Vorweihnachtliches Verhör

von Florian

Warum erscheint dieser Spielbericht fast eine Woche verspätet?

War viel los. Nikolaus. Weihnachtsfeier. Und Adventskalender.

Bis Weihnachten sind es noch über zwei Wochen. Und Bischof Nikolaus von Myra starb den Historikern zufolge um 350 nach Christi Geburt.

Der Nikolaus lebt aber doch in den Bräuchen, vor allem für die Kinder. Und mit meinen Kollegen feiere ich nicht am 24. Dezember, sondern lieber ein paar Tage vor Christi Geburt.

Der Nikolaus lebt wohl eher in den Bäuchen der Kinder. Und inwiefern könnte denn bitte ein Adventskalender die maßgebliche Verzögerung erklären?

In meinem Adventskalender steht jeden Tag der Name eines Brett- oder Kartenspiels aus unserer Sammlung, das eine Weile vernachlässigt wurde. Das spielen Nicole und ich möglichst am gleichen Tag. Und zu spielen ist schließlich wichtiger als übers Spielen zu schreiben.

Musste demnach auch am Spieleabend 2. Dezember ein Adventskalenderspiel abgehakt werden?

Erst zum Schluss. Es war Die Siedler von Catan – Würfelspiel, und zumindest Jochen hat ganz ohne Abhakzwang mitgespielt.

Günstiger wäre es, in diesem Text die ohnehin schon ungeduldigen Leser nicht zu verwirren und am Anfang anzufangen, was schon Lord Byron nach eigener Aussage vorgezogen hat. Welches Spiel aus dem riesigen Sack wurde den armen Mitspielern zuerst aufzwängt?

Den Nikolaussack habe ich dann doch lieber weggelassen und die gute alte Sporttasche genommen. Nico – alles Gute nachträglich zum Namenstag – und Felix wollten gerne Race for the Galaxy lernen, Nicole – oh, hoppla, auch alles Gute – brachte es ihnen bei. Und ich spielte Im Wandel der Zeiten – Würfelspiel – Bronzezeit mit Sarah, Karen und Julian.

Hoffentlich im roten Umhang und mit Rauschebart?

Äh, nein. So weit ging das Brauchtum nicht. Nicht einmal mein Opa hatte einen Vollbart, und sein Enkel findet schon im Dreitagebart furchtbar viele graue Haare. Keine Experimente. Darum auch einfarbiges Hemd.

War wenigstens Julians T-Shirt, im Vierkirchener Spieletreff ein beliebtes Konversationsobjekt, polychrom?

Ich glaube schon.

Rotweiße Hexaeder?

Die Holzwürfel waren entschieden monochrom.

In welcher Hinsicht erwies sich der Spieleabend noch als monoton und repetitiv?

In thematischer, denn dreimal wurden Zivilisationen quasi aus dem Nichts aufgebaut. Aber auch in mechanischer, denn in drei von vier Partien bestand jeder Spielzug darin, bis zu sieben Würfel bis zu dreimal zu werfen.

Wie lässt sich die Differenz aus der Gesamtzahl der Spiele und der Partien erklären?

Im Wandel der Zeiten – Würfelspiel wurde zweimal gespielt.

Gab es Einwände wegen des exzessiven Einsatzes aleatorischer Hilfsmittel?

Der eine oder andere empfand sie wohl als Pendant zum Schleuderbrett im Zirkus. Man kann damit Salti schlagen, aber auch mit der Nase voraus nach Erdöl suchen. Wenn zum Beispiel die Seuche zum vierten Mal durchs Herrschaftsgebiet zieht, ohne dass man je die nötigen Münzen gehabt hätte, um die Pharmaindustrie zu erfinden, oder wenn die Bevölkerung von nur sechs Städten völlig ohne Vorwarnung den Aufstand probt.

Wen favorisierte Fortuna?

Sarah und Julian bei ihren Siegen in der Bronzezeit, Nicole in Augustus. Florians Sieg im Siedler-Würfelspiel hingegen kam allein durch überlegene strategische Entscheidungen zustande. So etwas sage ich übrigens generell gern in der dritten Person, um gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen.

Wurde Bingo gerufen oder Ave Cäsar?

Selbstverständlich Ave Cäsar.

Was wurde nicht gespielt?

Weder Rudi Hoffmanns Ogallala noch Abalone von Michel Lalet. Beides hätte mir eine saubere Überleitung zur Laletik ermöglicht.

Versucht dieser Artikel eigentlich, durch Überlänge seine Verspätung wettzumachen?

Ach, naja. Von Clausewitz schreibt zu diesem Thema: „Wer sein Pulver verschossen hat, sollte zu bajonettieren verstehen.“

Hinweis: Auch für diesen Spielbericht waren fünf Wörter vorgegeben.