Zwölf Vierkirchner spielen in München

von Florian

Der Blog „Spielen in Vierkirchen“ startet mit einer Themaverfehlung. Gestern haben wir in München gespielt.

Für drei Teams mit je vier Mitspielern war es der erste Besuch einer regionalen Vorentscheidung zur deutschen Brettspiel-Meisterschaft. Wir hatten uns als Spielvereinigung Vierkirchen angemeldet – mit den Mannschaften D-Jugend, B-Jugend und Mixed Masters.

Ich selbst spielte bei den Mixed Masters, die leider gründlich durchgerüttelt wurden. Mit Nicole, Carmen und dem anderen Florian hatte ich wochenlang geübt. Alle drei erwischte die Grippe – gute Besserung! Von zwei Ersatzspielerinnen aus der B-Jugend, die netterweise eingesprungen wären, war eine so kurzfristig verhindert, die andere auch krank. Am Ende traten Jochen, Dominik und Christian an – von denen nur Dominik wirklich vorbereitet war. Jochen lernte das komplexe Strategiespiel Burgen von Burgund am Vorabend der Meisterschaft. Christian brachten wir die Regeln des Würfelspiels King of Tokyo auf der Anreise in der S-Bahn bei.

Spielszene

Das von Jo Weigand perfekt vorbereitete und gelassen geleitete Turnier begann mit den Burgen von Burgund. Ich war selten nervös bei den ersten Zügen. Nette Mitspieler, die auf vergessene Punktewertungen aufmerksam machten, halfen mir darüber hinweg. Als Startspieler konnte ich ganz nach Plan agieren. Ich begann oben rechts auf dem von Stefan Feld entworfenen Meisterschaftstableau und schnappte mir im ersten Zug eine Mine, um die Barriere rechts vom Startfeld zu durchbrechen. Freundliche Würfel halfen mir, zwei lange Arme übers ganze Spielbrett wachsen zu lassen. Dadurch konnte ich mit so gut wie jedem Würfelwurf etwas anfangen – ich hatte immer ein Feld mit der passenden Zahl in Reichweite. Auch war ich so der Erste, der alle vier Burgen platziert hatte.

Im vierten von fünf Durchgängen war die kritische Phase erreicht. Würde ich meine große Rinderwiese vollenden können – und auch die große Stadt links unten abschließen? Beides gelang und brachte je über 30 Punkte. Der fünfte Durchgang war nahezu entspannt. 269 Punkte waren zwar etwas weniger als noch beim Abschlusstraining am Vorabend, reichten aber für den Sieg.

Mein persönliches Ziel war einfach nur gewesen, nicht in jedem Spiel Letzter zu sein. Jetzt hatte ich gleich zum Start eins meiner Lieblingsspiele gewonnen.

Schweigen beim Schweinebraten

Es folgte das Stichkartenspiel Wizard, das ich auch gern mag. Ich erwischte einen guten Start. Als ich später zweimal patzte, traf es glücklicherweise auch meinen stärksten Konkurrenten am Tisch, meinen rechten Nachbarn. Die letzten Runden liefen erstaunlicherweise völlig glatt, wozu Kartenglück beitrug – kaum einmal allein stehende mittlere Werte, viele Zauberer. Mit 440 Punkten belegte ich auch hier den ersten Platz. Mehr konnte ich nie erwarten. Unzufrieden war nur ein Mitspieler, der mir in scharfem Ton vorwarf, ich hätte gezielt die falschen Stiche gemacht. Halt die, die auch er gern gehabt hätte.

Gerade am Wizard-Tisch wurde leider das Mittagessen serviert. Nach dem kleinen Eklat aß ich den Schweinebraten bei eher schlechter Stimmung und suchte gleich anschließend lieber meine Mitspieler, als noch länger im eisigen Schweigen sitzen zu bleiben.

Von dieser einen Ausnahme abgesehen herrschte aber eine freundliche, entspannte Stimmung an allen Spieltischen. Ich erfuhr viel über das Finale in Herne, das einige schon einmal besucht hatten, und über die anderen Mannschaften.

