Jugend trainiert (nicht) für Herne

von Florian

Unser Spieletreff-Chef Michael hat seinen WordPress-Zugang verlegt, weshalb dieser Beitrag nicht unter seinem Namen erscheint. Aber was soll’s – Hauptsache, wir erfahren endlich, wie es am Sonntag auf der Regvor in München gelaufen ist:

„Zu viel Training schadet nur“ schien die diesjährige Devise in der Vorbereitung auf die RegVor zu sein. Konkurrierende Termine hatten die Anzahl der Übungspartien auf ein ungewohnt niedriges Niveau gedrückt, trotzdem starten die Cracks von „Vierkirchen verspielt“ mit jugendlich unbekümmerter Zuversicht in den Tag. Kein Wunder, denn meine drei Mitspieler sind zusammengenommen genauso alt wie ich – fast ein waschechtes B-Jugend-Team.

Jo und seine Mannschaft haben wie immer ganze Arbeit geleistet und das Turnier perfekt organisiert. 15 Mannschaften haben diesmal den Weg ins Wirtshaus im Isartal gefunden – und alle pünktlich, trotz teilweise weiter Anreise – die „Kellerkinder“ waren bereits um halb sieben aufgebrochen.

Ernüchtert

Der erste Blick auf die Auslosung ist ernüchternd. Vierter bei Kingdom Builder und Zweiter bei Marco Polo, das hätte ich mir genau andersherum gewünscht. Felix ist erleichtert, dass er die Mannschaftskürzel von U++ und Spuiratzen nur bei Qwixx auf dem Zettel findet – im Glücksspiel sind die Chancen immer noch am höchsten, gegen die Seriensieger der letzten Jahre zu punkten.

Ich sitze schon beim Aufbau von Kingdom Builder, als mich von Vinnie die Frage erreicht, ob man das erste Plättchen zwingend am Rand einsetzen muss. Geht ja gut los, aber ich schiebe das Thema beiseite, denn ich habe entdeckt, dass es Schiffe gibt, die bei dem vor uns liegenden Spieltableau eine große Rolle spielen können. Schiffe sind knapp – und ich bin wie gesagt als Letzter am Zug.

Mit am Tisch sitzen Markus von „Dank überlegener Geisteskraft“, Nick von den Zugspitzzockern und Rainer von den Pandabeeren – seine kleidsame Pandastrickmütze mit Erdbeerbommeln legt er allerdings ab, um besser denken zu können.

Ebenbürtig

Und dann läuft es – besser als in meinen kühnsten Träumen erhofft. Ich bekomme als Erster die Schiffe, habe nach drei Runden fünf Bonusplättchen vor mir liegen und bin in allen vier Quadranten vertreten. So kann ich von Anfang an auf die Bauern hinarbeiten, die reichlich Punkte geben, wenn man sich gleichmäßig über das Spielfeld ausbreitet. Nebenbei erobere ich die horizontalen Reihen und die eine oder andere Stadt, die Bergleute vernachlässige ich, und obwohl ich im letzten Zug drei Punkte durch falsches Durchzählen der Bauern verschenke, reicht es knapp zum Sieg. Zweiter wird Markus, der mit nur zwei Bonusplättchen erstaunlich zäh dagegen gehalten hat.

Vinnie wird Vierter und Felix schrammt um einen Punkt am zweiten Platz vorbei. Im Gegenzug profitiert Karen von einem Tipp ihrer ärgsten Konkurrentin. Der zweite Platz mit zwei Punkten Vorsprung und das Gefühl, sich ausführlich entschuldigen zu müssen, sind der Lohn. Elf Mannschaftspunkte in der ersten Runde sind zumindest mal solider Durchschnitt.

Vor der Mittagspause stehen nun noch zwei Runden Qwixx auf dem Zettel. Totale Entspannung am Tisch, die Würfel fallen, wie sie wollen, und ich gewinne knapp die erste Runde. In der zweiten Runde läuft es dann genau umgekehrt, so dass in der Endabrechnung fast kein Unterschied festzustellen ist. Die Rangaddition ergibt je einmal 5,5 und 4,5, sowie zweimal 5 Punkte. Im Tie-Break werde ich damit Dritter, Sven von den „Fab Four“ gewinnt und Martin von „Ohne Risiko mit 4 Nebenwirkungen“ ist der glückliche Zweite, in Gedanken aber schon bei Marco Polo, das er nach über 200 Online-Trainingspartien gerne gewinnen möchte (was letztlich auch gelingt). Außerdem muss er des Längeren auf seine Rostbratwürstel warten, die dann auch noch kalt sind. Die Wirtin bedeutet ihm mit münchnerischer Höflichkeit, dass das sicher ganz allein seine Schuld sei, aber er nimmt es mit bemerkenswerter Gelassenheit.

