Eigentlich

von Nicole

2016 ist das Jahr der Brettspiel-Wochenenden. Es ist nicht das „Hurra, wir fahren nach Herne“-Jahr. Eher: Jetzt reicht es erst mal mit der Regvor. Es ist auch das Jahr, in dem ich eine Buchstabenkombination kennen und schätzen lerne, die ich mir nicht merken kann. Irgendwo zwischen CSU und LGBT, nur dass es um Spiele geht. 2016 ist ein gutes Jahr.

Yucata in Wiesbaden und Baden in Kempten

Es beginnt mit „Yucata offline“ im Januar in Wiesbaden, organisiert von Veda Ssu. Lauter nette Menschen, mit denen ich bisher nur online auf yucata.de gespielt habe. Dazu ein paar, die dort nicht vertreten sind, aber auch nett und gerne spielen. Wenn man Bo nach seinem Lieblingsspiel des Wochenendes fragt, dürfte es auf Katakomben hinauslaufen. Jedenfalls muss es sein Vater gleich danach kaufen. Für mich ist es Codenames. Den ganzen Sonntag spielen wir in wechselnden Besetzungen. Unvergessen ist Morgentoilette zwei – Wasser, Gesicht.

Die Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft im Februar läuft nicht wie erhofft. Ich mag nicht mehr. Schade, dass im Herbst für 2017 zum ersten Mal seit meinem Debüt 2014 vier Spiele ausgewählt werden, die ich alle richtig gut finde.

Im Mai geht es weiter mit dem Kempten-Wochenende des Brettspieltreffs Stuttgart. Florian radelt mittwochs hin und gehört zu den Ersten. Ich bin noch bei „Lucia di Lammermoor“ und komme am Donnerstag per Zug nach. Es ist heiß, und das Schwimmbad liegt nebenan. Trotzdem schaffen wir es nur mit Mühe, einmal täglich ins Wasser zu hopsen. Die Berge außenrum bleiben unerwanderte Kulisse der Schafkopfrunden auf der Hotelterrasse. Schafkopf wird immer dann gespielt, wenn Peter und Carsten aus der 18er-Runde verschnaufen müssen. Florian und ich gehören nicht dazu, knabbern aber auch gerne ein paar Salzbrezeln zwischen Mombasa, Snowdonia, 7 Wonders, natürlich wieder Codenames und Nebel über Valskyrr.

Jahresende im Hochformat

Anfang September besucht uns Thomas aus Stuttgart. Wieder zweieinhalb Tage Spielen, dazu eine kleine Radtour in den Biergarten und ein paar Runden Pairs zur dunklen Radlermass. Eine Woche später sind wir beim hessischen Thomas und seiner Anne. Zweieinhalb Tage Spielen, diesmal mit dem Time-Stories-Abenteuer Hinter der Maske, aber ohne Biergarten. Dafür grillen wir auf dem Balkon.

Ende Oktober geht es weiter mit dem Nördlingen-Wochenende der Stuttgarter. Wir radeln hin, der Kälte wegen an zwei Tagen. Mit im Gepäck: Das Orakel von Delphi, Automobiles, Das Ende des Triumvirats. Und die Vorfreude auf die Essen-Neuheiten First Class und American Railroads, die Peter mitbringen will, sowie Attika, das netterweise Michael einpackt, obwohl er uns gar nicht kennt. Wieder fünf Tage voller Spiele und, weil nachts zu aufgekratzt, wenig Schlaf. Man will auch nichts verpassen am Morgen. Wir lernen unser erstes Exit-Spiel kennen, Die verlassene Hütte, umrunden Nördlingen zur Hälfte auf der Stadtmauer, essen Pizza und Muscheln mit Carsten, trinken richtig guten Kaffee mit Peter und Tilo und verpassen freiwillig den Zug, den ich mir für die Rückfahrt ausgesucht hatte. War es, weil wir noch ein First Class spielen wollten? Oder Codenames? Oder Snowdonia? Kutschfahrt zur Teufelsburg? Ich weiß es nicht mehr.

Der Gegenbesuch unserer hessischen Freunde folgt zwischen den Jahren. Drei Tage, in denen der Spielestapel stetig wächst, obwohl wir Delphi, Augustus, Yucata, auch das 8-Minuten-Imperium und Roll For The Galaxy je zweimal spielen. Traditionell machen wir am Ende eines solchen Spieletreffens ein Erinnerungsfoto mit Stapel. Es läuft langsam auf ein Hochformat hinaus.

Unser Spiel des Jahres 2017: Das LCG zum Herrn der Ringe

Thomas und Anne möchten Der Herr der Ringe: Das Kartenspiel (LCG) kennenlernen. Und hier bin ich beim Eigentlich angelangt. Eigentlich ist 2016 das Jahr der Brettspielwochenenden. Logisch wäre es, eines der dort häufig gespielten Spiele zu unserem Spiel des Jahres zu machen. Codenames zu Beispiel, das sich auch ganz hervorragend mit nichtspielenden Verwandten spielen lässt. Aber es ist nur auf Platz drei gelandet. Hinter Roll For The Galaxy, das wir so ziemlich jeden Monat mehrmals auf dem Tisch haben. Ein Roll geht immer, auch abends nach der Arbeit. Und ist immer wieder anders. Mal mit, lieber aber ohne Erweiterung.

It’s a living thing

LCG ist die Zauberformel: Living Card Game. In Kempten probieren wir das konfrontative Game of Thrones LCG aus. Besser gefällt uns das Herr der Ringe LCG, erschienen bereits 2011, an dem wir uns zu dem Zeitpunkt seit etlichen Wochen abarbeiten. Wäre der Suchtbegriff nicht negativ besetzt, ich würde von Sucht sprechen. Das Grundspiel hält nicht lange vor, die Zusatzabenteuer stapeln sich. Von Eowyn bin ich inzwischen zu Dain Eisenfuß und seinen Zwergen gewechselt. Wobei Aragorn und ein reines Taktikdeck neulich auch reizvoll waren.

Gerade während ich schreibe, nimmt es Florian wieder alleine mit den Trollen der Hobbit-Erweiterung auf. Den ersten hat er erledigt, zwei weitere warten noch. Das sieht nicht gut aus. Wenn wir Herr der Ringe spielen, spielen wir wochenlang so gut wie nichts anderes. Höchstens mal ein Roll zwischendurch. Deswegen verordnen wir uns nach bestandenen Abenteuer-Sets Pausen. Es gibt ja auch noch so viele andere gute Spiele.

Auch wenn Der Herr der Ringe – das Kartenspiel unser Spiel des Jahres ist, verbringt es den Silvesterabend im Regal. Wir wollen Orléans: Die Invasion spielen. Die kooperative Variante. Mit Thomas und Anne sind wir gerade knapp gescheitert. Da sollte eigentlich noch was gehen.

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