Große und kleine Erfolge

Auch von den anderen Vierkirchnern kamen Erfolgsmeldungen. Die kleine Karen holte insgesamt drei Siege und erreichte am Ende 16 von 20 Punkten – einfach sensationell. Einer ihrer Gegner äußerte später an einem anderen Tisch, an dem auch Karens Bruder saß: „Also bei mir läuft es heute überhaupt nicht. Und jetzt hat mich auch noch ein kleines blondes Mädchen abgezockt.“

Ebenso erfolgreich war Thomas. Beide spielten für die D-Jugend – Thomas allerdings zusammen mit Michael als Betreuer. Michael hatte Pech und starke Gegenspieler. Somit fuhr einer des spielstärksten Vierkirchner die wenigsten Punkte ein.

Auch Felix war nicht ganz zufrieden. Er gewann zwar – unter anderem gegen mich, der ich Dritter wurde – King of Tokyo souverän, beendete die anderen drei Spiele aber als Letzter. Immerhin durfte er in Burgen von Burgund gegen Spieleautor Karl-Heinz Schmiel antreten. Und weil er „Kalle“ regelmäßig an übersehene Wertungen erinnerte, schenkte der ihm ein signiertes Exemplar von Was sticht!

Felix‘ Vater Michael, der vor Jahren selbst ein nicht besonders bekanntes, aber gutes Spiel bei F.X. Schmidt veröffentlicht hat, sagte seinem Sohn: „Siehst Du, jetzt kennst Du schon zwei Spieleautoren!“ Felix darauf: „Wieso, wer ist der andere?“

Am wenigsten habe ich von der B-Jugend mitbekommen. Simon und Lukas berichteten von mittleren Platzierungen oder ärgerten sich über knapp verpasste Siege. Julian aber traf ich nach Wizard auf der Toilette. „Ich habe gewonnen!“ – „Ich auch!“

Und mit einem weiteren B-Jugendlichen, Philipp, saß ich bei Stone Age am Tisch. Leider waren wir beide chancenlos. Ich bemühte mich, den schräg gegenüber sitzenden Hungerstrategen nicht zu stark aufkommen zu lassen, indem ich gezielt einen Häuserstapel dezimierte, um das Spiel schnell zu machen. Es misslang. Ich wurde knapp vor Philipp Dritter, obwohl er immerhin sieben Zivilisationskarten gesammelt hatte.

Ein arrangierter Sieg?

Ganz verschwiegen habe ich bis hierher das Abschneiden meiner drei direkten Mannschaftskollegen. Last-Minute-Aushilfe Jochen sammelte wie ich 14 Punkte. Dominik spielte konstant stark wie auch immer im Treff, was 12 Punkte brachte. Und Christian, der erst am Vortag von seiner Teilnahme erfahren hatte, landete zwar in seiner ersten kompletten Tokyo-Partie auf dem letzten Platz, machte aber sowohl bei Burgund als auch bei Wizard den Zweiten und gewann zu seiner Verblüffung das abschließende Stone Age. Sein Kommentar: „Das gibt’s doch nicht, das müsst Ihr doch arrangiert haben!“

Mitgezählt? Wir kamen auf 52 von 80 theoretisch möglichen Punkten. Das brachte uns Rang vier unter 19 Teams! Einen Platz entfernt von der Qualifikation für Herne! Als Neulinge nur durch Tiebreaker von den Drittplatzierten geschlagen! Und dann belegten wir auch noch den ersten Rang, für den es eine Siegprämie gab – wir wählten das bei Ravensburger erschienene Wolfgang-Kramer-Spiel Seeland.

Preis für Platz 4

Ausgelassen quatschten wir in der Bahn zurück nach Vierkirchen. Insbesondere die B-Jugend schmiedete Pläne für lange Spielenachmittage und das Turnier im nächsten Jahr, während wir älteren Herren an die Epoche zurückdachten, als wir auch noch Tage und Nächte mit Diplomacy verbringen konnten. Es war schön, dabei zu sein – und sicherlich das schwerste Los, die Meisterschaftsqualifikation wegen einer Erkrankung zu verpassen.