Juni 2019: Geschichten zum Lesen und Spielen

von Florian

Im Juni ging meine Spielestatistik nach oben. Nördspiel in Nördlingen! Bei Starkregen blieben wir gern in der Jufa, profitierten vom großen Spieleangebot und der Zahl der Mitspieler.

Durchs Ries geradelt bin ich dieses Jahr kaum, habe aber in der örtlichen Buchhandlung zwei Romane erworben und einen gleich vor Ort ausgelesen. Von drei Hobbys konnte ich also zwei ausleben.

Aber halt, da gibt es noch einen Zusammenhang: Ich habe in Nördlingen auch beim Spielen erstaunlich viel gelesen …

Consulting Detective, Deckscape und Babylon

Viel zu lesen

Sherlock: Der Fluch des Qhaqya

Zunächst zu einer Spielereihe, die wir schon auf unserer Deutschlandtour kennengelernt haben, die ich aber im Mai-Bericht verschwiegen habe. Unter Sherlock hat Abacus eine Serie kooperativer Kriminalfälle in Kartenform im Angebot. Bis auf den Titel gibt es keinen Zusammenhang mit dem Detektiv Sherlock Holmes, obwohl man einwenden mag, auch er habe Kriminalfälle gelöst.

Mechanisch ist jedes der Sherlock-Spiele eine Sortierübung. Es gibt hilfreiche Karten und überflüssige. Die hilfreichen müssen wir auslegen, die überlüssigen ablegen. Dummerweise bekommen wir sie zufällig auf die Hand, jeweils drei haben wir, und über die Handkarten dürfen wir in Diskussionen mit den Mitspielern nur Andeutungen machen. Die Autoren haben das Q-System getauft.

Jede Runde legt jeder eine Karte aus oder ab und zieht eine nach. Und spekuliert fleißig, unter geheimnisvollen Andeutungen. Das ist angenehm schlank und macht Spaß, wenn der Fall taugt. Allerdings habe ich mir bei der Auswertung eine dritte Karten-Kategorie gewünscht, für solche, die nicht unentbehrlich sind, aber nützlich sein können und daher in der Auslage keine Minuspunkte geben.

Die Fälle haben mir bisher alle getaugt: Der Qhaqya-Fluch, der sich mit dem berühmten Archäologen Edward Carter beschäftigt, der Letzte Aufruf über einen Todesfall an Bord eines Flugzeugs und der im Fachhandel kostenlos erhältliche Probefall Verbleib unbekannt, der zwar nicht ganz realistisch sein mag, aber doch eine gute, eine sinnvolle Geschichte ergibt.

Sechs, sieben Euro zahlt man pro Fall. Einen gibt es noch auf Deutsch, den Tod am 13. Juli, der aber der schwächste der anfänglichen Serie sein soll. Im spanischen Original liegen zwei weitere vor.

Für mich ist Sherlock die bessere Alternative zu Exit- und Escape-Spielen, die zwar teilweise gute Rätsel haben, aber kaum eine Geschichte.

Deckscape: Hinter dem Vorhang

Wo ich gerade darüber spreche. Eine Escape-Reihe haben sie bei Abacus auch im Programm, nämlich Deckscape, und auch die haben wir im Juni ausprobiert, in Nördlingen, zusammen mit Carsten. Der Fall Hinter dem Vorhang gilt als einer der besten der Reihe, die Geschichte wird gelobt, die Rätsel sollen toll sein.

Und Pustekuchen. Eine Pseudo-Geschichte gibt es, um Rätsel wie Perlen an einer Schnur zu reihen. Überwiegend unterdurchschnittliche Rätsel. Mit den Exit-Rätseln von Kosmos kann das längst nicht mithalten. Der Meinung war auch Carsten, der kurz darauf mit einer anderen Gruppe den Exit-Fall Das geheime Labor ausprobierte.

Dummerweise habe ich noch einen Deckscape-Fall ungespielt im Regal: Raub in Venedig. Sonst würde ich sagen: Nie wieder Deckscape.

Mythos Tales

Ist nur meine Meinung, klar. Ich mag gute Geschichten. Und Spiele, die eine Geschichte zu erzählen versuchen, aber scheitern, fallen bei mir automatisch durch. Dann bitte lieber ohne.

Bis heute ist Sherlock Holmes: Consulting Detective (oder in der deutschen Fassung Criminal-Cabinet) mein liebstes Kriminalspiel. Dumm nur, dass auch hier – wie bei beiden vorgenannten – jeder Fall nur genau einmal gespielt werden kann, denn dann kennt man die Lösung.

Gut, auf Gedächtnislücken warten ist auch möglich. Jeden Fall von Consulting Detective habe ich mindestens zweimal gespielt: 1987 und 2017. Aber bevor die Wartezeit zu lang wird, bin ich froh, wenn es neue Spiele mit gleicher Mechanik gibt.

Mythos Tales ist die Lovecraft-Horror-Variante von Consulting Detective. Statt einen Mord zu lösen, verhindern wir die Beschwörung eines Großen Alten. Es gibt ein paar mechanische Drehs, etwa ein anderes Wertungssystem, einen Kalender und Tageszeiten. Aber das Prinzip ist identisch. Wir besuchen Häuser auf einem Stadtplan, bis wir glauben, die Lösung zu kennen. Dann stellen wir uns dem Fragenkatalog.

Ich habe in den Achtzigern und Neunzigern öfter mal das Rollenspiel Call of Cthulhu gespielt und seither ein gespanntes Verhältnis zur Lovecraft-Thematik im Spiel. Wenn mit Feuerwaffen auf Monster geschossen wird, ist das für mich nicht ein sinnlicher Schrecken, sondern schrecklicher Unsinn. Dann doch lieber Orks und Trolle metzeln.

Von Mythos Tales habe ich auf der Nördspiel nur ein Abenteuer gespielt. Das war nicht besonders gruselig, aber thematisch stimmig. Auch erweist sich Lovecraft-Vorwissen als zweischneidiger Vorteil, was ich gut finde. Ja, ich glaube, Mythos Tales wird bei Gelegenheit angeschafft, wenn wir eines Tages nicht mehr fünf andere Deduktionsspiele mit ungelösten Fällen herumliegen haben.

Lovecraft Letter

Zum Schluss noch ein Lovecraft-Spiel, das mir im Juni Freude gemacht hat: Lovecraft Letter. Klar ist das „nur“ eine Love Letter-Variante, aber a) für bis zu sechs Spieler, b) mit längeren Kartentexten und c) mit etwas mehr Einfluss, etwas mehr Story. Ich könnte euch Geschichten erzählen vom einsamen Kampf gegen den Wahnsinn, aber auch von den enormen Möglichkeiten, der gewaltigen Macht, die ein Wahnsinniger so hat …

Aber probiert es doch lieber selbst aus. Ich muss jetzt noch etwas lesen. In einem schwarz eingebundenen Wälzer mit dem Titel Von unaussprechlichen Kulten. Der Autor heißt Friedrich Wilhelm von Junzt. Kennt den wer? Ich sage euch gleich mal ein Gedicht daraus auf mit dem Titel „Die Befreiung des Reisenden der Lüfte“. Achtung, es geht los: Iä …

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