Karen wird ebenfalls Dritte, Vinnie strahlt, dass er es mit seinem zweiten Platz „wieder gutgemacht“ habe, und Felix berichtet augenzwinkernd, dass er U++ und den Spuiratzen seine Taktik aufgezwungen und damit gewonnen habe.

Entspannt

Marco Polo spielt sich angenehm, auch wenn früh klar wird, dass ich mit dem „Kellerkind“ Daniel nur um Platz drei kämpfen werde. Es gelingt mir im Spielverlauf, fünfmal gegen Einsatz eines Kamels neu zu würfeln und jedes Mal das vorherige Ergebnis genau zu treffen – viermal die Eins und einmal die Zwei. Pech, aber ehrlich gesagt nicht spielentscheidend. An der Spitze ziehen Annett und Simon unaufhaltsam davon. Schachspieler Simon hat als Einziger eine Kombination von Bonuskarten entdeckt, die wir alle nicht erkannt haben, und löst als Kubilai Khan jede Runde zweimal einen reichen Bonussegen aus, der ihn mit Ressourcen geradezu überschwemmt.

Am Ende bedanken wir uns reihum für die nette Spielrunde – tatsächlich gilt das allerdings ausnahmslos für alle sechzehn Partien, bei denen ein Vierkirchner am Tisch saß. Keine verbissenen Wettkämpfer und keine ermüdenden Grübler – so macht Spielen Spaß.

Felix fehlt erneut ein Punkt, diesmal auf Platz drei, Vinnie wird wie ich Dritter – allerdings ist es dort deutlich knapper, den Ersten trennen nur 8 Punkte vom Vierten – und Karen gewinnt ihre Partie, womit wir als Team immer noch einen guten Schnitt spielen.

Erfolgreich

Und dann kommt Port Royal. Vinnie vertraut mir an, dass das sein Sorgenkind sei. Was ich nicht wusste: Er hat es noch nie gespielt, lediglich die Regeln gelesen und mit seinem Vater darüber diskutiert. Ich gebe ihm schnell noch den Tipp, es mit einem Admiral zu versuchen, wenn der passend auf den Tisch kommt, dann trennen sich unsere Wege.

Nachdem wir anfangs reihum ganze Flotten versenken, weil die gleichfarbigen Schiffe blöd im Stapel liegen, geht es für mich ganz gut los. Nach ein paar Runden liegen ein Matrose, ein Admiral und sogar ein Gouverneur vor mir, dann wird es aber überraschend etwas zäh. Xaver von „Fo(u)r get it“ sammelt munter Punkte und löst letztlich mit zwölf Punkten die Schlussrunde aus. „Erdbärin“ Sabrina hat schon keine Chance mehr, deckt aber fröhlich weitere Karten auf. Wenn dabei eine Dreierkarte auftaucht, ist klar, dass Christian von „Dani und die Ackermänner“ sie sich unter den Nagel reißen und damit den entscheidenden zehnten Punkt im Kampf um Platz zwei machen wird. Ich sitze ganz hinten und habe nur drei Gold, also keine Chance mehr, zu kontern. Und so kommt es. Sabrina scheint damit zur (Vize-)Königsmacherin zu werden, allerdings sind zwischenzeitlich noch ein Boot mit zwei Gold und eine Viererkarte aufgetaucht. Jetzt ist auf einmal Xaver in der Rolle des Königsmachers, was uns aber erst auffällt, als er das Schiff durchgelassen hat, wodurch ich auf einmal fünf Gold zur Verfügung habe, den zehnten Punkt erwerbe und mit dem übrigen Gold den Tie-Break für mich entscheide. Christian ist nur kurz etwas verärgert, gefühlt wäre hier ein geteilter zweiter Platz das Fairste gewesen.

Felix gelingt es im letzten Zug, mit einer erfüllten Expedition vom vierten noch auf den geteilten ersten Platz vorzustoßen, Karen gewinnt (und wird damit mit 15 Punkten erfolgreichste Vierkirchnerin) und Vinnie – gewinnt! – und zwar mit dem Admiral. Das ist der Hammer, Training wird tatsächlich völlig überbewertet. 17 Teampunkte im letzten Spiel katapultieren uns weit nach vorn. Mit insgesamt 50 Punkten reicht es für Platz drei, hinter „Fo(u)r get it“ und „Schachmatt“ mit 54 beziehungsweise 52 Punkten, die jetzt zum Finale nach Herne fahren dürfen. Glückwunsch!

Damit setzen wir die stolze Vierkirchner Tradition fort, von jeder RegVor mit mindestens einem Spiel als Preis heimzufahren. In diesem Fall komplettiert Vinnie die Familienspielesammlung mit Istanbul, und wir nehmen Evolution mit. Gleich morgen beim „normalen“ Spieleabend werden wir das ausprobieren.

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