Ruppertshofen 2022: eine Auswahl

von Nicole

Fünf Tage Spielen liegen hinter uns. Für mich waren es 26 Partien, für andere viel, viel mehr. Aber ich bin auch fünfmal zum Pferdehof im Süden des Plateaus spaziert. Ihr wisst schon, wo der Schimmel mit den Zöpfchen grast.

Was so auf den Tisch kam – eine Auswahl von Florian und mir. Nicht überall haben wir mitgespielt, aber wir haben uns erzählen lassen. Wenn ihr etwas ergänzen möchtet, nur zu!

Asterix und die Sabinerin
Einziges Exemplar des Spiels weltweit. Wir reisen in zehn Tagen quer durchs Römerreich. Die erste Partie gewinnt Florian, verstößt dabei allerdings mit seinem Teppich gegen die imperiale Flugverkehrsordnung. Die zweite Partie geht an die Sabinerin persönlich.

Azul: Die Gärten der Königin
Gabie und Klaus sagen, dass sie Marco Polo 2 lieben. Aber es ist nur ein Platz frei. Beide möchten zurücktreten, keiner aber den anderen im Stich lassen. Also probieren sie die Azul-Variante von diesem Jahr aus. Das hatten sie sich ohnehin vorgenommen.

Barrage
Thomas S. hat es noch einmal mitgebracht. Stundenlang sitzen er, Claudia, Stella und Pirmin im kleinen Raum am Fenster über das Spielbrett gebeugt.

Carnival of Monsters
Monster sind furchtbar. Trotzdem stellen wir gleich zweimal mittels Drafting ein Monsterkabinett zusammen. Die großen menschenverschlingenden Brocken, die grässlich verzerrten Fratzen, die riesigen schuppigen Leiber, die aufgerissenen Mäuler mit Zähnen so scharf wie Rasierklingen bringen beide Male den Sieg. Was uns Angst macht, fasziniert uns. Und gibt die meisten Punkte. So muss es sein.

Cascadia
Füchse, immer diese Füchse. Kein Mensch will Füchse. Aber Bären, Elche und Fische sind schon aus. Enges Spiel: Gabie 94, Klaus 92, Brigitte 90, Nicole 88 Punkte.

Caverna
Peter ist ein Macher. Deswegen sichert er sich überproportional oft den Startspieler. Das macht den Platz links neben ihm so attraktiv. Wer dort sitzt, gewinnt. In zwei Partien verfestigt sich die Theorie.

Clans of Caledonia
Gabies Clan kann fischen, Klaus spart Einsetzkosten an Flussmündungen, ich bekomme Käsereien, Bäckereien und Destillerien billiger. Der Getreideanbau aber ist für alle einfach verflixt teuer. Alles beim Alten in den Highlands.

Die verlorenen Ruinen von Arnak
Merke: Kompasse horten, um einen neuen Ort zu entdecken, reicht nicht. Man braucht auch noch was in der Hinterhand, um die Wächter auszuschalten. Bei Stellas Expeditionen sind es meistens blaue Pfeile. Zum Verzweifeln.

Dune
Eine Überraschung. Wer auch immer Dune dabei hat, hat es nicht auf der Mitbring-Liste eingetragen. So konnte sich nur der Eigentümer vorfreuen. Michael gibt dem Spiel trotzdem noch mal eine Chance. Und rätselt hinterher weiter, warum es so gehypt wird.

Exploration
Wunderschön anzuschauende Raumschiffe aus durchsichtigem Plastik. Das reicht nicht. Dietmar, Peter, Thomas K. und Timo brechen mittags ab. Timo analysiert beim Essen die Schwachstellen. Peter spricht von einem verschwendeten Vormittag.

Funkenschlag
Martin lernt einen Klassiker.

Fyfe
Pirmin baut auf. Erster Eindruck: So bunte 5×5-Raster gibt es nur in der Südsee. Wir sammeln Farben, Symbole, Zahlen und verabschieden uns zunehmend von der Hoffnung, alle Aufträge erfüllen zu können. Ignoriert man die thematische Einbettung, ist das Südsee-Puzzle verwandt mit Village Rails. Aber das ist unmöglich: So bunte 5×5-Raster gibt es nur in der Südsee.

Gaia Project
Wenn Pumuckl Knödelmeister wird, werde ich Gaia-Meisterin. Vier Partien an fünf Tagen, dreimal sind Bodo und Thomas O. dabei, je einmal Thomas S., Claudia und Martin. Martin wird Kettenzug-Meister. Gaia ist das letzte Spiel des Wochenendes. Bodo findet das super, weil alle an unserem Tisch vorbeikommen, um sich zu verabschieden. Montag war übrigens gaiafrei. Schade eigentlich.

Insel der Katzen
So viele Katzen zu retten und so wenig Zeit. Puh, Glück gehabt: Sie wissen sich zu benehmen, fressen sämtliche Ratten und benutzen das Katzenklo. Ich wünschte, die Nachbarskatzen würden sich ein Beispiel daran nehmen.

Inside Job
Agent oder Insider, das ist hier die Frage. Da kann ich noch so oft meine Unschuld beteuern, Timo glaubt mir kein Wort. Schlimmer noch, er überzeugt auch die anderen. So, das habt ihr jetzt davon!

Just One
Widerlegung der Links-von-Peter-Theorie (siehe Caverna). Ich sitze links von Peter und kann als Einzige keinen meiner beiden Begriffe erraten.

Khora
Ständig spielt irgendjemand Khora. Kein Wunder, auf der Mitbring-Liste führt es die „Gewünscht von/möchte spielen“-Spalte mit vier Eintragungen an.

Kingdom Builder
Es dauert ein wenig, bis das Königreich kartografiert ist, denn Klaus und Gabie besitzen alle Erweiterungen. Auf den ersten Blick: hey, erstaunlich viel Sumpf in der Gegend. Und dazwischen stehen keine Schlösser, nein, stattdessen gibt es jetzt Paläste. Da wohnt der Froschkönig und befiehlt uns, seinen Herrschaftssitz mit den Städten des Umlands zu verbinden. Florian gelingt das am besten. Jetzt hätte er auch gern die Sumpf-Erweiterung. Die gibt es nur als Teil einer Big Box für 150 Euro. Quak.

Kneipenquiz
Wir spielen nur einmal, aber dann sind all unsere Träume auch erfüllt. Pirmin liest vor, Lada schreibt die Antworten auf, Bodo stoppt die Zeit, Carsten schiebt die Plättchen und ich die Eule und ihre Konkurrenten. Die meisten Mitspieler stehen. Sven wird extra per Handy aus seinem Zimmer geholt. Es ist die Sternstunde der Schwarmintelligenz. Ob Nagellack-Marke, Paulusbriefe oder die Totstell-Taktik des Chamäleons: Wir wissen alles, bis auf Kleinigkeiten wie die Sache mit der Meinungsfreiheit. Und Sven sorgt für den krönenden Abschluss – dank Kartoffelkanone.

Living Forest
Das Kennerspiel des Jahres. Im Internet steht: Das Spiel taugt nichts. Die Jury taugt auch nichts. Muss probiert werden. Drei Siegbedingungen, drei Strategien. Jede davon overpowered, je nachdem, in welcher Ecke des Internets man fragt. Sabine spielt mit den Flammen, Martin und Thomas O. setzen auf Bäume, Florian gewinnt mit Blüten. Die Strategien können wir noch nicht beurteilen. Das Spiel taugt. Das Internet taugt nichts.

Marco Polo 2 – Im Auftrag des Khan
Montag ist Marco-Polo-2-Tag für Brigitte. Vormittags reist sie als Gantulga Od in kleinen Schritten zwar, aber billig durch das Reich des Khan. Sehr bequem, sagt sie und lernt nebenbei, dass man Häuschen versetzt, wenn man alle aufs Spielbrett gebracht hat und trotzdem noch unterwegs zu neuen Ortschaften ist. Nur – wer außer Pirmin schafft sowas überhaupt? Abends heimst Brigitte dann als Isabella Donati für jeden Würfelwurf ein Guzzi ein und Sabine gibt den Gantulga Od. Die beiden legen sich riesige Kamelherden zu. Das hat Hans im Glück nicht vorgesehen. So werden aus Münzen phasenweise Vierbeiner.

Mombasa
Die Sache mit dem Zudecken der Bücher ist vertrackt. Ich habe einen genialen Plan für die letzte Runde und an alles gedacht. Nur nicht an das Kleingedruckte in der Regel. Ich darf ein Buch für Geld umdrehen, um mein Tintenfass weiterzuziehen – nicht zwei. 20 Punkte statt 40. Klaus vergisst gleich ganz, dass er Bücher umdrehen darf: 20 Punkte statt 40. Aber da sind ja noch die Anteile an drei überaus erfolgreichen Handelskompanien. Nur Cairo interessiert keinen.

