbrücke“ gezeichnet und als Insel mit zwei Bergen intepretiert wurde, sodass der Malblock am Ende mit dem Vermerk „Lummerland“ wieder bei der Künstlerin eintraf. Am zweiten Abend hatten wir Spaß mit Time’s Up, das ich jetzt als Neuauflage namens Sag’s mir im Laden gesehen habe. Man nimmt 40 Begriffe. Beispielsweise „Minister“. In der ersten Runde müssen sie mit Worten erklärt werden („Die kommandiert Angela Merkel herum“), in der zweiten nur noch mit einem Wort („Merkel“) und in der dritten pantomimisch (mit den Händen vor dem Bauch gebildete Raute). Runde zwei und drei funktionieren nur, weil man die Begriffe ja schon aus dem ersten Durchgang kennt.

Stärke und Schwäche von Time’s Up scheint mir zu sein, dass es immer noch besser läuft, wenn es mal läuft. Bei einem Strategiebrocken würde man von einem Runaway-Leader-Problem sprechen. Für mich war’s kein Problem, Carmela, Sabine und ich waren ein Superteam. Und anders als Strategiebrocken spielt man ein Time’s Up natürlich auch nicht nur, um zu gewinnen.

Kraken räumt ab

Zwischen diese Höhepunkte passte noch der vorletzte Spieletreff Milbertshofen vor den großen Ferien, wo sich wieder Andreas als Erklärer und Mitspieler zur Verfügung stellte. Den Versteigerungsklassiker Modern Art von Reiner Knizia konnte er selbst gewinnen, in Alien Frontiers hatte ich mal die Nase vorn. Das ist ein Würfeleinsetzspiel: Wir würfeln unsere Raumschiffe und können sie reihum je nach Ergebnis für die Entdeckung neuer Welten, Entwicklung von Techniken oder Handel verwenden. Weil wir zu fünft spielten, kam es häufig zu Blockaden.

Eine der wichtigsten Optionen in Alien Frontiers ist der Kauf von Karten, die dann als Sonderfähigkeiten vor dem Käufer ausliegen und die man einigermaßen im Kopf haben sollte. In diesem Punkt ist es dem anschließend gespielten King of Tokyo ähnlich; wie in Vierkirchen bekannt nicht gerade mein Lieblingsspiel. Nur um die Auswahl des Absackers nicht unnötig hinauszuzögern, gab ich mein Einverständnis. Prompt gewann ich als „Kraken“. Würfel sind halt launische Gesellen.

Terminangebot im Juli 2014: