Gelobtes Lucca

von Nicole

Kaum kommen wir einen halben Augenblick zu spät, hat sich schon eine große Jenga-Runde gefunden. In Erwartung weiterer Mitspieler überbrücken sie zu acht die Anfangsminuten. Fast sieht es so aus, als ob Anna uns zuliebe für ein schnelles Ende sorgen würde, doch unendlich behutsam löst sie den Holzklotz, ohne dass alles in sich zusammenfällt.

Nun gut, das kann dauern, da sind Profis am Werk. Florian und ich entscheiden schnell, dass wir die Wartezeit ebenfalls nutzen. Für ein flottes Port Royal zu zweit. Meine Chance, nicht schon wieder Vierte zu werden, ist also glänzend.

Profis am Werk

Profis am Werk

Nicht mal Zweite werde ich, wir brechen ab, als Jochen auftaucht. Er will sich Carrara erklären lassen, und wir sind nur allzu bereit. Der Verlag empfiehlt, das Spiel mehrmals in der Grundversion zu üben, bevor man die Erweiterung ausprobiert. Doch Jochen ist ja nicht dumm. Der kapiert das auch so. Drei Gebäude, die fünf oder mehr Steine kosten, brauchen wir, dazu ein Achter-Bauwerk. Das passt gut zusammen, macht zwei Fünfer und einen Achter. Dazu ein Holzobjekt-Vierling. Und in der Schlusswertung werden nochmals die billigsten Gebäude jeder Art gewertet. Alles klar?

Ich habe gerade die Scheibe zum ersten Mal gedreht und neue Steine aufgelegt, da kommt ein ganzer Schwung Nachzügler. Die sechs minderjährigen Flüchtlinge aus dem ehemaligen Kindergarten nebenan hatten vergangene Woche so viel Spaß mit uns, dass sie gleich wieder vorbeischauen.

Michael verlässt den Wilden Westen, bevor Colt Express zu Ende erklärt ist, und widmet sich zusammen mit Karen den Jungs und ihrer Betreuerin. Heckmeck am Bratwurmeck, Uno und noch ein, zwei andere Spiele kommen auf den Tisch, die mir entgehen, weil ich voll darauf konzentriert bin, eine Achter-Villa ins billige Lérici zu setzen. Bedingung eins ist erfüllt. Als Belohnung suche ich mir das Lucca-Aufwertkärtchen aus. Jetzt gibt es da drei statt zwei Siegpunkten und dazu noch ein Geld. Das nutze ich weidlich, baue gleich mal eine Fünfer-Villa nach Lucca und dazu noch einen Zweier-Palast. Das gibt schön viele Punkte bei Lucca- und Villenwertung und katapultiert mich nach vorne. Und da bleibe ich auch bis zum Spielende. Florian und Jochen kommen beide exakt auf 50, ich kann ein paar mehr vorweisen.

Uno wird gewinnen

Uno wird gewinnen

Für Die Burgen von Burgund reicht die Zeit nicht mehr, also ein kleines Race for the Galaxy. 2014 hat Jochen in dem Spiel auf der Regionalvorentscheidung zur Deutschen Brettspielmeisterschaft den zweiten Platz gemacht, seitdem aber eher wenig erkundet, entwickelt, gesiedelt, verbraucht und produziert. Es dauert einen Moment, bis er wieder reinfindet. Doch dann ist es zu spät. Florian schafft ein beeindruckendes Imperium, und dank zweier Sechserentwicklungen ist er noch immer am Punktezählen, als Jochen und ich schon längst nichts mehr zu tun haben.

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