Nova Luna
Dieser abstrakte kleine Rosenberg wird ganze fünf Mal gespielt: davon zweimal solo zur Überbrückung von Florian, wenn er von einer Wanderung zurückkehrt und alle Tische beschäftigt sind. Übrigens mit miserablen Ergebnissen.

Orakel von Delphi
Brettspielwochenende ohne Stefan-Feld-Spiel geht nicht. Florian erklärt zwei Runden die Regeln. Manche mögen es nicht, von Würfeln abhängig zu sein. Andere sammeln zu viele Wunden. Ich klopfe erst mal alle Monster und lasse die Mitspieler meine Kultstätten finden.

Port Royal
Der Gouverneur macht auch nicht immer, was man von ihm erwartet. Das muss Martin bei seiner zweiten Port-Royal-Partie ever feststellen. Aber was soll’s, die Sonne scheint, es herrscht T-Shirt-Wetter, und die Runde sitzt gemütlich im Garten des Gästehauses.

Praga Caput Regni
Eier, so viele Eier. Doch es gibt mannigfaltig Möglichkeiten und nur 16 Aktionen (plus x im unteren einstelligen Bereich). Am Ende stehe ich alleine auf der Brücke. Dank Thomas S. und Claudia als Erklär-Duo kommen Bodo und ich locker über die 70 Punkte, die wir uns als Ziel gesetzt haben.

Russian Railroads: American Railroads
Dass vier Tage Spielen an der Konzentration zehren, zeigt sich am letzten Vormittag. American Railroads ging auch schon mal schneller. Und fehlerloser, sagt Carsten.

Sag’s mir
Time’s Up ist der schönere Titel. Gelacht wird trotzdem viel, auch wenn nicht alles regelkonform ist.

Scout
Hübsche kleine Schachtel, deren Inhalt mich anfixt. Scoute ich deine 10, verdienst du einen Dollar. Verflixt, da liegt ja noch mein Auto unbenutzt herum. Ich werde am Timing arbeiten bis nächstes Jahr.

So kleever
„Bin“ soll zu „brav“ und „Laden“ passen? Es dauert ein bisschen, bis der Groschen fällt (nicht 5 Cent), aber dann sind wir begeistert. Bronze und Gelächter gleich Medaillengewinner? Nie im Leben! „Hättet ihr besser auf Nicole gehört“, sagt Pirmin.

Terraforming Mars: Ares Expedition
Das lang erwartete San Juan auf dem Mars, sagt Sven. Er ist nicht der Einzige, der es unbedingt probieren will. Jede Runde wählen die Spielenden zwischen fünf Phasen, anders als in Race for the Galaxy muss es immer eine andere als in der Vorrunde sein. Aus 208 Karten entsteht ein für Menschen bewohnbarer Mars. Sven will es sich aber nicht dort gemütlich machen, sagt er. Braucht er nicht unbedingt.

Tichu
Der Hund liegt auf dem Tisch. Sabine sagt Tichu an. Es reicht knapp nicht. Der Hund knurrt. Brigitte hat ein mieses Blatt. Sie verliert kein Wort darüber. Der Hund schläft. Carsten gibt Tipps. Peter lernt, wie er den Hund einsetzt. Florian lernt, wann er den Hund schieben muss. Carsten gewinnt.

Village Rails
Ein Spiel aus England. Dörfliche Landschaft. Leben wir im 19. Jahrhundert oder doch eher nach dem Brexit? Jedenfalls führen alle Eisenbahnlinien nach Südosten. In Richtung London, in Richtung Kontinent? Niemand weiß es. Den Zielbahnhof legen wir fest, wenn die Strecke das 4×4-Raster verlässt. Ein Spiel wie England, verschroben und kleinteilig, charmant und voll versteckter Botschaften.

Vanuatu
Thomas O. erlebt zum ersten Mal, wie Dietmar verzweifelt. Allein deswegen hat es sich schon gelohnt, das Spiel mitzubringen.

Woodcraft
Wenn Pirmin nicht Woodcraft spielt, erklärt er es anderen. Doch manchmal nutzt auch der beste Erklärer nichts, vor allem zu fortgeschrittener Stunde.

Zuletzt
Kein Spiel, aber Dank an Andrea! Ihr Snickers war meine Notration auf der Heimreise.

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